Gehör und Sprachfähigkeit wiedererlangt: Gentherapie erfolgreich

Foto: Matthieu/stock.adobe.com

Nicht nur US-amerikanische Forscher hatten kürzlich mit Gentherapie Erfolg: Ein chinesisches Team konnte mittels Gentherapie das Gehör von fünf Kindern mit DFNB9-Mutation im Otoferlin(OTOF)-Gen wiederherstellen.

Die kürzlich im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte Studie unter der Leitung von Forschern des Mass Eye and Ear, belegt die Wirksamkeit einer Gentherapie zur Wiederherstellung der Hörfunktion bei Kindern, die an erblicher bedingter Taubheit leiden. An der Studie nahmen sechs Kinder teil, durchgeführt wurde sie am Augen- und HNO-Krankenhaus der Fudan-Universität in Shanghai, China. Die angewendete Gentherapie erwies sich als wirksam für Patienten mit einer bestimmten Form von autosomal rezessiver Taubheit, die durch DFNB9-Mutationen des OTOF-Gens verursacht wird. Der erste Patient wurde bereits im Dezember 2022 behandelt und ist den Autoren zufolge die erste klinische Gentherapie-Studie für diese Erkrankung am Menschen.

„Die Ergebnisse dieser Studie sind wirklich bemerkenswert. Wir konnten beobachten, wie sich das Hörvermögen der Kinder Woche für Woche dramatisch verbesserte und sie auch ihre Sprache wiedererlangten“, betonte Zheng-Yi Chen, DPhil, ein assoziierter Wissenschaftler in den Eaton-Peabody Laboratories am Mass Eye and Ear.

Die Forschenden verwendeten eine Adeno-assoziiertes Virus (AAV)-Vektor mit einer korrekten OTOF-Kopie, die chirurgisch ins Innenohr der Patienten eingebracht wurde. Es wurden unterschiedliche Dosen der einmaligen Injektion des viralen Vektors verwendet. Die sechs Kinder wurden über einen Zeitraum von 26 Wochen nachbeobachtet.

Alle sechs an der Studie teilnehmenden Kinder waren völlig taub, was durch einen durchschnittlichen Schwellenwert für die Hirnstammreaktion (ABR) von über 95 Dezibel angezeigt wurde. Nach 26 Wochen zeigte sich bei fünf Kindern eine Erholung des Gehörs mit einer Verringerung der ABR-Schwelle um 40-57 Dezibel, einer dramatischen Verbesserung der Sprachwahrnehmung und der Wiederherstellung der Fähigkeit, normale Gespräche zu führen. Insgesamt wurde keine dosislimitierende Toxizität beobachtet. Bei der Nachbeobachtung der Patienten wurden 48 unerwünschte Ereignisse beobachtet, von denen die überwiegende Mehrheit (96 %) geringfügig und der Rest vorübergehend und ohne langfristige Auswirkungen war.

Für die Autoren belegen ihre Ergebnisse Sicherheit und Wirksamkeit der AVV-Therapie zur Behandlung angeborener Genhörlosigkeit aufgrund einer DFNB9-Mutation. Sie sehen aber auch Potenzial für andere Formen genetisch bedingter Gehörlosigkeit.