Frühgeburt: Doppeltes Risiko bei IVF-Schwangerschaften mit Komplikationen durch Plazentaablösung

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Die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt ist bei Frauen, die durch künstliche Befruchtung schwanger werden und eine schwerwiegende Komplikation erleiden, doppelt so hoch wie bei Frauen, bei denen nur einer dieser Faktoren vorliegt.

Das ist das Ergebnis einer Studie an der Rutgers University, USA, die in der Fachzeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde. Die Studie analysierte über zwei Jahrzehnte hinweg fast 79 Millionen Krankenhausgeburten in den USA. Sie ist nach Angaben der Forscher die erste, die die kombinierten Auswirkungen von assistierten Reproduktionstechnologien wie künstliche Befruchtung und Plazentaablösung auf die Frühgeburtenrate untersucht [der Begriff wird als ART abgekürzt].

Die Studie nutzte die National Inpatient Sample, eine der größten stationären Datenbanken in den USA, die Krankenhausdaten aus 48 Bundesstaaten umfasst. Anhand von Daten aus den Jahren 2000 bis 2019 identifizierten die Forscher mehr als 391.000 Schwangerschaften, bei denen eine assistierte Reproduktion durchgeführt wurde, und mehr als 850.000 Fälle von Plazentaablösung, einem bekannten Risikofaktor, bei dem sich die Plazenta vor der Geburt von der Gebärmutter löst.

„Es ist entscheidend, dass Patientinnen, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen, sich aller möglichen Folgen bewusst sind, insbesondere angesichts des Stresses, dem sie bereits ausgesetzt sind“, kommentiert Jennifer Zhang, Hauptautorin der Studie.

Ergebnisse der Untersuchungen

Die Forscher fanden heraus, dass Frauen, die durch ART schwanger wurden, ein um 42 Prozent höheres Risiko für eine Abruptio hatten als Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger wurden. Sie fanden auch heraus, dass Frauen, die durch ART schwanger wurden, eine um 46 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt hatten als Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger wurden. Wenn beide Risikofaktoren vorhanden waren, trat ein synergistischer Effekt auf.

Die Forscher berichteten auch von ethnischen Unterschieden. Frauen mit „weißer“ Hautfarbe, die durch ART schwanger wurden, hatten ein um 42 Prozent höheres Risiko einer Plazentaablösung, was ungefähr dem allgemeinen Durchschnitt entspricht. Frauen hispanischer Herkunft, die durch ART schwanger wurden, hatten ein noch höheres Risiko von 66 Prozent. Im Gegensatz dazu hatten Frauen mit „schwarzer“ Hautfarbe, die durch ART schwanger wurden, kein höheres Risiko einer Plazentaablösung als schwarze Frauen, die auf natürlichem Wege schwanger wurden.

Prospektive Studien notwendig

„Wir brauchen prospektive Studien, um diese Ergebnisse zu bestätigen“, betont der korrespondierende Autor der Studie, Cande Ananth, und fügt hinzu: „Aber es könnte die Art und Weise beeinflussen, wie Kliniker mit bestimmten Situationen umgehen, insbesondere da es schwierig wäre, diesen speziellen Zusammenhang in einer prospektiven Studie zu untersuchen.“ Beispielsweise könnten Ärzte eher geneigt sein, aggressive Maßnahmen zu ergreifen, wenn eine IVF-Patientin Anzeichen einer Plazentaablösung zeigt. Und ob die Art der Unfruchtbarkeitsbehandlung und die Dauer der Behandlung eine Plazentaablösung und Frühgeburt beeinflussen, könnte eine Überlegung wert sein, so Ananth.

„ART-Schwangerschaften sind bereits mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Präeklampsie und zu kleine Geburten für das Gestationsalter verbunden“, erklärt Zhang und fügt hinzu, dass diese Studie somit neues Licht auf eine weitere Komplikation wirft.

Einschränkungen der Studie

Die Studie hat jedoch Einschränkungen, betonen die Autoren. Da es sich um eine retrospektive Analyse von Krankenhausdaten handelt, konnte sie nicht alle potenziellen Störfaktoren berücksichtigen oder zwischen verschiedenen ART-Typen unterscheiden. Die Wissenschaftler merken auch an, dass ihr Datensatz die Gesamtzahl der ART-Schwangerschaften wahrscheinlich unterschätzt, da er auf Kodierungspraktiken der Krankenhäuser beruht, die diese Informationen möglicherweise nicht immer genau erfassen.

Trotz dieser Vorbehalte unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung von Schwangerschaften mit ART, insbesondere wenn Komplikationen auftreten, so die Forscher. Sie unterstreichen auch das komplexe Zusammenspiel zwischen Fruchtbarkeitsbehandlungen und Schwangerschaftsergebnissen. Zukünftig wollen die Wissenschaftler sich weiteren möglichen Komplikationen von Schwangerschaften mit ART widmen: „Wir untersuchen den Zusammenhang zwischen ART und Totgeburten“, sagt Zhang abschließend.