Gesund wählen: Appell Thüringer Ärzte und Apotheker20. Februar 2025 Kampagnenmotiv der privaten Initiative Thüringer (Zahn-)Ärzte und Apotheker. (©Gesund wählen) Unter dem Motto „Gesund wählen“ appellieren mehr als 300 Thüringer Ärztinnen und Ärzte, Apotheker und Apothekerinnen an ihre Patientinnen und Patienten, sich sorgfältig über die Programme der zur Wahl stehenden Parteien und mögliche Konsequenzen der Wahl zu informieren. „Wenn es heißt ‚Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker…‘ sind damit in der Regel individuelle Gesundheitsrisiken gemeint, auf die wir hinweisen – mangelnde Bewegung, Nebenwirkungen einer Therapie. Das machen wir täglich – doch Gesundheitsrisiken hängen nicht nur von individuellen Faktoren ab, sondern auch von politischen Entscheidungen. Müssten wir deshalb nicht auch darauf aufmerksam machen?“ erläutert apl. Prof. Winfried Meißner, Schmerzmediziner aus Jena und einer der Initiatoren, das Motiv der Kampagne. Dabei handelt es sich um eine private Initiative von Ärztinnen und Ärzten, Zahnärztinnen und -ärzten, Apothekerinnen und Apothekern aus Thüringen. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen vier Punkte, die aus Sicht der Initiatoren für eine gute Gesundheitsversorgung besonders wichtig sind. Diese lauten: Gesundheitspolitik sollte sich an wissenschaftlich überprüfbaren Fakten orientieren. Denn wissenschaftlich erarbeitete Fakten sind keine bloße „Meinung“, sondern die Grundlage eines politischen und gesellschaftlichen Diskurses. Werden Fakten durch Propaganda oder Populismus ersetzt, ist Gesundheit akut gefährdet. Innovative Konzepte für die Versorgung im ländlichen Raum und für eine älter werdende Bevölkerung sind dringend notwendig. Demografischer Wandel und Landflucht sind Herausforderungen mit erheblichen Gesundheitsrisiken, denen nicht nur technologisch begegnet werden kann. Arbeitsplätze im ländlichen Raum müssen attraktiver werden, und eine gesellschaftliche Diskussion über die gerechte Verteilung der verfügbaren Ressourcen ist überfällig. Wir dürfen die im Gesundheitssystem tätigen Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund nicht verlieren. Der Anteil an medizinischen Fachkräften aus dem Ausland lag im Jahr 2023 in Thüringen bei rund 13 Prozent – einer der höchsten Werte in Deutschland. Mehr als 1.400 ausländische Fachkräfte arbeiten stationär in Thüringer Krankenhäusern! Gleichzeitig ist Thüringen eines der Bundesländer mit der geringsten „Ärztedichte“ (1 Ärztin/Arzt auf 216 Personen) – der Bundesdurchschnitt liegt bei 197 Einwohnern pro Ärztin oder Arzt. Ein krankmachender Klimawandel muss gebremst werden, denn er ist die wahrscheinlich größte gesundheitliche Herausforderung unserer Zeit. Fakten belegen den Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und gesundheitlichen Risiken, zeigen aber auch, dass Gegenmaßnahmen möglich und erfolgreich sind. Die Unterzeichner betonen, diese würden keine Wahlempfehlung darstellen – denn Gesundheitsrisiken seien in unterschiedlichen Parteiprogrammen zu finden. „Jeder Mensch hat Anspruch auf Lebensbedingungen, die seine und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden gewährleisten – so lautet nicht nur der §25 der Menschenrechtserklärung, sondern diesem Grundsatz fühlen sich die Initiatoren durch das Genfer Ärztegelöbnis und den Internationalen Eid für Apotheker verpflichtet“, heißt es in einer Pressemeldung zum Appell. „Ich sehe bereits heute, wie alten Menschen bei Hitzeperioden unter Flüssigkeitsmangel leiden und ihre Wohnung kaum noch verlassen. Es macht mich betroffen, wenn ich erlebe, wie diese offensichtlichen klimatischen Konsequenzen von bestimmten Gruppen angezweifelt werden“, erklärt Mit-Initiatorin und Allgemeinmedizinerin Dr. Mariana Gärtner ihr Engagement für die Initiative. Auf den gravierenden Ärztemangel im ländlichen Raum macht der Jenaer Zahnarzt Dr. Joachim Hoffmann aufmerksam: „In einigen Landkreisen sind bereits 80 Prozent aller Zahnärzte älter als 55 Jahre. Menschen mit Migrationshintergrund leisten einen unglaublich wertvollen Beitrag für unsere Gesundheitsversorgung – und sie arbeiten besonders oft an Stellen, wo die Nachwuchsprobleme besonders ausgeprägt sind!“ Und der Apotheker Prof. Michael Hartmann erklärt: „Als Apotheker und Naturwissenschaftler weiß ich, dass nur wissenschaftlich begründete und ohne Interessenkonflikte erhobene Daten eine wirksame und sichere Versorgung mit Arzneimitteln garantieren. Eine Ablehnung wissenschaftlicher Standards durch populistische Faktenleugnung, aber auch Verfechter sogenannter Alternativmedizin können Patienten gefährden.“ Zur Auslage in Apotheken und im Wartezimmer stellt die Initiative auf ihrer Website einen Flyer kostenlos zum Download bereit. Die Initiatoren bitten außerdem darum, ihre Kampagne zu unterstützen. Wie das geht, ist ebenfalls auf der Website zu finden. (ah)
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