Gemeinsamkeiten zwischen Atherosklerose und Knochenwachstum entdeckt20. Januar 2025 Symbolbild: ©Rasi/stock.adobe.com Durch Echtzeitbeobachtung biochemischer Prozesse in murinen Blutgefäßen kam eine bisher unbekannte Gemeinsamkeit zwischen Atherosklerose und dem Knochenwachstum zutage. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Robert Feil vom Interfakultären Institut für Biochemie der Universität Tübingen entdeckte, dass ein molekularer Signalweg, der beim Knochenwachstum eine wichtige Rolle spielt, die Entwicklung von Atherosklerose in Blutgefäßen bremsen kann. Möglicherweise lässt sich die Atherosklerose künftig mit Medikamenten behandeln, die ursprünglich zur Therapie von Wachstumsstörungen der Knochen, wie etwa Kleinwuchs, entwickelt worden sind. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht. Spezieller cGMP-Signalweg im Fokus Bei der Regulation der kardiovaskulären Homöostase spielt das Signalmolekül zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP) eine zentrale Rolle. In glatten Gefäßmuskelzellen (vascular smoot muscle cells, VSMCs) wird es über drei ligandenaktivierte Guanylylzyklasen (GCs) gebildet: die NO-empfindliche Guanylylzyklase (sGC), die durch atriales natriuretisches Peptid (ANP) aktivierte GC-A und die durch C-Typ natriuretisches Peptid (CNP) stimulierte GC-B. „Weil man das Regelungsgefüge insgesamt noch nicht genau verstanden hat, haben wir uns in der aktuellen Studie auf einen der Produktionswege von cGMP konzentriert“, erklärt Dr. Moritz Lehners von der Universität Tübingen, der Erstautor der Studie. Konkret handelt es sich dabei um den CNP/GC-B/cGMP-Signalweg. Dazu nutzte das Forschungsteam Blutgefäßzellen aus Mäusen, in denen das cGMP-Molekül mit Hilfe eines neuartigen fluoreszierenden Biosensors unter dem Mikroskop als Leuchten detektiert werden kann. „So konnten wir die Signalmoleküle und die biochemischen Prozesse, in die sie eingebunden sind, in einzelnen Zellen sichtbar machen und in Echtzeit beobachten, sozusagen bei der Arbeit“, sagt Lehners. Solche Einzelzellanalysen könnten auch für andere Fragestellungen in der Gefäßbiologie weiterentwickelt werden. Status der Gefäßzellen entscheidend „Die Ausgangslage war verwirrend“, berichtet der Forscher. „Wenn man weiß, dass mehrere Stoffwechselwege in den Gefäßzellen zur Produktion von cGMP führen können, stellt sich die Frage, ob diese unterschiedlichen Wege auch Unterschiedliches bewirken.“ Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass es während der Entstehung von Atherosklerose in den Gefäßzellen zu Änderungen der biochemischen Signalwege kommt. „Während eine Zelle in die Plaque hineinwächst und versteift, wechselt der Produktionsweg des cGMP. Der von uns genauer betrachtete Weg springt an und arbeitet gegen die Verkalkung der Plaques“, sagt Lehners. „Dieser Mechanismus hat also eine gefäßschützende Funktion.“ Dieses Ergebnis wird dadurch untermauert, dass Mäuse, bei denen der CNP/GC-B/cGMP-Weg blockiert wurde, eine stärkere Gefäßverkalkung entwickelten. „Interessanterweise ist genau dieser Weg der Bildung von cGMP in der Biochemie und Medizin schon länger als Förderer des Knochenwachstums bekannt“, sagt Studienleiter Feil. Genetische Varianten der an dem Stoffwechselweg beteiligten Rezeptoren führten zu Anomalien beim menschlichen Skelett. „In der Tat wurde vor kurzem ein neues Medikament entwickelt, das Vosoritid, das auf den cGMP-Signalweg im Knochen wirkt und zur Behandlung der Kleinwüchsigkeit bei Kindern eingesetzt wird. Durch die Parallelen, die sich durch unsere Studie zwischen dem Knochenwachstum und der Bildung von Atherosklerose in Blutgefäßen ergeben haben, könnte nun geprüft werden, ob sich Wirkstoffe wie Vosoritid auch bei der Therapie der Atherosklerose einsetzen lassen.“ (ah)
Mehr erfahren zu: "NSTE-ACS: Neue Risikoeinstufung auf Basis Künstlicher Intelligenz" NSTE-ACS: Neue Risikoeinstufung auf Basis Künstlicher Intelligenz Mithilfe Künstlicher Intelligenz entwickelten Forscher den GRACE-Score zur Abschätzung des Risikos von Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (NSTE-ACS) weiter. Damit lässt sich die Behandlung offenbar gezielter steuern.
Mehr erfahren zu: "Genetische Grundlagen der Gehirnalterung identifiziert" Genetische Grundlagen der Gehirnalterung identifiziert Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin untersuchten die genetischen Grundlagen der Gehirnalterung. Daten von über 56.000 Teilnehmenden zeigen, welche Gene und beeinflussbaren Faktoren das Tempo der Gehirnalterung bestimmen. Die Ergebnisse liefern […]
Mehr erfahren zu: "Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt" Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt Zum Welttag der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung (20.10.) hat Cochrane Deutschland für das Land noch Nachholbedarf bei diesem Thema ausgemacht.