Gehirne gestrandeter Delfine zeigen Anzeichen der Alzheimer-Krankheit5. Januar 2023 Hoffentlich mit guter Orientierung unterwegs. (Symbolbild) Foto: © Andreas – pixabay.com Walstrandungen geben Forschenden nach wie vor Rätsel auf. Die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung weisen nun auf eine mögliche Ursache hin: So zeigten die Gehirne von drei verschiedenen Arten gestrandeter Delfine laut der bisher umfangreichsten Studie über Demenz bei Odontoceten (Zahnwalen) klassische Marker der menschlichen Alzheimer-Krankheit. Die Studie wurde im „European Journal of Neuroscience“ veröffentlicht. Wissenschaftler der Universität Glasgow, der Universitäten St. Andrews und Edinburgh und dem Moredun Research Institute, untersuchten in Zusammenarbeit die Gehirne von 22 Odontoceten, die alle in schottischen Küstengewässern gestrandet waren. Die Studie umfasste fünf verschiedene Arten – Rundkopfdelfine, Langflossen-Grindwale, Weißschnauzendelfine, Schweinswale und Große Tümmler. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass vier Tiere, drei verschiedenen Delfinarten zugehörig, Gehirnveränderungen aufwiesen, wie sie im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit beim Menschen auftreten. Womöglich liefern die Ergebnisse eine mögliche Antwort auf ungeklärte Walstrandungen bei einigen Odontoceten-Arten: Nach Auffassung der Studienautoren, könnten die Ergebnisse die „Sick-Leader“-Theorie stützen, wonach sich eine ansonsten gesunde Herde von Tieren in gefährlich flachen Gewässern wiederfindet, nachdem sie einem Gruppenleiter gefolgt ist, der möglicherweise verwirrt ist oder die Orientierung verloren hat. Wale, Delfine und Tümmler stranden regelmäßig an den Küsten Großbritanniens. Oft werden Gruppen von gestrandeten Tieren in seichten Gewässern und manchmal auch an Stränden gefunden. Während einige Tiere von Expertenteams in sicherere, tiefere Gewässer gebracht werden können, haben andere Tiere weniger Glück und sterben infolgedessen. Die zugrunde liegenden Ursachen solcher Walstrandungen sind nicht immer klar, und es wird weiter geforscht, um bessere Erkenntnisse zu gewinnen. Für diese Studie untersuchten die Forscher gestrandete Tiere auf das Vorhandensein von Gehirnpathologien, die Teil der Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit sind, einschließlich der Bildung von Beta-Amyloid-Ablagerungen (Plaques), der Ansammlung von Phospho-Tau-Proteinen und Gliose (eine Veränderung der Zellzahl als Reaktion auf Schädigung des Zentralnervensystems). Die Ergebnisse zeigen, dass die Gehirne aller untersuchten alten Tiere Beta-Amyloid-Plaques aufwiesen. Insbesondere drei Tiere – jedes von einer anderen Odontoceten-Art – hatten Beta-Amyloid-Plaques sowie eine Reihe anderer Demenz-bedingter Pathologien in ihren Gehirnen, was zeigt, dass einige Odontoceten-Arten eine Alzheimer-ähnliche Neuropathologie entwickeln. Die Studie kann jedoch nicht bestätigen, ob eines der Tiere unter den gleichen kognitiven Defiziten gelitten hätte, die mit der klinischen Alzheimer-Krankheit beim Menschen verbunden sind. Der leitende Forscher, Dr. Mark Dagleish von der University of Glasgow, sagte: „Dies sind signifikante Ergebnisse, die zum ersten Mal zeigen, dass die Gehirnpathologie bei gestrandeten Odontocetes ähnlich ist wie die in den Gehirnen von Menschen, die von der klinischen Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Während es zu diesem Zeitpunkt verlockend ist zu spekulieren, dass das Vorhandensein dieser Hirnläsionen bei Odontoceten darauf hindeutet, dass sie möglicherweise auch unter den kognitiven Defiziten leiden, die mit der Alzheimer-Krankheit des Menschen verbunden sind, muss mehr Forschung betrieben werden, um besser zu verstehen, was mit diesen Tieren passiert.“ Co-Autor Professor Frank Gunn-Moore von der University of St. Andrews sagte: „Ich war schon immer daran interessiert, die Frage zu beantworten: Bekommen nur Menschen Demenz? Unsere Ergebnisse beantworten diese Frage, da sie zeigen, dass potenzielle Demenz-assoziierte Pathologien tatsächlich nicht nur bei menschlichen Patienten auftreten. Diese Studie ist auch ein großartiges Beispiel für die Zusammenarbeit von sowohl verschiedenen Forschungsinstituten als auch verschiedenen Zweigen der Life Sciences.“ Und Professor Tara Spires-Jones von der University of Edinburgh setzt dem hinzu: „Wir waren fasziniert, Gehirnveränderungen bei gealterten Delfinen zu sehen, die denen beim menschlichen Altern und der Alzheimer-Krankheit ähneln. Ob diese pathologischen Veränderungen zum Stranden dieser Tiere beitragen, ist eine interessante und wichtige Frage für zukünftige Arbeiten.“ Alle Tiere in dieser Studie wurden nach einem Strandungsereignis untersucht. Marine Scotland und Defra finanzieren über das Scottish Marine Animal Stranding Scheme (SMASS) Obduktionsuntersuchungen von Walen (einschließlich Odontoceten), Flossenfüßern und Meeresschildkröten, die in schottischen Küstengewässern stranden und sterben.
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