Geschlechtsspezifische Unterschiede bei kardiometabolischen Erkrankungen7. Januar 2020 Foto: © master1305 – Adobe/Stock Zwei Kardiologinnen haben in „Nature Medicine“ in einem Review die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf kardiometabolische Erkrankungen herausgearbeitet. Mehr Frauen als Männer sterben an Herzinsuffizienz. Der Grund ist, dass nur 50 Prozent der Herzinsuffizienzfälle bei Frauen durch einen Herzinfarkt verursacht werden. Eine daraus resultierende Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) kann mit modernen Methoden behandelt werden. Bei den anderen 50 Prozent der Frauen mit Herzinsuffizienz hängt die Ursache im Allgemeinen mit einem unbehandelten hohen Blutdruck zusammen, der zu einer fortschreitenden Versteifung des Herzens führt (Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion; HFpEF). Dafür gibt es bekanntlich noch keine wirksame Behandlung. Laut der Framingham Heart Study tritt die HFpEF bei Frauen doppelt so häufig auf. “Männer und Frauen haben unterschiedliche Biologien und dies führt zu unterschiedlichen Arten der gleichen Herzkrankheiten. Es ist an der Zeit, diese Unterschiede zu erkennen”, sagt Prof. Eva Gerdts vom Institut für Klinische Wissenschaft an der Universität Bergen. “Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Vermeidung von Herzerkrankungen ist die Frage, was der nationale Gesundheitsdienst in dieser Angelegenheit tut. Herzerkrankungen gehören nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen und beeinträchtigen die Lebensqualität von Frauen. Medizinisch betrachtet wissen wir immer noch nicht, was die beste Behandlung für Herzattacken oder Herzinsuffizienz bei vielen Frauen ist. Es ist eine inakzeptable Situation”, behauptet Gerdts. Gerdts hat kürzlich zusammen mit Prof. Vera Regitz-Zagrosek von der Charité Universitätsmedizin auf eine Einladung hin ein Review-Paper in „Nature Medicine“ veröffentlicht. Die Forscherinnen haben häufige Risikofaktoren für Herzerkrankungen verglichen und untersucht, wie diese Männer und Frauen unterschiedlich beeinflussen. Sie haben sich unter anderem auf die Geschlechtsunterschiede bei der Auswirkung von Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes konzentriert. Frauen nehmen mehr an Gewicht zu Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit 11 Prozent Frauen und 15 Prozent Männer fettleibig (BMI über 30 kg/m2). In Norwegen ist jeder fünfte Erwachsene fettleibig. “Wenn wir dies aus der Perspektive der Lebensspanne betrachten, können wir sehen, dass Fettleibigkeit mit dem Alter zunimmt und dass dieser Trend für Frauen größer ist als für Männer. Fettleibigkeit erhöht das Risiko für Bluthochdruck um den Faktor drei. Dies wiederum erhöht das Risiko für Herzerkrankungen”, betont Gerdts. Laut Gerdts erhöht Fettleibigkeit auch das Risiko für Typ-2-Diabetes. Eine Frau mit Diabetes hat ein viel höheres relatives Risiko für Herzkomplikationen und Tod als ein Mann. “Wir wissen, dass Frauen mit Typ-2-Diabetes in der Regel fettleibig sind und ein Teil dieses Fettes im Herzen gespeichert wird, wodurch es anfälliger für Krankheiten wird.” Östrogen beeinflusst das Herzrisiko Gerdts erklärt, dass viele der Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei Herzerkrankungen mit dem Sexualhormon Östrogen zusammenhängen. Das Hormon verhindert die Bildung von Bindegewebe im Herzen, welches das Pumpen des Herzens erschwert. Bei Männern sind die Auswirkungen umgekehrt. “Wir sehen, dass übergewichtige Männer Östrogen in ihren Fettzellen im Bauchraum speichern, was sich negativ auf das Herz auswirkt.” Nach den Wechseljahren verlieren Frauen den Östrogen-Vorteil. Ihre Arterien werden steifer und anfälliger für Krankheiten. „Wir sehen dies an der Tatsache, dass bei Personen unter 60 Jahren der Bluthochdruck am häufigsten bei Männern auftritt. Für Personen über 60 ist das Gegenteil der Fall. “Wir glauben, dass dies ein Teil der Erklärung dafür ist, warum hoher Blutdruck auf ein höheres Risiko für Herzerkrankungen bei Frauen hinzudeuten scheint.” Frauen rauchen mehr Darüber hinaus ist Rauchen auch ein Teil des Risikoszenarios für Frauen. In den letzten Jahrzehnten haben mehr Frauen mit dem Rauchen begonnen als Männer. “Viele Frauen fangen an zu rauchen, um ihren Appetit zu reduzieren und ihr Gewicht zu kontrollieren. Dies ist jedoch aus gesundheitlicher Sicht keine gute Wahl. Bei Frauen nehmen die Auswirkungen von Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck nach den Wechseljahren zu”, sagt Gerdts. Publikation: Gerdts E, Regitz-Zagrosek V. Sex differences in cardiometabolic disorders. Nature Medicine 2019;25:1657–1666. https://www.nature.com/articles/s41591-019-0643-8
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