Frühschwangerschaft: Auswirkungen von Alkoholkonsum sind in der Plazenta nachweisbar15. November 2024 Foto: © 313873504/stock.adobe.com Eine kanadische Studie hat gezeigt, dass die Auswirkungen von Alkoholexposition auf einen Embryo vor der Einnistung in die Gebärmutter in der späten Schwangerschaftsplazenta nachgewiesen werden können. Da die Plazenta eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Gesundheit des Fötus spielt, könnten diese Veränderungen schwerwiegende Folgen für die Zukunft des Kindes haben, betonen die Autoren. Die Studie zeige auch, dass diese DNA-Methylierungsveränderungen eine robuste molekulare Signatur für die Erkennung von Alkoholexposition in der Frühschwangerschaft liefern könnten. Die Studie wurde geleitet von Prof. Serge McGraw, Forscher am CHU Sainte-Justine, Kanada, und Prof. an der Université de Montréal, Kanada. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Environment International“ veröffentlicht. Unterschiedliche Auswirkungen je nach Geschlecht Lange Zeit ging man davon aus, dass Alkoholkonsum während der Präimplantationsphase keine Auswirkungen auf das ungeborene Baby hat, vorausgesetzt, der Embryo nistet sich erfolgreich in der Gebärmutter ein. In den letzten Jahren hat das Team von McGraw jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall ist: Der junge Embryo kann diesen Alkoholkonsum überleben, die Gehirnentwicklung kann jedoch in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sein. Die neue Studie zeige zum ersten Mal, dass die schädlichen Auswirkungen von Alkohol auf die fetale Entwicklung nicht direkt auf Plazentaanomalien zurückzuführen sind. Molekulare Veränderungen, insbesondere in der Genexpression aufgrund von Änderungen der DNA-Methylierungsprofile, könnten jedoch bei diesen schädlichen Auswirkungen eine wichtige Rolle spielen, betonen die Wissenschaftler. Interessanterweise variierte der epigenetische Einfluss von Alkoholkonsum je nach Geschlecht, berichten die Forscher. Bei männlichen Embryonen war die Regulierung von wachstumsbezogenen Genen stärker beeinträchtigt. Das bestätige Daten, die zeigen, dass Männer nach Alkoholkonsum vor der Implantation anfälliger für Wachstumsverzögerungen sind. Bei weiblichen Embryonen war vor allem die Regulierung von Genen beeinträchtigt, die am Stoffwechsel von Serotonin beteiligt sind. Dies deute darauf hin, dass eine Störung dieses Signalwegs zu den in ihrem Modell beobachteten morphologischen Hirndefekten beitragen könnte, heißt es weiter. Die Forscher betonen, dass diese Studie auf einem hohem Alkoholkonsum basiert, was beim Menschen fünf oder sechs Drinks pro Stunde entspricht. Doch dieses Modell sei besonders relevant, da etwa die Hälfte aller Schwangerschaften ungeplant sei und der Alkoholkonsum bei Frauen laut der Weltgesundheitsorganisation weltweit zunimmt, schreiben die Autoren. „Unser Modell versucht, die Auswirkungen einer Situation zu reproduzieren und zu verstehen, in der eine Frau, die etwa eine Woche schwanger ist – und daher einen Embryo mit nur wenigen Zellen trägt – schnell eine große Menge Alkohol konsumiert, beispielsweise auf einer Party oder in einer Bar, ohne unbedingt zu wissen, dass sie schwanger ist“, erklärt der Forscher. Screening-Test empfohlen Obwohl diese Ergebnisse noch beim Menschen bestätigt werden müssen, glaubt das Team, dass DNA-Methylierungsprofile ein guter Indikator dafür sein könnten, ob ein Baby während der Schwangerschaft Alkohol ausgesetzt war. „Derzeit gibt es keinen molekularen Diagnosetest für pränatalen Alkoholkonsum“, erklärt McGraw. „Sofern ein Kind nicht sehr schwer betroffen ist, bleiben Schwierigkeiten daher oft bis zum Schulalter oder sogar bis zur Pubertät unbemerkt. Diese Jugendlichen können beispielsweise Konzentrations- oder Verhaltensprobleme haben, die ihren schulischen Fortschritt behindern können.“ Ein Screeningtest auf der Grundlage dieses molekularen Gedächtnisses der Exposition, das in der Plazenta gefunden wird, würde eine angemessene medizinische Nachsorge bereits in jungen Jahren gewährleisten, schreiben die Autoren abschließend.
Mehr erfahren zu: "Arbeitszeitgesetz: Marburger Bund sieht drohende Aufweichung" Arbeitszeitgesetz: Marburger Bund sieht drohende Aufweichung Der Marburger Bund (MB) lehnt die im Koalitionsvertrag angekündigte Reform des Arbeitszeitgesetzes entschieden ab. In einem Positionspapier weist er auf bestehende Möglichkeiten hin, schon jetzt flexible Modelle „in ausreichendem Maße“ […]
Mehr erfahren zu: "Cochrane Review: Hautkontakt nach der Geburt wirkt positiv" Cochrane Review: Hautkontakt nach der Geburt wirkt positiv Wird ein gesundes Neugeborenes innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt auf die unbedeckte Brust seiner Mutter gelegt, verschafft ihm dies wahrscheinlich einen besseren Start ins Leben: So lässt sich […]
Mehr erfahren zu: "Klinisches EU-Projekt zur besseren Gesundheitsversorgung von Schwangeren und Neugeborenen in Afrika gestartet" Klinisches EU-Projekt zur besseren Gesundheitsversorgung von Schwangeren und Neugeborenen in Afrika gestartet Das Projekt „TreatPreg“ untersucht erstmals systematisch, ob eine gleichzeitige vorbeugende Behandlung gegen Bilharziose, Darmwürmer und Malaria sicher angewendet werden kann und potenzielle gesundheitliche Vorteile bietet.