Gesundes Altern ermöglichen: Leopoldina-Diskussionspapier empfiehlt Umdenken in Forschung und Medizin14. Juli 2025 Bild: ©Jacqueline Weber, generiert mit KI – stock.adobe.com Das Altern ist der Hauptrisikofaktor für Krebs, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Da jedoch die biologischen Prozesse des Alterns immer besser verstanden werden, zeichnen sich bereits erste Ansätze für eine Geroprotektion ab: Altersbedingte Krankheitsrisiken könnten reduziert und damit die gesunde Lebenserwartung verlängert werden. Ein Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert daher einen Paradigmenwechsel für Forschung und medizinische Versorgung mit stärkerem Fokus auf dem Altern selbst. Dieser Ansatz wird auch vom Leibniz-Forschungsverbund „Altern und Resilienz“ (LFV-AR) und vom Leibniz-Institut für Alternsforschung (FLI) in Jena unterstützt. Mit dem jüngst veröffentlichten Diskussionspapier „Konzepte für eine neue Medizin in einer alternden Gesellschaft – Perspektiven für Forschung und medizinische Versorgung (2025)“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird ein Paradigmenwechsel in Forschung und medizinischer Versorgung gefordert. Künftig sollen nicht nur altersbedingte Erkrankungen behandelt und Symptome des Alterns bekämpft werden, sondern das Altern selbst stärker in den Fokus von Forschung und Medizin rücken. Das Papier bietet eine zukunftsorientierte Perspektive auf präventive und geroprotektive Strategien zur Verlängerung der gesunden Lebensspanne und zur Förderung der Resilienz im Alter. Förderung des resilienten Alterns An der Erstellung des zukunftsweisenden Diskussionspapiers hat auch der Leibniz-Forschungsverbund „Altern und Resilienz“ (LFV-AR) mitgearbeitet; ein interdisziplinärer Forschungsverbund der Leibniz-Gemeinschaft. Der LFV-RA vereint Fachwissen aus Biologie, Medizin, Psychologie, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus 14 beteiligten Leibniz-Instituten und verfolgt bereits einen umfassenderen Ansatz. Im Fokus steht der individuelle biologische Alternsprozess im Zusammenhang mit Lebensstil, Ernährung, Bildung und weiteren sozioökonomischen und sozialpolitischen Faktoren. Seine Sprecher sind Prof. Helen Morrison vom FLI und Prof. Oliver Tüscher, tätig am Leibniz-Institut für Resilienzforschung LIR, Mainz, an der Universitätsmedizin Halle/Saale der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und am Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit (DZPG), Halle/Saale. Ziel ist herauszufinden, welche Schutzmechanismen es gibt, die Menschen dazu befähigen, Belastungen und Herausforderungen des Alterns besser zu bewältigen. Dabei spielt die adaptive Plastizität eine zentrale Rolle – also die Fähigkeit des Körpers und Geistes, sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Mit fünf interdisziplinären Forschungsbereichen und zwei Forschungsperspektiven (resiliente Lebensverläufe und adaptive Plastizität) trägt der LFV-RA maßgeblich dazu bei, adaptive Prozesse im Alter besser zu verstehen – und auf dieser Grundlage Prävention, Versorgung und gesellschaftliche Teilhabe weiterzuentwickeln. Grundlagenforschung im interdisziplinären Kontext „Die biologischen Aspekte des Alterns in einen größeren interdisziplinären Kontext einzuordnen und zu zeigen, wie wir wissenschaftlich fundierte, aber auch gesellschaftlich anschlussfähige Strategien für ein gesundes Altern entwickeln können, ist für uns Wissenschaftler enorm wichtig,“ unterstreicht Morrison, Gruppenleiterin am FLI in Jena. Langfristiges Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Strategien zu entwickeln, die zur Stärkung der Resilienz im Alter beitragen. Im Einklang mit der WHO/UN-Dekade für gesundes Altern (2021–2030) unterstreicht der Forschungsverbund damit seine zentrale Rolle bei der Gestaltung innovativer, kooperativer und politikrelevanter Alternsforschung – und positioniert auf diese Weise die Leibniz-Gemeinschaft an der Spitze dieses Forschungsfeldes. „Bei der Erstellung des Diskussionspapiers konzentrierte ich mich vor allem darauf, biologische Perspektiven in breitere, interdisziplinäre Rahmenwerke zu integrieren, um sicherzustellen, dass unsere Empfehlungen sowohl mit wissenschaftlichen Erkenntnissen als auch mit gesellschaftlichen Bedürfnissen im Einklang stehen,“ betont Morrison. „Mein Engagement hierbei spiegelt auch die Kernaufgabe des FLI wider: die Mechanismen des Alterns zu verstehen und diese Erkenntnisse in Strategien zur Förderung eines gesunden Alterns umzusetzen. Damit übernehmen wir eine wichtige Rolle bei der Verknüpfung unserer Forschungsarbeiten −im Institut oder im Forschungsverbund − mit hochrangigen nationalen forschungspolitischen Diskussionen, um sicherzustellen, dass die Stimmen der Forschenden vertreten und bei kritischen Fragestellungen in der nationalen Forschungsplanung gehört und auch berücksichtigt werden“, so Morrison weiter. Alternsforschung am FLI Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland widmet sich das FLI bereits seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Rund 350 Mitarbeiter aus ca. 40 Nationen erforschen die biologischen Grundlagen des Alterns, um besser zu verstehen, wie und warum altersbedingte Veränderungen und Krankheiten entstehen, um mit diesem Wissen zum Erhalt der Gesundheit und zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter beizutragen. „Dieses Papier ist ein wichtiger Schritt, um Deutschland am weltweiten Trend der Gerowissenschaft auszurichten – der Erkenntnis, dass die Erforschung biologischer Alterungsprozesse helfen kann, mehrere Krankheiten gleichzeitig zu verhindern. Wir am FLI unterstützen diesen Fokus voll und ganz und bringen unser Fachwissen ein, um die Vision einer präventiven und gesundheitsfördernden Medizin zu verwirklichen,“ unterstreicht Prof. Dario Riccardo Valenzano, Wissenschaftlicher Direktor des FLI, die Bedeutung des jüngst veröffentlichten Diskussionspapiers der Leopoldina.
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