Später als gedacht: Hauskatze erreichte Europa erst vor 2000 Jahren1. Dezember 2025 Schädel einer Katze aus der archäologischen Fundstätte von Mautern (Österreich). Die Analyse der alten DNA ergab, dass es sich um eine der frühesten Hauskatzen handelt, die vor etwa 2000 Jahren nach Europa gebracht wurden. Foto: © Rudolf Gold Einer neuen Studie zufolge, kam die Hauskatze offenbar erst vor rund 2000 Jahren aus Nordafrika nach Europa und nicht wie bisher angenommen mit jungsteinzeitlichen Ackerbauern und Viehzüchtern aus dem Vorderen Orient im 7. Jahrtausend vor heute. Dies zeigen genetische Analysen von DNA-Proben aus 97 archäologischen Fundstätten in Europa und Anatolien. Im Rahmen einer Studie, die in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler genomische Analysen von Katzenfunden aus knapp 100 archäologischen Fundstätten aus Europa und Anatolien durchgeführt. Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren und sind heute weltweit bis in die entlegensten Gegenden verbreitet. Geschätzt wird ihre Zahl auf etwa eine Milliarde. Frühere Studien konnten zeigen, dass die Hauskatze Felis catus von der nordafrikanischen Wildkatze Felis lybica lybica abstammt. Außerdem belegen archäologische Funde, dass sich Katzen schon vor fast 10.000 Jahren dem Menschen angeschlossen haben, jedoch ist die komplexe Geschichte ihrer Domestikation, insbesondere die geographische Region, der Zeitpunkt und die Umstände ihrer Ausbreitung, bis heute weitgehend ungeklärt. Das hängt auch damit zusammen, dass archäologische Funde von Katzen selten und das Zuordnen von Knochenfragmenten zur Wild- oder Haustierform problematisch sind. Älteste Proben waren ca. 11.000 Jahre alt Ein internationales Forscherteam konnte nun mithilfe genetischer Analysen nachweisen, dass Hauskatzen nicht wie bisher angenommen vor 6000 bis 7000 Jahren mit jungsteinzeitlichen Bauern aus dem Vorderen Orient nach Europa gelangten. Vielmehr wurden sie erst mehrere Jahrtausende danach, vor etwa 2000 Jahren, nach Europa eingeführt, und zwar aus Nordafrika. Diese Schlussfolgerung beruht auf der Analyse der DNA-Proben von 225 Katzen aus 97 archäologischen Fundstätten in Europa und Anatolien. Dabei konnten die Forschenden insgesamt 87 Genome von alten sowie heutigen Katzen generieren, wobei die ältesten untersuchten Proben etwa 11.000 Jahre alt sind.An der Konzeption der Studie maßgeblich beteiligt war SNSB Paläoanatom Prof. Joris Peters von der Staatssammlung für Paläoanatomie sowie der LMU München, zusammen mit den Leitern der Studie Prof. Claudio Ottoni von der Universität Tor Vergata in Rom und Prof. Wim van Neer vom Royal Belgian Institute of Natural Sciences, Brüssel. Die Münchner Sammlung trug zudem wichtiges Probenmaterial für die Studie bei. Katzen gelangten von Nordafrika mit Seefahrern nach Europa Erstmals bieten genetische Analysen Belege, dass der geografische Ursprung der heutigen Hauskatzen in Nordafrika und nicht wie bisher angenommen im Vorderen Orient liegt. Die Forschenden vermuten, dass es Seefahrer waren, die vor etwa 2000 Jahren Katzen von dort nach Europa brachten. Sie identifizierten zwei genetisch unterschiedliche Populationen aus Nordafrika. Die erste gelangte nach Sardinien und begründete die heute noch dort lebenden Wildkatzen-Population auf der Insel, während die zweite zur Römerzeit das europäische Festland erreichte und erheblich zum Genpool moderner Hauskatzen beigetragen hat.„Die nordafrikanischen Wildkatzen haben sich aufgrund des reichhaltigen Angebots an Ratten und Mäusen oder Fischereiabfällen wohl dauerhaft in getreideanbauenden Siedlungen bzw. in Hafenvierteln aufgehalten und sich so an die Nähe des Menschen gewöhnt. Wir vermuten daher, dass Wildkatzenpopulationen aus unterschiedlichen Regionen und Kulturkreisen Nordafrikas an dem komplexen Domestizierungsprozess beteiligt waren. Eine der künftigen Forschungsaufgaben wird es somit sein, die Frühphase der Katzenhaltung in Nordafrika geografisch und zeitlich weiter einzugrenzen sowie die soziokulturellen und wirtschaftlichen Gründe zu klären, die zu ihrer Haustierwerdung und anschließend weltweiten Verbreitung geführt haben,“ sagt Prof. Joris Peters, Leiter der Staatssammlung für Paläoanatomie München.
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