Frühgeborene leiden im Erwachsenenalter mit höherer Wahrscheinlichkeit an Asthma oder COPD6. April 2023 Foto: © Iryna/stock.adobe.com Atemprobleme gehören zu den häufigsten Schwierigkeiten, mit denen zu früh geborene Kinder zu kämpfen haben. Eine neue Studie, in die mehr als 2,6 Millionen Finnen und Norweger einbezogen wurden, zeigt, dass solche Probleme mindestens bis ins mittlere Lebensalter bestehen bleiben. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass Frühgeborene mit höherer Wahrscheinlichkeit später im Erwachsenenalter an Asthma oder eine Chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung leiden. Dabei wurde eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche als Frühgeburt angesehen. Das höchste Risiko für späteres Asthma oder eine COPD besaßen Personen, die extrem zu früh zur Welt kamen – vor der 28. Schwangerschaftswoche. Ihr Risiko war im Vergleich zu dem von Personen, die in der 39. bis 41. Gestationswoche geboren wurden, etwa dreimal so hoch. „Das Risiko nahm mit steigendem Gestationsalter ab“, erklärt Dr. Anna Pulakka vom Finnish Institute of Health and Welfare (THL), Hauptautorin der Studie. „Allerdings hatten Personen, die nah am errechneten Geburtstermin zur Welt kamen – in einem Gestationsalter von 37 bis 38 Wochen – im Vergleich zu voll ausgetragenen immer noch ein leicht erhöhtes Risiko. Wir haben auch beobachtet, dass das Risikomuster für Männer und Frauen gleich ausfiel. Das Risiko war aber um bis zum Achtfachen erhöht für Menschen, die in der Kindheit an einer bronchopulmonalen Dysplasie gelitten hatten – einer chronischen Lungenerkrankung, die bei den kleinsten Frühgeborenen häufig vorkommt.“ Prof. Kari Risnes von der Norwegian University for Science and Technology (NTNU) erklärt: „Eine Frühgeburt beeinträchtigt die Lungengesundheit auf vielerlei Weise. In älteren Studien wurde eine Frühgeburt als Risikofaktor für die Lungengesundheit in der Kindheit erkannt. Die aktuelle Untersuchung zeigt nun, dass dieses Risiko mindestens bis zum mittleren Lebensalter anhält.“ Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Asthma oder COPD stellte sich als unabhängig von vielen Faktoren dar, die mit Frühgeburtlichkeit und Asthma in Zusammenhang stehen – wie der sozioökonomische Status, das Alter oder eine Asthmaerkrankung der Mutter, pränatale Störungen oder Tabakkonsum der Mutter während der Schwangerschaft. „Bis auf einen Tabakkonsum seitens der Mutter während der Schwangerschaft besaßen wir keine Informationen über das Rauchverhalten der in die Studie eingeschlossenen Personen“, berichtet Pulakka. „In früheren Untersuchungen haben wir gesehen, dass Menschen, die zu früh zur Welt gekommen waren, nicht mehr rauchen als solche, die zum errechneten Termin geboren wurden. Somit ist es unwahrscheinlich, dass sich unsere Ergebnisse durch Tabakkonsum erklären lassen.“ Die Forscherin ergänzt: „Rauchen ist immer noch ein bedeutender Risikofaktor für Asthma und insbesondere COPD, und mit dem Rauchen aufzuhören ist wichtig für alle.“ Die Arbeitsgruppe verwendete Daten aus nationalen Geburtsregistern aller Personen, die im Zeitraum 1987 bis 1998 in Finnland sowie zwischen 1967 und 1999 in Norwegen geboren worden waren. Ihre Krankengeschichten wurden bis maximal zum 29. (Finnland) beziehungsweise 50. Lebensjahr (Norwegen) nachbeobachtet. Während der Untersuchungszeiträume kamen in beiden Ländern etwa fünf Prozent aller Kinder zu früh auf die Welt. Nach dem 18. Lebensjahr hatten etwa 41.300 Personen (1,6%) Asthma und rund 2700 (0,1%) eine COPD entwickelt. „Unsere Untersuchung zu Asthma haben wir nur in der fachärztlichen Versorgung durchgeführt, weshalb wir in dieser Studie lediglich die schwersten Fälle dieser Erkrankung erfasst haben und nicht alle“, räumt Prof. Eero Kajantie vom THL ein. „Die niedrigen COPD-Raten werden zudem dadurch erklärt, dass die Studienpopulation so jung war.“ Er ergänzt: „Unsere Botschaft an Mediziner ist, dass die Anamnese von Patienten, die mit respiratorischen Symptomen vorstellig werden, auch die Umstände der Geburt – wie Frühgeburtlichkeit – umfassen sollte.“
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