Frauen mit OSA erhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit Krebsdiagnose als Männer

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Eine Studie mit mehr als 19.000 Personen hat ergeben, dass Frauen mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) häufiger eine Krebsdiagnose erhalten als Männer. Demnach erkranken Menschen, deren Atemwege im Schlaf häufiger verschlossen sind und deren Sauerstoffsättigung im Blut häufiger unter 90 Prozent sinkt, häufiger an Krebs als Menschen ohne OSA.


Die Studie ergab auch, dass Krebs bei Frauen mit OSA häufiger vorkommt als bei Männern, selbst wenn Faktoren wie Alter, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus und Alkoholkonsum berücksichtigt wurden. Dieser Umstand deutet den Wissenschaftler zufolge darauf hin, dass Frauen mit OSA ein höheres Risiko für eine Krebsdiagnose besitzen als Männer mit OSA.

Die Studie wurde von Athanasia Pataka geleitet, die Assistenzprofessorin für Pneumologie an der Aristoteles-Universität und Ärztin an George Papanikolaou General Hospital in Thessaloniki. Sie erklärt: „Jüngste Studien haben gezeigt, dass niedrige Blutsauerstoffwerte während der Nacht und Schlafstörungen, die bei OSA häufig vorkommen, eine wichtige Rolle in der Biologie verschiedener Krebsarten spielen können. Dieser Forschungsbereich ist jedoch sehr neu, und die Auswirkungen des Geschlechts auf den Zusammenhang zwischen OSA und Krebs wurden zuvor nicht im Detail untersucht.“

Die Forscher analysierten Daten von 19.556 Personen aus der European Sleep Apnea Database (ESADA), einer internationalen multizentrischen Studie, um den Zusammenhang zwischen dem OSA-Schweregrad, niedrigem Blutsauerstoffgehalt und der Entwicklung einer Krebserkrankung zu untersuchen. Unter den Teilnehmern waren insgesamt 5789 Frauen und 13.767 Männer. Sie wurden auch nach Alter, BMI, Raucherstatus und Alkoholkonsum beurteilt, da diese Faktoren das Krebsrisiko beeinflussen können.

Um den Schweregrad der OSA und den Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs zu beurteilen, untersuchten die Forscher, wie oft sich bei den Teilnehmern pro Stunde Schlaf die Atemwege teilweise oder vollständig verschlossen hatten und wie oft ihr Blutsauerstoffgehalt in der Nacht unter 90 Prozent abfiel.

Die Daten zeigten, dass bei 388 Personen (2%) unter den ESADA-Teilnehmern eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert worden war: Davon betroffen waren 160 Frauen und 228 Männer, war 2,8% aller Frauen und 1,7% aller Männer in der ESADA-Gruppe entspricht. Diejenigen, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, waren mit höherer Wahrscheinlichkeit über 50 Jahre alt und weniger übergewichtig. Die häufigste Krebsart bei Frauen war Brustkrebs, während Prostatakrebs bei Männern am häufigsten auftrat.

Als die Forscher die Daten erneut nach dem Geschlecht der Teilnehmer analysierten, stellten sie fest, dass die Wahrscheinlichkeit einer Krebsdiagnose bei Frauen mit schwerer OSA höher war und die Blutsauerstoffwerte während des Schlafs stärker erniedrigt waren als bei Frauen ohne OSA. Dieser Trend war jedoch beim Vergleich von Männern mit und ohne OSA nicht zu erkennen – auch nicht, nach die Forscher die übrigen Variablen berücksichtigt hatte, die das Krebsrisiko beeinflussen können, wie BMI, Alter, Raucherstatus und Alkoholkonsum. Dass, so die Studienautoren, lasse darauf schließen, dass Frauen mit OSA mit höherer Wahrscheinlichkeit an Krebs erkranken als Männer mit OSA.

Pataka erläutert die Ergebnisse so: „Unsere Studie an mehr als 19.000 Menschen zeigt, dass der Schweregrad der OSA mit einer Krebsdiagnose zusammenhängt. Dieser Zusammenhang war besonders stark bei den von uns analysierten Frauen und weniger bei den Männern. Das deutet darauf hin, dass eine schwere OSA bei Frauen ein Indikator für Krebs sein könnte. Allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. In unserer Studie wurden nicht explizit die Ursachen für verschiedene Krebsarten untersucht. Jedoch können sich Krebserkrankungen zwischen Männern und Frauen unterscheiden: aufgrund von Faktoren wie der Beeinflussung des Tumorwachstums durch Hormone und aufgrund der Tatsache, dass die verschiedenen Krebsarten, die bei Männern und Frauen prävalent sind, durch niedrige Blutsauerstoffwerte beeinflusst werden. Auch die geschlechtsspezifische Exposition gegenüber Zigarettenrauch kann eine Rolle spielen.“

Pataka fügt hinzu: „Die klassischen Symptome einer OSA, wie Müdigkeit, Schnarchen und Atemstillstand in der Nacht werden häufiger von Männern berichtet, andere weniger bekannte Symptome wie Fatigue, Insomnie, Depressionen und morgendliche Kopfschmerzen treten häufiger bei Frauen auf. Ärzte sollten daher noch sorgfältiger vorgehen, wenn sie ihre Patientinnen auf eine mögliche OSA hin untersuchen.“

Die Studienautoren betonen, dass ihre Analyse keine anderen Faktoren berücksichtigte, die das Krebsrisiko beeinflussen könnten, wie zum Beispiel körperliche Aktivität, Familienstand, Bildungsstand und Beruf, was die Aussagekraft der Studie möglicherweise einschränkt. Die Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass ihre Ergebnisse nicht belegen können, dass OSA das Krebsrisiko erhöht, sondern nur, dass ein Zusammenhang zwischen beiden besteht, und dass weitere Forschungen erforderlich sind, um zu verstehen, wie OSA-Symptome und -Therapien Krebs beeinflussen können.