Gesundheitsbranche beschließt Zeitplan für E-Rezept-Einführung1. Juni 2022 agenturfotografin/stock.adobe.com Ursprünglich sollte die Digitalverschreibung schon im Januar bundesweit zur Pflicht werden. Mit neuen Vorgaben soll das Mammutprojekt nun mit mehr Tempo vorangebracht werden. Nach einer langen Hängepartie haben sich Vertreter des Gesundheitswesens auf die weiteren Schritte zur Einführung des E-Rezepts geeinigt. Ab dem 1. September sind Apotheken in ganz Deutschland dazu verpflichtet, die Digitalverschreibungen anzunehmen. Für Ärzte gilt diese Pflicht vorerst aber nicht – hier ist ein regionales Stufenmodell geplant. Wie die zuständige halbstaatliche Firma gematik am 1. Juni in Berlin mitteilte, sollen in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe ab September verstärkt E-Rezepte ausgestellt werden. Ab dann sollen in einem Pilotverfahren immer mehr Praxen und Kliniken dazukommen, damit die Nutzung stark nach oben geht und schließlich von einer flächendeckenden Anwendung die Rede sein kann. Angedacht ist zudem, dass die Digitalverschreibung in diesen beiden Regionen auch für die Praxen und Kliniken ab Dezember 2022 zur Pflicht wird. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Gesellschafter der gematik – neben dem Bund auch Ärzte-, Klink- und Kassen-Organisationen – mit der Pilot-Einführung zufrieden sind und ihn als Erfolg werten. Ebenfalls im Dezember soll die sukzessive Einführung des E-Rezepts in sechs weiteren Bundesländern starten und der Rest im kommenden Jahr. Auch dies steht unter Vorbehalt. Welche Bundesländer in welcher Phase starten sollen, ist noch offen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begrüßte die Abweichung vom ursprünglichen Plan: „Unsere Bedenken wurden gehört: Eine automatische und verpflichtende Einführung des E-Rezepts zum 1. September in zwei Bundesländern ist vom Tisch“, erklärte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Gleichzeitig bedankte sich der KBV-Vorstand ausdrücklich bei den KVen von Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe. Ursprünglich sollte die Digitalverschreibung schon im Januar bundesweit zur Pflicht werden. Mit dem Mammutprojekt sollte die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangebracht werden – statt der rosafarbenen Papierrezepte sollten Patienten einen Code auf ihr Smartphone geschickt bekommen, mit dem sie in der Apotheke das gewünschte Medikament erhalten. Wer die dafür nötige App nicht hat oder kein Smartphone benutzt, bekommt den Code ausgedruckt auf einem Zettel. Das E-Rezept gilt nur für gesetzlich Versicherte und nicht für Privatversicherte. Das Projekt kam lange Zeit nicht voran. Eine Testphase in Berlin-Brandenburg im vergangenen Jahr verpuffte. Danach startete mit Verspätung eine bundesweite Testphase, an der Praxen freiwillig mitmachen können. Aus der Ärzteschaft kam scharfe Kritik an dem Vorhaben, sie fürchtete Umsetzungsprobleme im Alltag. Auch unter den Krankenkassen und Apothekern gab es Vorbehalte. In der bislang laufenden bundesweiten Erprobungsphase wurden in sechs Monaten gut 24.000 E-Rezepte eingelöst. Gemessen an den jährlich etwa 500 Millionen Rezepten, die in Deutschland auf Papier ausgestellt werden, ist das ein verschwindend geringer Anteil. Immerhin zeigt die Kurve der Digitalverschreibungen nach oben. Die nun beschlossenen Vorgaben sollen zu mehr Tempo führen. (dpa/ja)
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