Freiwillige gesucht: Luftqualität in Leipzig selber messen

Zwischen Frühjahr 2019 und Winter 2019 erhalten verschiedene Gruppen von Freiwilligen für jeweils eine Woche kleine, tragbare Messgeräte des TROPOS, um die Luftqualität in ihrer Umgebung zu messen. (Foto: © Stephanie Schüttauf, TROPOS)

Leipziger können ab April zum ersten Mal selbst mobil Feinstaub und Ruß in der Stadt messen. Für das Projekt „Luft in Leipzig“ sucht das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) jetzt Freiwillige, die sich für die Luftqualität interessieren und dafür, wie diese untersucht wird. Ausgestattet mit einem neuartigen Messrucksack und betreut durch TROPOS können sie dann jeweils eine Woche lang die Luft in Leipzig genauer unter die Lupe nehmen. Für die erste Phase in April und Mai 2019 werden noch Bewerbungen online entgegengenommen.

Die Untersuchungen sind Teil des Projektes „WTimpact“, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird und in dem Institute der Leibniz-Gemeinschaft neue Methoden des Wissenstransfers untersuchen.

Wie gut ist die Luft, die wir einatmen? 

Was sagen die Messstationen in wenigen Stadtteilen über die Luftqualität in den anderen Vierteln aus? Wo ist die Luft besonders sauber oder dreckig? Woran liegt das? Seitdem in Deutschland über Grenzwerte und Fahrverbote für Diesel-PKW diskutiert wird, sind das Fragen, die sich viele stellen, aber nur wenige beantworten können. Beim Thema Luftverschmutzung herrscht Verunsicherung. Mehrere Kubikmeter Luft atmet jeder Mensch pro Tag ein. Zu mehr Wissen in der Bevölkerung über unser wichtigstes Lebensmittel will jetzt ein Projekt in Leipzig beitragen: Zwischen Frühjahr 2019 und Winter 2019 erhalten verschiedene Gruppen von Freiwilligen für jeweils eine Woche kleine, tragbare Messgeräte des TROPOS, um die Luftqualität in ihrer Umgebung zu messen. Dadurch sollen Interessierte nicht nur mehr über Luftschadstoffe wie Feinstaub und Ruß erfahren, sondern auch über die wissenschaftlichen Methoden, mit denen Luftverschmutzung untersucht wird. 

Enger Kontakt und Betreuung durch die Wissenschaft

Nach der Messung werden die Daten automatisch auf eine Internetplattform hochgeladen. Dort können die Teilnehmer des Projektes ihre gemessenen Daten grafisch darstellen, auswerten und mit anderen vergleichen. Durch die Diskussion im Forum und die Betreuung durch die Forschung bekommen die Teilnehmenden einen Überblick über die Luftqualität in Leipzig. Außerdem bekommen sie so die Möglichkeit, selbst die wissenschaftliche Arbeit durch das Durchführen von Messungen und die Auswertung der Daten im Austausch mit anderen kennenzulernen. „Es geht uns darum, die Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit der Wissenschaft zu stärken. Wir erhoffen uns davon mehr Verständnis für die Luftqualität und die Atmosphärenforschung, aber auch wertvolle Impulse, um zukünftige Projekte zu verbessern. Gerade die Leibniz-Gemeinschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben, Wissenschaft in die Breite der Gesellschaft zu tragen. Neue Formen des Austausches, also des Wissenstransfers, auszuprobieren ist deshalb ein wichtiges Anliegen für uns“, erklärt Prof. Andreas Macke, Direktor des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung. Das TROPOS wurde 1992 gegründet, um die verschmutze Atmosphäre sowie grundlegende Aerosol- und Wolkenprozesse zu untersuchen und zählt inzwischen zu den weltweit führenden Instituten, die Feinstaub und Wolken erforschen. 

Voraussetzungen und Anmeldung

Interessierte sollten mindestens 18 Jahre alt sein, einen eigenen PC mit Internetanschluss besitzen, sich etwa eine halbe Stunde pro Tag durch Leipzig bewegen und nicht zuletzt Zeit und Lust haben, an diesem Projekt teilzunehmen. Vorwissen ist im Gegensatz zu anderen Citizen-Science-Projekten nicht nötig. Lediglich etwa zehn bis zwölf Stunden Freizeit werden benötigt, um die Messungen durchzuführen, die Daten hochzuladen, zu sichten, auszuwerten und zu diskutieren sowie Fragebögen zu beantworten. Insgesamt sind drei Feldphasen zur Messung der Luftqualität geplant. Eine Feldphase wird etwa acht Wochen dauern. Die Teilnehmenden können sich in einer Feldphase für eine Woche eintragen und dann die Messungen durchführen. Da nur eine begrenzte Anzahl von Messrucksäcken zur Verfügung stehen, werden Interessierte gebeten, sich auf der Webseite des Projekts online zu bewerben. 

Das Verbundprojekt „WTimpact“

Immer öfter arbeiten in Forschungsprojekten Wissenschaftler und Bürger zusammen. Man spricht bei dieser gemeinsamen Forschung auch von Bürgerwissenschaft oder Citizen Science (CS). Citizen Science-Projekte sollen zum einen den Wissenschaftlerinnen helfen, Daten und Informationen zu gewinnen. Gleichzeitig sollen sie den Teilnehmer Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise vermitteln. Ob CS diese Anforderungen aber tatsächlich erfüllt, ist bisher nur wenig erforscht. „Das Projekt WTimpact hat deshalb noch eine weitere Ebene“, so Projektleiterin Dr. Miriam Brandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin. „Die Bürgerwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen unterstützen uns dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden. Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft so zu gestalten, dass Teilnehmende optimal davon profitieren.“ Zum Team gehören daher neben NaturwissenschaftlerInnen auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.
WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.