Gehle zu KI: Perspektive der Ärzteschaft bei der Entwicklung stärker berücksichtigen

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„Wenn es um Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen geht, müssen wir Ärztinnen und Ärzte mitreden, mitentwickeln, mitentscheiden“, forderte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Hans-Albert Gehle, auf der Kammerversammlung.

Hans-Albert Gehle. Foto: ÄKWL

Die Perspektive von Ärztinnen und Ärzten bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) müsse stärker berücksichtigt werden, so Gehle weiter. Werde die Ärzteschaft nicht einbezogen, prophezeit er, „wird KI im Gesundheitswesen zwar ein ganz großes Ding für IT-Experten, für Datensammler und Investoren, aber nicht für die Patientinnen und Patienten und für uns, die wir die Menschen versorgen“.

KI habe ohne Zweifel Potenzial, müsse sich aber im Versorgungsalltag auch noch entwickeln und beweisen, so der Kammerpräsident und verweist in diesem Zusammenhang auf so manchen mehr als holprigen Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen. Zudem sieht Gehle eine Gefahr, dass durch die KI eine „parallele Gesundheitswelt à la Dr. Google“ entstehen könnte. „Doch wer hätte etwas dagegen, wenn ihm Routine-Arbeiten abgenommen würden, wenn die KI bürokratische Arbeiten erledigen würde. Aber noch besser wäre es natürlich, wenn so viel bürokratischer Aufwand erst gar nicht nötig wäre,“ konstatierte Gehle. Es gebe allerdings viele Kolleginnen und Kollegen, die befürchteten, dass KI nur wieder einmal zu mehr Arbeitsverdichtung führt, statt bei der Arbeit zu entlasten und Zeit für Patienten freizumachen.

KI habe aber Grenzen. Es sei beeindruckend, wenn sich eine Maschine beim Deep Learning selbstständig immer mehr Wissen erschließt. „Aber die Maschine kann nicht empathisch sein, auch wenn sie das vorgaukelt. Sie fühlt nicht, riecht nicht – ärztliche Arbeit hat viel mit unseren fünf Sinnen zu tun, die KI ist da sehr eingeschränkt,“ betonte der Kammerpräsident. Deshalb sei der erfolgreiche Einsatz von KI in der Medizin bislang auch keineswegs flächendeckend in allen Disziplinen zu sehen. Es müsse sehr deutlich und transparent werden, wo KI überall mitwirke. Gehle ergänzte: „Und, darüber gibt es keine Diskussion: Die Verantwortung für Diagnostik, Indikationsstellung und Therapie muss beim Menschen bleiben, sie bleibt bei Ärztin oder Arzt.“

ÄKWL-Präsident Gehle spricht sich auch dafür aus, KI zum Thema im Medizinstudium zu machen. KI gehöre in die ärztliche Weiterbildung. Dies sei auch eine Aufgabe für die ärztliche Selbstverwaltung, KI dort zu implementieren.