Gebärmutterkrebs: Fünf neue genomische Risikofaktoren entdeckt

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Eine internationale Studie unter Federführung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat fünf neue Veranlagungen für das Endometriumkarzinom entdeckt.

Das Forschungsteam um Dr. Thilo Dörk-Bousset, Leiter der gynäkologischen Forschungseinheit an der MHH, führte genetische Daten aus nationalen Biobanken verschiedener Länder zusammen und verglich das Auftreten von Veränderungen im Erbgut bei mehr als 17.000 Patientinnen mit Endometriumkarzinom mit dem Genom von rund 290.000 gesunden Frauen. Die Ergebnisse wurden dann an weiteren Studienteilnehmerinnen aus der MHH-Frauenklinik überprüft. Dabei entdeckte das Forschungsteam fünf neue Stellen im Genom, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Rolle bei der Entstehung eines Endometriumkarzinoms spielen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „eBioMedicine“ veröffentlicht.

NAV3-Gen als möglicher Tumorsuppressor

Eines der neuen Risikogene namens Navigator-3 (NAV3) haben die Forschenden in speziellen Ziellinien aus Gebärmuttergewebe genauer untersucht. Wurde NAV3 stillgelegt, so wuchsen die Gebärmutterzellen schneller. Eine übermäßige NAV3-Aktivität führte dagegen zum Absterben der Zellen. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass NAV3 normalerweise das Zellwachstum im Endometrium begrenzt und so als sogenanntes Tumorsuppressor-Gen die Krebsbildung unterdrückt“, erläutert Dr. Dhanya Ramachandran, Molekularbiologin und Erstautorin der Studie. „Entsprechend ist NAV3 in Endometriumkarzinomen stark reduziert.“

Potenzielle neue Therapieansätze

Durch die Studie wurde die bisher bekannte Zahl genomischer Risikofaktoren für das Endometriumkarzinom von 16 auf 21 erhöht. „Damit sind wir dem Ziel einer möglichst genauen Risikovorhersage für erblich bedingten Gebärmutterkrebs ein Stück nähergekommen“, erklärt Dörk-Bousset. „Denn je mehr verantwortliche Gene wir finden, desto präziser lässt sich die jeweilige Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der eine Frau am Endometriumkarzinom erkranken könnte.“ Dadurch verbessere sich aber nicht nur die individuelle Vorhersage.

„Wenn wir verstehen, welche Gene für die Tumorentwicklung eine Rolle spielen und was genau sie tun, haben wir auch mögliche Angriffspunkte für Vorsorgestrategien und neue Therapieansätze“, meint Dörk-Bousset. Das NAV3-Gen erscheint dabei als ein vielversprechender neuer Kandidat, seine Regulation ist nun Gegenstand weiterer Untersuchungen. „Die Grundlagenforschung von heute ist von zentraler Bedeutung für die Krebstherapie von morgen“ so Prof. Peter Hillemanns, Direktor der MHH-Frauenklinik und stellvertretender Leiter des Comprehensive Cancer Center Niedersachsen.

Gefördert wurde die Studie durch die Wilhelm Sander-Stiftung. Beteiligt waren neben der MHH weitere Kliniken und Forschungseinrichtungen aus Australien, Belgien, China, Deutschland, Großbritannien, Israel, Italien, Kanada, Kasachstan, Schweden und den USA.