Frauen hören besser als Männer10. April 2025 Foto: Larisa/stock.adobe.com Das Geschlecht ist der wichtigste Faktor zur Erklärung von Unterschieden in der auditiven Wahrnehmungsfähigkeit, wobei Frauen ein deutlich empfindlicheres Gehör haben als Männer, wie eine aktuelle Studie zeigen konnte. Das Gehör lässt mit dem Alter ab. Allerdings war bislang kaum untersucht welche Rolle andere biologische und umweltbedingte Faktoren haben, die die Empfindlichkeit des Gehörs beeinflussen könnten – beispielsweise Geschlecht, rechtes oder linkes Ohr, Sprache, ethnische Zugehörigkeit oder lokale Umgebung. Ein Team unter der Leitung von Dr. Patricia Balaresque vom Zentrum für Biodiversitäts- und Umweltforschung (CRBE) in Toulouse (Frankreich), zu dem auch Prof. Turi King von der Universität Bath (Vereinigtes Königreich) gehört, führte Hörtests bei 450 Personen in 13 globalen Populationen durch, etwa Equador, England, Gabun, Südafrika und Usbekistan. Geschlecht beeinflusst das Gehör stärker als das Alter Ausgewählt wurden die Populationen so, dass sei ein breites Spektrum ökologischen und kulturellen Kontexten abdecken, darunter auch unterrepräsentierte ländliche und außereuropäische Gruppen. Zudem untersuchte das Team die Empfindlichkeit der Cochlea durch Messung der transitorisch evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE). Bekannt ist, dass Menschen im Allgemeinen auf dem rechten Ohr besser hören als auf dem linken und dass das Gehör mit zunehmendem Alter nachlässt. Von ihren Ergebnissen zu den Auswirkungen von Geschlecht und Umwelt waren die Forschenden jedoch überrascht. Ihre in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die Amplitude des Gehörs stärker vom Geschlecht als vom Alter beeinflusst wird. In allen untersuchten Populationen erwies sich das weibliche Gehör als um durchschnittlich zwei Dezibel empfindlicher verglichen mit Männern. Einflussfaktor Umgebung Der zweitwichtigste Einfluss war die Umgebung. Sie wirkte sich nicht nur auf die auf die Lautstärke, sondern auch auf den Bereich der wahrgenommenen Frequenzen aus. Menschen, die in Waldgebieten leben, hatten das empfindlichste Gehör, Menschen, die in großen Höhen leben, die niedrigste Empfindlichkeit. Die Forscher fanden heraus, dass Bevölkerung, Umwelt und Sprache erheblich zu den Unterschieden im Hörvermögen der verschiedenen Menschengruppen beitragen. Unklar blieb aber, ob dies auf die Beeinflussung des gesamten Körpers durch die Umwelt oder auf langfristige Anpassungen an unterschiedliche Geräuschkulissen, Lärmpegel oder Umweltverschmutzung zurückzuführen ist. Die Autoren der Studie vermuten als Ursache der höheren Empfindlichkeit bei im Wald lebenden Menschen, dass sie sich an eine Geräuschkulisse mit vielen nichtmenschlichen Geräuschen angepasst haben, in der Wachsamkeit für das Überleben wichtig ist. Ein alternativer Erklärungsansatz könnte eine geringere Exposition gegenüber Umweltbelastung sein. Bei Menschen, die in größeren Höhen leben, könnten die geringere Empfindlichkeit verschiedene Gründen haben, beispielsweise die Auswirkungen des niedrigeren Luftdrucks auf die Messungen, eine mögliche Schallreduzierung in großer Höhe oder physiologische Anpassungen an den niedrigeren Sauerstoffgehalt der Luft. Das Team stellte auch einen Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung fest. Die in Städten lebenden Menschen wiese eine Verschiebung hin zu höheren Frequenzen auf, was möglicherweise auf das Herausfiltern von niederfrequentem Verkehrslärm zurückzuführen ist. Unterschiede auch bei Hörtests und Sprachwahrnehmung Für die zwischen Männern und Frauen festgestellten Unterschiede könnten Prof. Turi King von der University of Bath zufolge die unterschiedliche Exposition gegenüber Hormonen bereits im Mutterlaib oder geringe strukturelle Unterschiede der Cochlea zwischen den Geschlechtern verantwortlich sein. King berichtete, dass Frauen auch in anderen Hörtests und mit Blick auf die Spracherkennung besser abschneiden. Dies weise darauf hin, dass das weibliche Gehirn Informationen besser verarbeiten könne. King erklärte mit Blick auf das empfindlichere Gehör von Frauen: „Wir wissen nicht genau, woran das liegt, aber in Anbetracht der schädlichen Auswirkungen von Lärm auf die allgemeine Gesundheit, wie zum Beispiel die Schlafqualität und die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist ein empfindlicheres Gehör in lauten Umgebungen möglicherweise nicht immer von Vorteil.“
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