Frauen leiden nach einem Herzstillstand häufiger unter langfristigen Ängsten als Männer

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Mehr als 40 Prozent der Frauen berichten vier Monate nach einem Herzstillstand über Angstzustände, verglichen mit 23 Prozent der Männer. Dies geht aus Studienergebnissen hervor, die auf dem ESC Acute CardioVascular Care 2023 präsentiert wurden.

„Ein Herzstillstand tritt mit wenig oder gar keiner Vorwarnung ein, und es ist üblich, sich danach ängstlich und niedergeschlagen zu fühlen“, sagte Studienautor Dr. Jesper Kjaergaard vom Rigshospitalet des Universitätsklinikums Kopenhagen (Dänemark). „Nach dem anfänglichen Schock und der Verwirrung erleben die Patienten und ihre Familien eine abrupte Veränderung ihrer Lebensweise, mit medizinischen Untersuchungen zur Ermittlung der Ursache des Herzstillstands und in einigen Fällen mit der Diagnose einer behandlungsbedürftigen Erkrankung. Dies kann den Stress und die Ängste noch verstärken. Unsere Studie deutet darauf hin, dass Frauen psychologisch stärker betroffen sind und daher besonders unterstützt werden müssten.“

Angstzustände und Depressionen sind nach kritischen Erkrankungen häufig und stehen in engem Zusammenhang mit einer verminderten Lebensqualität bei Patienten und Angehörigen. In der nun präsentierten Studie wurde die Prävalenz von Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Überlebenden eines Herzstillstandes untersucht und geprüft, ob sich der Schweregrad der Symptome zwischen Frauen und Männern unterscheidet.

Bewertung psychologischer Symptome nach vier Monaten

An der im Rahmen einer Posterpräsentation vorgestellten Studie nahmen zwischen 2016 und 2021 insgesamt 245 Patienten teil, die einen außerklinischen Herzstillstand erlitten hatten und im Koma in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren. Etwa 18 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Die Studienautoren bewerteten die psychologischen Symptome bei einem viermonatigen Nachuntersuchungstermin.

Ängste und Depressionen wurden mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) gemessen. Die Patienten bewerteten 14 Items wie „Ich bekomme plötzlich Panikgefühle“ jeweils auf einer Skala von 0 bis 3 Punkten, je nachdem wie oft oder wie stark sie diese erlebten. Daraus ergibt sich ein Gesamtwert von jeweils 0 bis 21 Punkten für Angst und für Depression. Werte zwischen 8 und 10 weisen auf grenzwertige Angstzustände oder Depressionen hin, während ein Wert von 11 oder mehr mit klinisch relevanten Angstzuständen oder Depressionen in Verbindung gebracht wird.

Die Symptome der PTBS wurden anhand der PCL-5-Checkliste bewertet. Die Befragten bewerteten 20 Symptome auf einer Skala von 0 („überhaupt nicht“) bis 4 („extrem“), was eine Gesamtpunktzahl von 0 bis 80 ergibt, wobei 31 bis 33 auf eine wahrscheinliche PTBS hinweisen.

Frauen mit mehr Angstzuständen und PTBS-Symptomen

Der durchschnittliche HADS-Wert lag bei 2,7 für Depressionen und 4,8 für Angstzustände. Die Werte für Depressionen und Angstzustände waren bei Frauen deutlich höher (3,3 bzw. 6,1) als bei Männern (2,6 bzw. 4,5). Angstwerte von 8 oder mehr wurden bei 43 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer festgestellt. Eine genauere Betrachtung der Angstwerte ergab, dass 23 Prozent der Frauen einen Wert von 8 bis 10 aufwiesen, gegenüber 11 Prozent der Männer, während weitere 20 Prozent der Frauen einen Wert von 11 oder mehr aufwiesen, gegenüber 12 Prozent der Männer. Bei den Frauen war das Ausmaß der PTBS deutlich höher als bei den Männern (Medianwert 33 bzw. 26). Sowohl bei Männern als auch bei Frauen war die Angst signifikant mit den PTBS-Symptomen korreliert.

„Die Ergebnisse bestätigen unsere Erfahrung aus der klinischen Praxis, dass die psychologischen Auswirkungen eines Herzstillstands über Monate hinweg anhalten. Angstzustände waren häufig, insbesondere bei Frauen“, erläuterte Kjaergaard. „Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer langfristigen Nachbeobachtung von Überlebenden eines Herzstillstands, um psychische Probleme zu erkennen und zu behandeln. Die Patienten sollten ermutigt werden, ihrem medizinischen Fachpersonal über Ängste, Depressionen und Stress im Zusammenhang mit dem Herzstillstand zu berichten. Künftige Studien sind erforderlich, um zu untersuchen, ob das Gespräch mit einer Fachkraft helfen kann, psychische Symptome zu lindern.“