Ganzheitliche Erforschung maligner Tumorerkrankungen erforderlich

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In der Vergangenheit konzentrierten sich Krebsforschung und -therapie ausschließlich auf bösartige Zellen und ihre Tumormikroumgebung. Das Gefäß-, Lymph- und Nervensystem stelle jedoch eine Fernkommunikation zwischen Tumor und Wirt her, schildert ein Team um Prof. Guido Kroemer von der Sorbonne Université in Paris, Frankreich, in „Nature Medicine“.

Diese Kommunikation wird durch Metaboliten vermittelt, die vom Wirt oder der Darmmikrobiota erzeugt werden. So beschäftigen sich in jüngster Vergangenheit immer mehr Studien mit der Rolle des Darmmikrobioms, dem früher keine Beachtung geschenkt wurde.

Außerdem seien systemische neuroendokrine, entzündungsfördernde und immunologische Schaltkreise beteiligt, die alle den Verlauf bösartiger Erkrankungen durch molekular definierte biologische Mechanismen diktierten, führen Kroemer und seine Kollegen weiter aus. Darüber hinaus haben der Alterungsprozess, Komorbiditäten und Co-Medikationen großen Einfluss auf die Entwicklung, den Verlauf und das therapeutische Ansprechen von Krebserkrankungen.

Daher plädieren die Autoren in ihrem Artikel für eine ganzheitliche „ökologische“ Erforschung maligner Erkrankungen. Sie vermuten, dass das Sammeln von Wissen über die komplizierte Beziehung zwischen Wirt und Tumor rationale Strategien für systemische, körperweite Interventionen formen wird, die letzten Endes die Tumorkontrolle sowie die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern werden.

Fazit
Bei der Entstehung und dem Verlauf von Krebs spielen auch das Gefäß-, Lymph- und Nervensystem sowie das Darmmikrobiom und weitere biologische Mechanismen eine Rolle. Die Autoren plädieren daher für eine ganzheitliche „ökologische“ Erforschung maligner Erkrankungen. (sf)

Autoren: Kroemer G et al.
Korrespondenz: Guido Kroemer; [email protected]
Studie: Bodywide ecological interventions on cancer
Quelle: Nat Med 2023;29(1):59–74.
Web: https://doi.org/10.1038/s41591-022-02193-4