Gase, Stäube, Dämpfe, Lösungsmittel: Exposition am Arbeitsplatz steht in Zusammenhang mit abnehmender Lungenkapazität26. Oktober 2022 Schweißer (Foto: © Photocreo Bednarek) Die Exposition am Arbeitsplatz gegenüber Gasen, Stäuben, Dämpfen und aromatischen Lösungsmitteln, die in Farben, Lacken und Klebstoffen verwendet werden, ist mit einer Abnahme der Lungenkapazität verbunden, die über die beim normalen Alterungsprozess beobachteten hinausgeht. Das berichten Forschende aus einer Analyse gepoolter Daten. Es sei wichtig, Personen, die unter solchen Expositionen ihrer Arbeit nachgehen, regelmäßig zu untersuchen, um schwere Atemwegserkrankungen zu vermeiden. Der allmähliche Rückgang der Einsekundenkapazität (FEV1) infolge des Alterungsprozesses ist zwar ein normales Phänomen, wird jedoch mit einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht. Wird diese Abnahme der FEV1 beschleunigt, ist sie mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod verbunden, betonen die Studienautoren. Zuvor veröffentlichte Forschungsergebnisse deuteten darauf hin, dass einige berufsbedingte Expositionen den Rückgang von FEV1 und forcierter Vitalkapazität (FVC) beschleunigen können. In den meisten dieser Studien wurden die Teilnehmer jedoch über einen eher kürzeren Zeitraum hinweg beobachtet und die Ergebnisse waren laut den Verfassern der aktuellen Arbeit nicht schlüssig. Um diese Wissenslücken zu schließen, haben die Forschenden die aktuell verfügbare Evidenz zu den potenziellen Zusammenhängen zwischen einer beliebigen Exposition am Arbeitsplatz und abnehmender Lungenkapazität in bevölkerungsbasierten Langzeitstudien zu zusammengefasst. Dafür durchsuchten sie Forschungsdatenbanken nach relevanten Studien, die bis September 2021 in englischer Sprache veröffentlicht worden waren. Alle Arbeiten umfassten die Exposition am Arbeitsplatz gegenüber einem breiten Spektrum von Emissionen und Partikeln in der Luft sowie die abnehmende Lungenkapazität, die mindestens über ein Jahr hinweg beobachtet wurde und die in den Studien als jährlicher Verlust von FEV1, FVC oder dem Verhältnis von beiden definiert worden war. Zu den untersuchten Expositionn gehörten biologische sowie mineralische Stäube, Kombinationen von Dämpfen, Gasen, Stäuben und Rauch (VGDF) sowie Fungizide, Herbizide und Insektizide. Auch Kontakt mit aromatischen beziehungsweise chlorierten Lösungsmitteln sowie mit Metallen und Fasern wurden mit einbezogen. Die abschließende Analyse umfasste zwölf Studien mit Beobachtungszeiträumen von 4,5 bis 25 Jahren. Die Zahl der Teilnehmer reichte von 237 bis 17833, bei einem Durchschnittsalter von 33 bis 60 Jahren. Die gepoolte Datenanalyse der Studienergebnisse zeigte, dass jede Exposition gegenüber Gasen/Dämpfen, VGDF und aromatischen Lösungsmitteln stark mit einer abnehmendem FEV1 assoziiert war, während die kumulative Exposition am Arbeitsplatz für diese drei Kategorien von Stoffen auf einen ähnlichen Trend hindeutete. Jede Exposition gegenüber Fungiziden und kumulative Exposition gegenüber biologischem Staub, Fungiziden und Insektiziden war ebenfalls mit einer sinkenden FEV1 verbunden, dies allerdings in Relation zu spezifischen Variablen wie Alter, Geschlecht und Rauchen. Die Forschenden fanden keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber mineralischen Stäuben, Herbiziden, Metallen und der Abnahme der FEV1. Die methodische Qualität aller eingeschlossenen Studien bewertete die Arbeitsgruppe insgesamt als gut, jedoch wurden nur wenige Arbeiten in die Endanalyse eingeschlossen, wie die Forschenden einräumen. Sie heben auch andere Einschränkungen hervor, die es schwierig machen, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen. So waren die Definitionen der Lungenfunktion in den Studien nicht einheitlich, auch wurden zur Bewertung der Schadstoffexposition am Arbeitsplatz unterschiedliche Methoden verwendet. Zudem wurden ein bereits vorher bestehendes (auch berufsbedingtes) Asthma nicht berücksichtigt. Die die Expositionen beschreibenden Kategorien waren nur grob definiert, und die Wissenschaftler konnten die jeweiligen Bestandteile oder die Dauer der Exposition nicht identifizieren
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