Frakturen per Ultraschall diagnostizieren

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Bei Verdacht auf eine Fraktur kommt in der Regel die Röntgenbildgebung zum Einsatz. Oft kann die gesundheitsschonendere Ultraschalldiagnostik präzisere Untersuchungsergebnisse liefern, darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) hin. Vor allem Kindern könnten profitieren, da sie fünf- bis zehnmal empfindlicher auf Strahlenbelastung reagieren als Erwachsene.

Die Fraktursonografie eignet sich besonders gut, um den häufigsten Knochenbruch des Kindesalters, den Handgelenkbruch, zu diagnostizieren. „Auch wenn die Strahlenbelastung einer einzelnen Röntgenaufnahme sehr gering ist, so kann durch die hohe Zahl an Untersuchungen, die auch mittels Ultraschall durchgeführt werden könnten, eine signifikante Reduktion der Strahlenbelastung im Kindesalter erreicht werden“, betont PD Dr. Ole Ackermann, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Duisburg.

Laut Erkenntnissen der aktuellen internationalen Multicenterstudie mit 498 kleinen Patienten, ließen sich durch die konsequente Anwendung der Fraktursonographie 81 Prozent der potenziell schädlichen Röntgenuntersuchungen bei kindlichen Handgelenkbrüchen vermeiden. In Deutschland bedeutet dies, dass pro Jahr in diesem Bereich circa 280.000 Röntgenaufnahmen vermieden werden könnten. „Zahlreiche Metastudien haben zudem mittlerweile die Sicherheit der Ultraschalluntersuchung nachgewiesen“, so Ackermann. „Die Qualität der Diagnostik blieb bei den Studienergebnissen im Vergleich zu Röntgenuntersuchungen unverändert hoch.“

Die Ultraschalldiagnostik bietet den Behandelnden aber noch weitere wesentliche Vorteile: „Da die Untersuchungsebene des Knochens frei gewählt werden kann, ermöglicht die Fraktursonographie eine besonders präzise Beurteilung einer Achsabweichung nach einem Knochenbruch“, erläutert Ackermann. Die Entscheidung für oder gegen ein operatives Vorgehen hänge nämlich vor allem von dem Ausmaß der Abweichung ab, die mittels Ultraschalldiagnostik exakt bestimmt werden könne.

Eine Röntgenuntersuchung liefere dagegen keine vergleichbare Bildgebung. „Während bei der Röntgenuntersuchung nur zwei zueinander liegende, rechtwinklige Ebenen aufgenommen werden, kann die Ultraschalldiagnostik beliebig viele Ebenen darstellen“, sagt Ackermann. „Damit ist eine genauere Messung der Achsabweichung möglich, was die Entscheidung für ein operatives oder nicht-operatives Vorgehen deutlich erleichtert.“ Ein weiterer Vorteil des Ultraschallverfahrens bei Knochenbrüchen ist, dass dieses auch deutlich schmerzärmer ist. Zudem könnten die kleinen Patienten während der Untersuchung bei ihren Eltern bleiben und es könnten wichtige Kontrolluntersuchungen ebenfalls ohne erhöhte Strahlenbelastung erfolgen. 

Allerdings weist der erfahrene Facharzt auch auf mögliche Nachteile der Fraktursonographie hin: „Das Verfahren ist nicht bei jedem Knochenbruch anwendbar und beispielsweise bei Brüchen mit Beteiligung der Gelenkflächen nicht sicher genug.“ Des Weiteren erfordere die Methode Training und Erfahrung, um verlässliche Diagnosen zu stellen. Und zuletzt sind spezifische Erkrankungen, wie etwa Knocheninfektionen oder Knochentumore, mit der Sonografie nicht erkennbar. „Die Röntgendarstellung wird daher in vielen Fällen unverzichtbar bleiben, auch wenn die Fraktursonographie dazu beiträgt, eine hohe Zahl an unnötigen Strahlenuntersuchungen zu vermeiden“, resümiert daher Ackermann.