Freiheit der Wissenschaft: Pneumologen-Verbände rufen zu besserem Schutz auf

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Aktuelle politische Entwicklungen lassen Forschende weltweit um die Freiheit der Wissenschaft fürchten. Die European Respiratory Society (ERS) und die European Lung Foundation (ELF) haben daher kürzlich ein gemeinsames Statement veröffentlicht und Forderungen formuliert.

Im Vorfeld des diesjährigen ERS-Kongresses, der Ende September in Amsterdam (Niederlande) stattfand, erklärten die beiden Fachgesellschaften, dass die pneumologische Community „zutiefst besorgt“ sei. „Desinformation, politischer Druck und die Kürzungen finanzieller Unterstützung” könnten jahrelange Fortschritte in der medizinischen Forschung zunichtemachen.

Werde hier nicht rasch gehandelt, könne dies schwerwiegende Folgen für Patienten, Gesundheitssysteme und die Gesellschaft insgesamt haben, warnten ERS und ELF.

Gegen Desinformation, für unabhängige Forschung und internationale Zusammenarbeit

In ihrer gemeinsamen Erklärung nannten die beiden Gesellschaften drei Punkte, die ihrer Ansicht mit hoher Priorität angegangen werden müssen, um die Freiheit der Wissenschaft auch weiterhin zu gewährleisten.

So müsse die unabhängige wissenschaftliche Arbeit verteidigt werden – sie stelle die Grundlage für die Entwicklung lebensrettender Therapien, eine wirksame Prävention und fundierte politische Entscheidungen für Gesundheitssysteme dar.

Als weiteren wichtigen Punkt betrachten ERS und ELF die Bekämpfung von Desinformation. Falsche oder nicht gesicherte Informationen verbreiteten sich über das Internet schnell, könnten bei Betroffenen das Vertrauen untergraben und so letztendlich das Patientenwohl gefährden.

Drittens weisen die Fachgesellschaften darauf hin, dass in der Wissenschaft die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden müsse. Diese habe sich bei der Bewältigung globaler Gesundheitskrisen wie der COVID-19-Pandemie als unerlässlich erwiesen.

Aktuelle Herausforderungen gemeinsam bewältigen

Dr. Eva Polverino ist bei der ERS in leitender Funktion für wissenschaftliche Beziehungen mit der Europäischen Union zuständig. Sie erklärte: „Unabhängige, kollaborative Wissenschaft ist das Rückgrat der öffentlichen Gesundheit. Sie muss vor Desinformation und politischer Manipulation geschützt werden, wenn wir die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit bewältigen wollen – von Luftverschmutzung und Klimawandel bis hin zu Infektionskrankheiten und chronischen Erkrankung.“

Der ELF-Vorsitzende Dimitris Kontopidis ergänzte: „Patienten und die Öffentlichkeit verdienen Zugang zu zuverlässigen, evidenzbasierten Informationen. Jeder hat das Recht, Gesundheitsentscheidungen auf der Grundlage vertrauenswürdiger Erkenntnisse zu treffen, nicht auf der Grundlage lebensgefährlicher Desinformation.“

Konkrete Forderungen der ERS und der ELF

In ihrem gemeinsamen Statement fordern ERS und ELF europäische Institutionen, nationale Regierungen und politische Entscheidungsträger zu folgenden Maßnahmen auf:

• Schutz grenzüberschreitende Forschung und Innovationen

• Wahrung wissenschaftlicher Integrität und Transparenz

• Stellungnahmen und Maßnahmen gegen Desinformation

• Gewährleistung nachhaltiger Finanzierung für den Bereich öffentliche Gesundheit und für die Forschung

• Investitionen in Bildung und Gesundheitskompetenz

• Sicherstellung wissenschaftlich fundierte und evidenzbasierter Entscheidungen

Die Organisationen fordern Verantwortlichen in der Politik dazu auf, sich gemeinsam für die Wissenschaft einzusetzen und die internationale Zusammenarbeit voranzutreiben.