Gestörte Kehlkopffunktion – Gestörte Blutdruckregulation8. Oktober 2024 Foto: MQ-Illustrations/stock.adobe.com Laut einer aktuellen Studie könnten Kehlkopfprobleme die Fähigkeit des autonomen Nervensystems zur Blutdruckregulierung beeinträchtigen: Bei Patienten mit Rachensymptomen wurde eine verminderte Baroreflex-Sensibilität festgestellt. Die Forschenden der University of Southampton und des University Hospitals of Dorset Foundation Trust (Großbritannien) gehen davon aus, dass sich ihrer Ergebnisse dadurch erklären, dass der Vagusnerv dem Schutz der Atemwege Vorrang vor weniger dringenden Funktionen wie der Blutdruckregulierung gibt. Wie der Hauptautor der Studie, Reza Nouraei, Professor für Laryngologie und klinische Informatik an der Universität Southampton, erläuterte, müsse der Rachen in der Lage sein, Luft- und Nahrungswege bei jedem Schlucken zu trennen. Seien diese Reflexe gestört – beispielsweise durch Virusinfektionen oder Reflux – werde auch die Kontrolle der kritischen Verbindung beeinträchtigt. Bei gestörter Kehlkopffunktion müsse das autonome Nervensystem das kompensieren, um einen sicheren Atemweg zu erhalten, so Nouraei weiter. „Wir haben festgestellt, dass bei Patienten mit gestörter Kehlkopffunktion das Herz, insbesondere der Baroreflex, weniger gut kontrolliert wird“, fasst er die Studienergebnisse zusammen. Das Problem dabei sei, dass sich dies auf das langfristige Überleben auswirke, da Patienten mit eingeschränkter Baroreflexfunktion ein erhöhtes Risiko haben, an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben. In ihrer Studie verglichen Nouraei und sein Team Herzfrequenz, Blutdruck und die Baroreflexempfindlichkeit von 23 Patienten, die mit aerodigestiven (laryngopharyngealen) Symptomen in die HNO-Chirurgie aufgenommen wurden, mit den entsprechenden Parametern bei 30 Patienten, die mit Verdauungssymptomen (ösophagogastrisch) in die Gastroenterologie des University Hospitals of Dorset NHS Foundation Trust aufgenommen worden waren. Die Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 61 Jahre alt, 26 waren weiblich und 27 männlich. Reflux war in beiden Gruppen eine häufige Ursache für die Symptome – er machte die Mehrheit der Fälle in der Verdauungsgruppe aus. Andere Ursachen wie eine Ausdünnung der Stimmbänder waren in der aerodigestiven Gruppe zu finden. Das Team stellte fest, dass die Patienten in der aerodigestiven Gruppe eine höhere Ruheherzfrequenz, einen niedrigeren arteriellen Ruhedruck, geringere Baroreflexempfindlichkeit sowie eine geringere mittlere Herzfrequenzvariabilität des parasympathischen Spektrums aufwiesen als die Patienten in der digestiven Gruppe. „Jetzt, und insbesondere seit COVID-19, das die Nerven schädigt, sehen wir mehr Patienten mit Rachensymptomen“, so Nouraei, der hervorhob: „Eine verminderte Baroreflex-Sensitivität wirkt sich unabhängig von anderen kardiovaskulären Risiken auf das Überleben aus. Wenn also der von uns entdeckte Zusammenhang durch künftige Studien bestätigt wird, wird die Notwendigkeit einer rechtzeitigen und genauen Diagnose und einer frühzeitigen und definitiven Behandlung noch dringlicher.“ Nouraei zufolge unterstreiche die Studie das zunehmende Interesse am Vagusnerv und der ganzheitlichen Gesundheit. Probleme im Rachenraum müssten künftig stärker berücksichtigt werden, wenn die Möglichkeit bestehe, dass diese Funktionen wie den Baroreflex beeinträchtigen und einen größeren Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden haben.
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