GBD-Studie 2021: Anstieg der weltweiten Diabetesfälle von 529 Millionen auf 1,3 Milliarden bis 2050 prognostiziert

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Weltweit leben mehr als eine halbe Milliarde Menschen mit Diabetes. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl in den nächsten 30 Jahren auf 1,3 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln, wie aus einer neuen Studie in „The Lancet“ hervorgeht.

In der Studie „Global Burden of Disease (GBD) 2021“ untersuchten deren Autoren die Prävalenz, Morbidität und Mortalität von Diabetes für 204 Länder und Gebiete nach Alter und Geschlecht zwischen 1990 und 2021 und prognostizierten die Diabetesprävalenz bis zum Jahr 2050.

Diese neuesten und umfassenden Berechnungen zeigen, dass die aktuelle weltweite Prävalenzrate bei 6,1 Prozent liegt, was Diabetes zu einer der zehn häufigsten Todes- und Invaliditätsursachen macht. Auf Superregion-Ebene liegt die höchste Rate bei 9,3 Prozent in Nordafrika und im Nahen Osten – hier geht man von einem Anstieg auf 16,8 Prozent bis 2050 aus. In Lateinamerika und der Karibik wird die Rate voraussichtlich auf 11,3 Prozent steigen.

Wie die Untersuchung ergab, trat Diabetes in allen Ländern besonders deutlich bei Menschen im Alter ab 65 Jahren auf: Hier liegt die Prävalenzrate bei mehr als 20 Prozent. Die höchste Rate betrug bei 24,4 Prozent für die Altersgruppe derjenigen zwischen 75 und 79 Jahren. Betrachtet man die Daten nach Superregionen, so wiesen Nordafrika und der Nahe Osten mit 39,4 Prozent die höchste Rate in dieser Altersgruppe auf, während Mitteleuropa, Osteuropa und Zentralasien mit 19,8 Prozent die niedrigste Quote verzeichneten

Die überwiegende Mehrheit (96%) der betrachteten Fälle weltweit waren Fälle von Typ-2-Diabetes (T2D). Alle 16 untersuchten Risikofaktoren standen mit T2D in Zusammenhang. Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) stellte das Hauptrisiko für T2D dar – er war für 52,2 Prozent der Beeinträchtigungen aufgrund von T2D und der mit T2D assoziierten Mortalität aus – gefolgt von schlechten Ernährungsgewohnheiten, Risikofaktoren die Umwelt und den Beruf betreffend, Tabak- und Alkoholkonsum und wenig Bewegung.

„Die rasche Zunahme von Diabetes ist nicht nur alarmierend, sondern stellt auch eine Herausforderung für jedes Gesundheitssystem auf der Welt dar, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Krankheit auch das Risiko für ischämische Herzerkrankungen und Schlaganfälle erhöht“, erklärt Dr. Liane Ong, Hauptautorin und leitende Wissenschaftlerin am Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der School of Medicine der University of Washington (USA). „Während die breite Öffentlichkeit vielleicht glaubt, dass T2D einfach mit Fettleibigkeit, Bewegungsmangel und schlechter Ernährung zusammenhängt, ist die Prävention und Kontrolle von Diabetes aufgrund einer Reihe von Faktoren recht komplex. Dazu gehören die Genetik einer Person sowie logistische, soziale und finanzielle Hindernisse innerhalb des Struktursystems eines Landes, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.“

Lauryn Stafford, ebenfalls vom IHME und Zweitautorin der Arbeit ergänzt: „Manche Menschen konzentrieren sich vielleicht schnell auf einen oder mehrere Risikofaktoren. Bei diesem Ansatz jedoch werden die Bedingungen, unter denen Menschen geboren werden und leben und die weltweit zu Ungleichheiten führen, außer Acht gelassen. Diese Ungleichheiten wirken sich letztendlich auf den Zugang der Menschen zu Vorsorgeuntersuchungen und Behandlungen sowie auf die Verfügbarkeit medizinischer Dienstleistungen aus. Genau deshalb brauchen wir ein umfassenderes Bild davon, wie sich Diabetes auf Detail-Ebene auf die Bevölkerung ausgewirkt hat.“