Gesundheitskompetenz stärken: Patientenschulungen helfen Rheumapatienten und entlasten Kliniken und Praxen

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Für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma wäre es wichtig, gut informierter „Manager“ der eigenen Krankheit zu sein. Zum Welt Rheuma Tag 2022 am 12. Oktober macht die DGRh auf das umfangreiche Angebot von Informationen und Patientenschulungen aufmerksam.

Dank neuer medikamentöser Therapien lassen sich entzündlich-rheumatische Erkrankungen heute immer besser kontrollieren; Voraussetzung hierfür ist jedoch eine frühzeitige und konsequente Therapie: „Ärzte und Ärztinnen können die geeigneten Medikamente und Anwendungen auswählen und empfehlen“, sagt Prof. Andreas Krause, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). „Die Therapie konsequent umzusetzen und im eigenen Alltag zu verankern, liegt dann in der Verantwortung der Patient:innen”. Die Motivation hierzu sei umso größer, je genauer die Betroffenen verstünden, warum eine Therapie notwendig sei, was sie im Körper bewirke und wie sie bei der Krankheitskontrolle helfe. „Die Gesundheitskompetenz hat damit direkte Auswirkungen auf die Therapieadhärenz und letztlich auf den Behandlungserfolg“, so Krause.

Genau hier setzen die Patientenschulungen an, die in der Rheumatherapie bereits eine lange Tradition haben. Ziel der Schulungen ist das sogenannte Empowerment: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dazu befähigt werden, informierte Entscheidungen bezüglich ihrer Therapie zu treffen, ihren Alltag mit der Erkrankung besser zu gestalten und aktiv an der Therapie mitzuwirken. Auch Strategien zur Krankheitsbewältigung werden vermittelt – denn selbst bei optimaler Therapie lassen sich die meisten Erkrankungen zwar sehr gut kontrollieren, aber nicht heilen. Rheuma-Betroffene müssen lernen, die chronische Erkrankung in ihren Alltag zu integrieren, ohne dass diese den Alltag bestimmt.

Weil die Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen nicht nur aus der medikamentösen Behandlung besteht, umfassen die strukturierten Patientenschulungen neben ärztlich angeleiteten Modulen auch solche unter Anleitung von Psychologinnen und Psychologen oder Physiotherapeutinnen und -therapeuten. „Die Konzepte der Schulungen werden von der DGRh immer wieder überarbeitet und aktualisiert“, betont Krause. Dabei arbeitet die DGRh eng mit der Deutschen Rheuma-Liga e.V. zusammen, der größten Selbsthilfeorganisation für Rheuma-Betroffene in Deutschland. Diese sei nicht nur in dieser Hinsicht ein wichtiger Partner in der Patientenversorgung, betont DGRh-Präsident Krause – sie biete auch Möglichkeit zu Austausch und Vernetzung, sowie eine Fülle fundierter Informationen, Beratungen und Kurse. Zwei der maßgeblich von der DGRh konzipierten Schulungen wurden in diesem Jahr von den zuständigen Gremien anerkannt und in das Disease-Management-Programm Rheumatoide Arthritis (DMP RA) aufgenommen, das im Frühjahr 2023 starten soll. Die Fachgesellschaft hofft, dass Schulungen für andere rheumatische Krankheitsbilder bald folgen.

Mit einer Gruppengröße von maximal zwölf Teilnehmern bieten die Schulungen auch die Gelegenheit für individuelle Fragen – Zeit für die sogenannte sprechende Medizin also, die in der ärztlichen Praxis oft fehlt. Dort stehen nur zehn bis 30 Minuten zur Verfügung, um die körperliche Untersuchung vorzunehmen, die Krankheit zu erklären und das Behandlungskonzept zu erläutern – pro Quartal. Verschiedene wissenschaftlich evaluierte Frühversorgungsmodelle zeigen zwar mögliche Wege einer besseren und schnelleren ambulanten Versorgung auf. Dazu zählt beispielsweise die Delegation ärztlicher Leistungen an speziell fortgebildete medizinische Fachassisteninnen beziehungsweise -assistenten. „Hierdurch werden wertvolle Kapazitäten für die frühe Diagnosestellung und die weitere Betreuung von Rheumapatient:innen geschaffen”, so Krause. Dennoch sei es mittelfristig weiterhin notwendig, mehr ambulant tätige Rheumatologinnen und Rheumatologen auszubilden. Dafür setzt sich die DGRh unter anderem mit der Kampagne rheuma2025.de ein.