Fraktur des Orbitabodens: Innovatives Implantationssystem entwickelt14. Januar 2025 Mit dem neuen Implantationssystem lässt sich das Implantat über den Nasengang unter die Augenhöhle einsetzen.Foto.© Moritz Burger Bisher werden Frakturen des Orbitabodens über einen komplikationsbehafteten Unterlidzugang behandelt. Ein neuartiges Implantationsverfahren ermöglicht einen minimalinvasiven Zugang zur Fraktur über den Nasengang und die Kieferhöhle. Entwickelt wurde das Implantationssystem inklusive Implantat im Rahmen der Promotion von Dr. Moritz Burger am Labor für Medizinprodukte, einem Mitgliedslabor des Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE). Stürze oder Unfälle können gerade bei älteren Menschen zu einem Bruch des Augenhöhlenbodens führen. Diese Frakturen sind nicht nur schmerzhaft, sondern können auch das Sehvermögen einschränken. In vielen Fällen ist ein operativer Eingriff medizinisch notwendig. Bisher wurde dabei ein Implantat über das Unterlid eingesetzt. Dieser Eingriff führte häufig zu Komplikationen und kann im schlimmsten Fall beim Einsetzen den Sehnerv beschädigen. Risiken bei einer OP vermeiden: Zugang über die Kieferhöhle Prof. Thomas Kühnel vom Universitätsklinikum Regensburg entwickelte bereits vor einigen Jahren eine minimalinvasive Behandlungsmethode. Dabei erfolgt der Eingriff über die Nase und die Kieferhöhle, die unter dem Orbitaboden liegt. Ein passendes Implantat und Implantationssystem fehlten jedoch bisher. Dieses entwickelte Burger im Rahmen eines von der Bayerischen Forschungsstiftung geförderten Projektes. „Prof. Dr.med. Kühnel ließ mich zunächst bei Operationen zusehen“, erzählt Burger. „So konnte ich mir selbst einen Eindruck verschaffen, welche Probleme es gibt und welche Anforderungen ein Implantat erfüllen muss – für die Patientinnen und Patienten, aber auch für die Ärztinnen und Ärzte als Anwendende.“ Vom Konzept zum Design: Burger entwickelte Prototyp Im Labor für Medizinprodukte an der Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Regensburg startete Burger mit der Feinarbeit. Er wertete zahlreiche klinische CT-Scans aus, um die Anforderungen an das Implantat sowie das Implantationssystem zu definieren: Wie groß darf das Implantationssystem maximal sein? An welcher Stelle tritt der Bruch auf? Was muss das Implantat können? Ein Schädel aus dem 3D-Drucker bildete die Anatomie detailgetreu ab und ermöglichte es, das Design daran anzupassen. Eine wichtige Voraussetzung: Das Implantat muss durch eine circa zwölf Millimeter große Öffnung eingeführt werden und sich dann an die Bruchstelle anpassen. Gemeinsam mit dem Industriepartner Gerresheimer Regensburg GmbH in Wackersdorf fertigte Burger einen serientauglichen Prototyp. Bei diesem ist das Implantat zunächst aufgerollt und auf der Spitze des Implantationssystems platziert. Durch einen Betätigungshebel für den Chirurg wird das Implantat durch die Mechanik in der Spitze des Implantationssystems entfaltet, spreizt sich in die Kieferhöhle und drückt den Bruch zurück in die Ausgangsform. Bei Bedarf könne das Implantat millimetergenau modelliert werden. Für seine Doktorarbeit erhielt Burger den BioPark Innovationspreis 2024. Von der Forschung in die Praxis: Wie geht es weiter? Rund 1500 Brüche des Orbitabodens würden jährlich in Deutschland auf die herkömmliche, komplikationsbehafte Weise operiert. Bis das neue Implantationssystem zum Einsatz kommen könnte, dauert es allerdings noch. Prof. Thomas Schratzenstaller leitet das Labor für Medizinprodukte und war der Doktorvater von Burger. „Gerne würden wir das neue Implantationssystem gemeinsam mit Industriepartnern auf den Markt bringen und somit die bisherige Methode ablösen. Eine Zulassung kann jedoch bis zu fünf Jahre dauern.“ Bereits zu Beginn der Doktorarbeit haben Burger, Schratzenstaller und Kühnel ein Patent für ihre gemeinsame Arbeit angemeldet.
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