Geruchs- und Geschmacksstörungen: Patientensicht für bessere Therapieergebnisse?25. Juli 2024 Foto: © Maria/stock.adobe.com Welche Therapien für Geruchs- und Geschmacksstörungen sind aus Sicht des Patienten effektiv und welche nicht? Eine Patientenbefragung US-amerikanischer Forschender helfen, wichtige Forschungsfelder zu identifizieren und die Versorgung der Patienten zu verbessern. Forschende und Patientenvertreter des Monell Chemical Senses Center, der Smell and Taste Association of North America (STANA) und der Thomas Jefferson University hatten sich während der COVID-19-Pandemie zusammengeschlossen, um die Stimmen der Patienten in die Bemühungen einzubeziehen, Forschungsbereiche zu priorisieren, die sich auf die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Geruchs- und Geschmacksstörungen konzentrieren. Zu diesem Zweck führten das Team im Jahr 2022 eine Online-Umfrage und Interviews mit Patienten, Pflegekräften und Familienmitgliedern durch, die von Geruchs- oder Geschmacksstörungen betroffen sind. Sie fragten unter anderem nach ihrer individuellen Wahrnehmung der Wirksamkeit von Behandlungen. Über 5800 Menschen in den USA beantworteten den Online-Fragebogen. Für die Studienautoren unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung groß angelegter, randomisierter klinischer Studien, die auch ältere Teilnehmer einschließen. Sie stellten auch fest, dass die Ergebnisse zwischen Anosmie, Hyposmie und Parosmie unterscheiden müssen, um die Mechanismen, die jeder Diagnose zugrunde liegen, besser zu verstehen. „Die Beiträge der Patienten verdeutlichen die Dringlichkeit grundlegender Forschung darüber, was den sensorischen Störungen zugrunde liegt und wie diese Erkenntnisse in neue und bessere Behandlungen umgesetzt werden können“, betonte die Hauptautorin Nancy E. Rawson, PhD, Monell Executive Vice President & Chief Impact Officer. Therapien bei Älteren wenig oder gar nicht wirksam Das Team analysierte die Merkmale, die vorhersagten, ob eine Behandlung für Geruchs- oder Geschmacksstörungen bei Patienten im Alter von 18-24, 25-39, 40-60 und 60+ Jahren als wirksam (oder nicht) eingestuft wurde. Keine Behandlung war hochwirksam. Insgesamt gaben die Umfrageteilnehmer an, mit nasalen Steroiden, oralen Steroiden, Zink, Nasenspülung, Riechtraining, Theophyllin, plättchenreichem Plasma und Omega-3 behandelt worden zu sein. Der stärkste Vorhersagefaktor für eine geringe Wirksamkeit war das Alter. Die Mehrheit der 40- bis 60-Jährigen und der über 60-Jährigen gab an, dass nasale Steroide, orale Steroide, Zink, Nasenspülung und Geruchstraining nur wenig oder gar nicht wirksam waren. Viele dieser Behandlungsstrategien zielen jedoch auf die Zellregeneration und die Immunreaktion ab. Diese Funktionen können mit zunehmendem Alter abnehmen. Nur die unter 40-Jährigen berichteten über eine mehr als geringe Wirksamkeit von Steroiden oder Geruchstraining. Rückmeldung der Patienten mach einen Unterschied „Die Pandemie und Long-COVID haben unseren Mangel an Wissen über Geruchs- und Geschmacksstörungen aufgedeckt“, erklärte Erstautorin Claire Murphy, PhD, Professorin für Psychologie an der San Diego State University und außerordentliche Professorin für Psychiatrie an der University of California, San Diego. „Die überwältigende Resonanz von fast 6000 Menschen mit Geruchsverlust und ihren Familienangehörigen zeigt, wie viele Menschen sich nach mehr Informationen sehnen und gehört werden wollen.“ Die altersbezogenen Daten der Umfrage wirken sich auf klinische Studien zur Messung der Wirksamkeit von Behandlungen aus. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, Patienten aller Altersgruppen einzubeziehen. Darüber hinaus haben andere Studien gezeigt, dass ältere Erwachsene mit Riechstörungen ein erhöhtes Risiko für die Alzheimer und andere neurodegenerative Störungen haben. Die Autoren vermuten, dass Geruchsbeeinträchtigungen, als Folge von Long-COVID, zu einem erheblichen Anstieg der Alzheimer-Inzidenz führen könnten. Die klinische Forschung zu neuen Behandlungsmethoden für den Geruchsverlust habe demnach hohe Priorität, so das Team. Wirksamkeit hängt von der Diagnose ab Die Wirksamkeit der nasalen Steroide und des Geruchstrainings wurde auch von der Art der Diagnose der Patienten beeinflusst: Personen mit Anosmie bewerteten das Training als weniger wirksam als Personen mit Hyposmie. Personen mit Parosmie bewerteten nasale Steroide als weniger wirksam als Personen mit Hyposmie. Interessanterweise bewerteten Personen, die sich ihrer Diagnose nicht sicher waren, das Riechtraining als weniger wirksam als diejenigen, bei denen eine Hyposmie diagnostiziert worden war. In verschiedenen Untergruppen der Umfrage, wie zum Beispiel Patienten mit vollständigem oder teilweisem Geruchsverlust, berichteten in Kleingruppen individuelle Geschichten zu Themen, die ihr tägliches Leben beeinflussten. Sie äußerten etwa das Bedürfnis, die Ursache ihrer Störungen zu erfahren und den Nachweis der Wirksamkeit einer bestimmten Behandlung wirksam. Einige waren an einem Geruchstest bei ihrem Hausarzt interessiert oder bereit an klinischen Studien teilzunehmen. Ebenfalls geäußert wurde Frustration über Behandlungsstrategien, die wenig oder gar keinen Nutzen bringen oder der Vorschlag, neue Behandlungen auszuprobieren. „Aus der Patientenbefragung und den Gesprächen haben wir gelernt, dass Patienten aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen eine wichtige und einzigartige Perspektive haben, die Forscher und Kliniker berücksichtigen sollten“, sagte die Mitautorin Katie Boateng, Präsidentin von STANA. „Insbesondere möchten die Patienten an der Forschung zu Behandlungen beteiligt werden, die sich direkt auf ihre Lebensqualität auswirken.“ Künftig im Fokus von Studien Mit Blick auf die Zukunft schlagen die Autoren Schwerpunkte für die künftige Forschung vor: Aufbau von Partnerschaften zwischen Patienten, Klinikern und Grundlagenwissenschaftlern, um die Prioritäten für Forschung, Ausbildung und Gesundheitsversorgung abzustimmen. Verbesserung des Zugangs und des Einsatzes von standardisierten Testmethoden zur Diagnose von Geruchs- und Geschmacksstörungen. Klinische Studien zu neuen Therapeutika sollen ein breites Altersspektrum berücksichtigen, um der sich ändernden Regenerationsfähigkeit Rechnung zu tragen. Gesundheitsfachleute aus verschiedenen Disziplinen, von der Zahnmedizin über die Ernährungswissenschaft bis hin zur HNO-Heilkunde, müssen in der Behandlung von Patienten mit Geschmacks- und Geruchsstörungen geschult werden.
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