Gefährlicher Trend: Zunahme an betrügerischen Online-Angeboten bei Diabetes17. September 2025 Menschen mit Diabetes sind im Netz zunehmend mit betrügerischen Angeboten für angebliche Wundermittel und irreführende Gesundheitsversprechen konfrontiert. Symbolbild: ©Kannika/stock.adobe.com Immer häufiger stoßen Menschen mit Diabetes in sozialen Netzwerken auf Angebote für angebliche Wundermittel. Dahinter stecken oft Anbieter ohne Zulassung – und in vielen Fällen mit gefälschten Logos, ohne Rücksendeadresse oder rechtskonformes Impressum. Führende deutsche Verbände warnen vor den betrügerischen Angeboten und fordern Aufklärung und Schutz. Auf Facebook, Instagram und TikTok werden Patienten mit Diabetes immer häufiger mit Angeboten für angebliche Wundermittel und irreführenden Gesundheitsversprechen angesprochen. Dazu zählen zum Beispiel Mikronadelpflaster, „natürliche GLP-1-Lösungen“ oder angeblich nichtinvasive Blutzuckermessgeräte, die oft unter Missbrach von Namen und Logos vertrauenswürdiger Organisationen angepriesen werden. In jüngster Zeit wurden etwa Logos sowie Bilder oder vermeintliche Aussagen von bekannten Persönlichkeiten aus der Diabetologie verwendet, die unter anderem in der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) oder im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) aktiv sind. In einigen Fällen erwecken Webseiten den Eindruck, von der DDG oder anderen offiziellen Institutionen betrieben zu werden – ein klarer Täuschungsversuch. Gefälschte Logos und falsche Empfehlungen „Wir stellen mit großer Sorge fest, dass die sozialen Medien immer stärker zu einem rechtsfreien Raum für gesundheitsgefährdende Desinformation werden“, warnt Prof. Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG. „Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft verkaufen oder empfehlen wir keine Produkte. Unser Auftrag ist die unabhängige, evidenzbasierte Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie die Entwicklung medizinischer Leitlinien.“ Die DDG geht gegen solche Fälschungen mit allen verfügbaren Mitteln vor: Anzeigen mit missbräuchlicher Verwendung des Logos oder falschen gesundheitsbezogenen Aussagen werden regelmäßig bei Meta (Facebook, Instagram) zur Löschung gemeldet. In vielen Fällen konnten auf diese Weise betrügerische Inhalte entfernt werden. „Auch wenn wir der Flut nicht vollständig Herr werden, handeln wir konsequent und beziehen eindeutig Stellung – für den Schutz von Patientinnen und Patienten“, betont Szendrödi. Besonders perfide: Viele Betroffene berichten, dass sie nach Bestellung der vermeintlichen Produkte entweder gar keine Lieferung oder aber minderwertige Geräte wie einfache Pulsoximeter ohne diabetologischen Nutzen erhalten haben. Die Anbieter agieren häufig anonym aus dem Ausland, ohne Impressum oder Rücksendeadresse. Eine Rückerstattung oder Reklamation sind in der Regel nicht möglich. Verbände fordern Aufklärung und Schutz „Wir erleben derzeit eine Welle von Fake-Angeboten, die auf die Verunsicherung chronisch kranker Menschen zielt – und das in einer Art und Weise, die hochgradig verantwortungslos ist“, sagt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE. „Die öffentliche Hand scheint dieser Entwicklung kaum etwas entgegenzusetzen. Deshalb braucht es umso mehr Aufklärung.“ Auch in den Praxen steigt der Beratungsbedarf. „Patientinnen und Patienten wenden sich immer häufiger mit Fragen zu Produkten, die sie online gesehen oder sogar bestellt haben, an ihre Ärztinnen und Ärzte“, erklärt Toralf Schwarz, Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Diabetologen (BVND) und Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie. „Wir investieren dadurch viel Zeit darin, Fehlinformationen zu korrigieren, statt uns um die gesundheitlichen Belange der Patientinnen und Patienten kümmern zu können.“ Kathrin Boehm, Vorsitzende des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), ergänzt: „Diabetesberaterinnen und -berater erleben täglich, wie schnell sich solche Inhalte verbreiten. Umso wichtiger ist es, Patientinnen und Patienten zu stärken, solche Angebote zu hinterfragen – bevor sie Geld ausgeben oder ihre Gesundheit riskieren.“ Gemeinsam gegen Desinformationen Die vier Organisationen begrüßen, dass sich viele Betroffene inzwischen gegenseitig in sozialen Netzwerken vor solchen Angeboten warnen. Eine informierte Patientenschaft sei der beste Schutz gegen Desinformation, so die gemeinsame Einschätzung. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, sollen auch Verbraucherzentralen, Hausarztpraxen sowie Apotheken auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Für Wartezimmer stellen die Organisationen deshalb ein kurzes Infoblatt zur Verfügung. „Wir arbeiten gemeinsam daran, diese Formen des Missbrauchs öffentlich zu machen, Anzeigen zu stellen und kontinuierlich zu warnen“, so Szendrödi. „Doch wir brauchen aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger – und eine politische Sensibilität für das, was sich hier online abspielt.“
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