Frühchen tragen weniger Hörschäden davon26. Februar 2019 Blick in den Inkubator: Ann-Kathrin Carl testet mit einem Dummy, wo sie das Schallpegelmessgerät für ihre Messungen am besten anbringen kann. Foto: FH Münster/Pressestelle Eine Masterstudentin der FH Münster startet ein Projekt zur Lärmreduzierung auf Intensivstationen, um späteren Hörschäden bei Frühchen vorzubeugen. Es piept. Wiederkehrend. Penetrant. Erst hier, dann da. So laut, dass man den Alarm nicht überhören kann. Erst wenn eine Krankenschwester herbeieilt und den Inkubator überprüft, wird es wieder etwas stiller auf der Intensivstation. Trotzdem herrscht ein gewisser Lärmpegel. Eltern sind da, das Personal kümmert sich um die Versorgung. Und mittendrin auf der neonatologischen Station: viele Frühchen. „Zu viel Lärm kann Spätfolgen für die Kinder mit sich bringen“, erklärt Ann-Kathrin Carl, Masterstudentin der biomedizinischen Technik an der FH Münster. Für ihre Abschlussarbeit will sie messen, wie viel Lärm bei den Frühchen eigentlich ankommt – wie laut es in den Inkubatoren, den Wärmebetten, ist, in denen sie liegen. Ein großes Vorhaben mit wichtigen Auswirkungen. Das Gehör von Frühchen ist bei deren Geburt nicht komplett ausgebildet. Die Entwicklung wird häufig durch die unnatürliche Lärmexposition der neonatologischen Intensivstation beeinträchtigt: Zu viel Lärm führt zu Hörschäden, was eine verzögerte Sprachentwicklung und häufig auch Aufmerksamkeitsstörungen mit sich bringt. „Ich möchte mit meinen Messungen Lärmquellen ausfindig machen und Lösungsstrategien entwickeln, wie wir sie eindämmen können“, erklärt Carl. Unterstützung bekommt sie von ihrem betreuenden Professor Dr. Claus Backhaus, der die innovative Idee des Projekts schätzt: „Untersuchungen zur Auswirkung von Lärm unterschiedlicher Frequenzbereiche auf Frühgeborene existieren bislang noch nicht ausreichend.“ Schallpegelmessgeräte zur Spektralanalyse Geplant ist Folgendes: Carl möchte Schallpegelmessgeräte inner- und außerhalb der Inkubatoren platzieren, um eine Spektralanalyse zu machen. Denn Geräusche mit niedrigen Frequenzen haben möglicherweise andere Auswirkungen auf die Frühchen als Geräusche mit hohen Frequenzen. „Gerade arbeite ich daran, wie ich das Schallpegelmessgerät platzieren kann, dass es den Frühchen und auch der alltäglichen Versorgung nicht im Weg ist“, erklärt Carl. Dafür simuliert sie im Zentrum für Ergonomie und Medizintechnik (ZEM) an der FH Münster verschiedene Szenarien – mit einem Inkubator und einem Frühchen-Dummy, den man beatmen kann. Neben der Spektralanalyse plant Carl, die physiologische Reaktion der Kinder zu untersuchen, zum Beispiel deren Herzfrequenz, ihren Blutdruck oder die Sauerstoffsättigung. Diese Daten werden dann medizinisch bewertet und geben zusammen Hinweise, auf welche Lärmquellen die Frühgeborenen beispielsweise mit Stress reagieren. Dann starten die Überlegungen, wie sie sich eindämmen lassen. Das Thema bietet so viele Anknüpfungspunkte, dass Carl schon weiter denkt. „Wahrscheinlich werde ich zu dem Projekt promovieren“, sagt die 23-Jährige. Aktuell schreibt sie dafür Anträge und sucht nach Kliniken, in denen sie die Messungen durchführen kann. Zwei Tage hat sie schon auf einer Intensivstation für Frühchen als Beobachterin verbracht. „Dieser Input aus dem Alltag des Klinikteams ist ungeheuer wichtig. Zum Beispiel nutzt das Pflegepersonal den Inkubator manchmal als Ablage, obwohl man weiß, dass das zu extrem hohen Schalldruckpegeln führt. Auch das sind Lärmquellen, die man in der reinen Theorie oft vernachlässigt, da die negativen Auswirkungen so offensichtlich sind.“
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