Geriatrische Oberschenkelhalsfraktur: Liposomales Bupivacain wohl ohne Vorteil

Weniger Schmerzen und schneller mobil nach Hüft-OP? Liposomales Bupivacain scheint nicht die Lösung zu sein. (Symbolfoto: ©Rido/stock.adobe.com)

Eigentlich soll die liposomale Form des gängigen Lokalanästhetikums Bupivacain zu einer langanhaltenden Schmerzlinderung nach Operationen beitragen. Eine neue randomisierte Studie findet aber keinen Unterschied zu herkömmlichem Bupivacain.

Bei älteren Erwachsenen, die sich aufgrund eines Oberschenkelhalsbruches einer Hemiarthroplastik unterziehen müssen, verbessert die intraoperative Anwendung von liposomalem Bupivacain im Vergleich zu herkömmlichem Bupivacain weder die Schmerzwerte noch andere relevante Ergebnisse, so das Fazit der Studienautoren um Dr. Mitchell K. Ng vom Maimonides Medical Center in Brooklyn, New York, USA, im „Journal of Bone & Joint Surgery“. „Die Anwendung von liposomalem Bupivacain ist nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der postoperativen Schmerzen oder Funktion oder mit einem kürzeren Krankenhausaufenthalt nach einer Hüft-Hemiarthroplastik bei einer Schenkelhalsfraktur verbunden“, schreiben sie darin.

Liposomales versus herkömmliches Bupivacain bei Hüftfrakturen

Liposomales Bupivacain ist ein lang wirkendes Lokalanästhetikum, das zur Linderung postoperativer Schmerzen entwickelt wurde und eine Wirkstofffreisetzung von bis zu 72 Stunden ermöglicht. Es wird u.a. als Alternative vermarktet, um den Bedarf an postoperativen Opioiden zu verringern. Klinische Studien lieferten jedoch ein heterogenes Bild zur Effektivität von liposomalem Bupivacain im Vergleich zu herkömmlichem Bupivacain. Nur wenige Studien haben die Anwendung nach Hüftfrakturen untersucht.

An der neuen klinischen Studie nahmen 50 ältere Erwachsene teil, die sich wegen isolierter intrakapsulärer Oberschenkelhalsfrakturen einer Hüft-Hemiarthroplastik unterzogen. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer intraoperativen Injektion von liposomalem Bupivacain oder von Bupivacain-Hydrochlorid zugeteilt. In beiden Gruppen erfolgte gegen Ende des Eingriffs eine Reihe von Injektionen rund um das rekonstruierte Gelenk.

Die verantwortlichen Mediziner ermittelten verblindet die Schmerzwerte, die Gesamtopioiddosis und die Zeit bis zur Gehfähigkeit. Auch die Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus, die Sicherheit und eine Reihe von sekundären Ergebnissen wurden bewertet.

Die Ergebnisse zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen den Schmerzwerten (visuelle Analogskala) von liposomalem Bupivacain (2,3) und Standard-Bupivacain (2,7), wobei die Werte in den ersten 48 Stunden postoperativ vergleichbar blieben. Die beiden Gruppen benötigten auch ähnliche Gesamtopioiddosen (Morphin-Milligramm-Äquivalente) zur Schmerzlinderung.

Verwendung bei geriatrischen Hüftfrakturen ist fragwürdig

In beiden Gruppen dauerte es etwa einen Tag, bis die Patienten wieder gehen konnten, und etwa vier Tage bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus. Auch Delirium und andere postoperative unerwünschte Ereignisse waren vergleichbar.

Somit zeigt die neue Studie – die erste randomisierte, kontrollierte Studie zu liposomalem Bupivacain bei Hüftfrakturen bei älteren Patienten – keinen signifikanten Unterschied bei den Schmerzwerten und anderen relevanten Ergebnissen im Vergleich zur standardmäßigen intraoperativen Verabreichung von Bupivacain.

Unter Berufung auf einen früheren Bericht weisen die Autoren auf die hohen Kosten von liposomalem Bupivacain hin: Sie sind 11-mal höher als bei Standard-Bupivacain oder anderen postoperativen Schmerzmitteln. „In Anbetracht der höheren Kosten, die mit liposomalem Bupivacain verbunden sind, lohnt es sich, seine Verwendung bei geriatrischen Patienten mit einer Hüftfraktur, die sich einer Hemiarthroplastik unterziehen, zu hinterfragen“, schlussfolgern Ng und Co-Autoren.