Gesundheitssystem zukunftsfähig gestalten5. November 2021 Bild: ©natali_mis – stock.adobe.com Das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF) möchte in einem am Nutzen für Patientinnen und Patienten orientierten Gesundheitssystem evidenzbasierte Innovationen schneller in die Versorgung bringen. Das deutsche Gesundheitssystem bedarf nach Ansicht des DNVF dringend wichtiger Korrekturen durch versorgungsnahe Forschung und Entwicklung. Das Netzwerk möchte in einem am Nutzen für Patientinnen und Patienten orientierten Gesundheitssystem evidenzbasierte Innovationen schneller in die Versorgung bringen. Dies erfordere, eine stärkere Orientierung an Patient:inneninteressen, besseren Datenzugang durch ein zentrales Bundesinstitut, Förderung der zeitnahen Implementierung hochwertiger Leitlinienempfehlungen sowie einen Ausbau des Innovationsfonds, sodas DNVF. Patientenorientierung und-partizipation in den Fokus stellen Aufgrund der demografischen Entwicklung werden zukünftig weniger Gesundheitsprofessionelle für mehr vornehmlich chronisch Kranke zur Verfügung stehen. Um eine qualitativ hochwertige, patientenorientierte und finanzierbare Versorgung zu gewährleisten, wird die Einbeziehung und Mitgestaltung des Gesundheitswesens durch Patientinnen und Patienten sowie Angehörige immer wichtiger. Das DNVF betont, dass Förderstrukturen deshalb so verändert werden müssen, dass Forschungsthemen patientenrelevanter ausgewählt werden. Die Organisation fordert, entsprechende Strukturen zur Förderung der Patientenbeteiligung aufzubauen wie zum Beispiel Patientenbeiräte in Comprehensive Cancer Centers (CCC). Darüber hinaus müsse der strukturelle Einfluss der Patienten zum Beispiel im G-BA gestärkt (mehr Vertreterinnen und Vertreter, Stimmrecht) und die Professionalisierung und die Unabhängigkeit von Patientenorganisationen gefördert werden, so das DNVF. Entscheidend sei ein regional gesteuertes Versorgungsangebot, dass am Nutzen der Patientinnen und Patienten ausgerichtet ist. Partikularinteressen sollten deshalb abgebaut werden. Besserer Datenzugang durch ein zentrales Bundesinstitut Wie es in einer Mitteilung des DNVF heißt, ist zur nachhaltigen Verbesserung der Qualität in der medizinischen Versorgung eine transparente Datenerfassung und -darstellung unabdingbar. “Wir benötigen eine zeitnahe und transparente Darstellung dessen, was im System stationär und ambulant passiert. Die erhobenen Daten sollen unter geregelten Nutzungsbedingungen der Forschung zur Verfügung stehen”, so die konkrete Forderung des Netzwerks. Weiter heißt es: “Wir benötigen zur Verknüpfung eine sektorenübergreifende einheitliche ID (z.B. KV-Nummer), die es ermöglicht, unterschiedliche Datensätze mit einander zu verknüpfen. Patientenindividuelle Daten sollten dann auch mit einer höheren Qualität und Granularität in anonymisierter Form eingebunden werden können.” Das DNVF empfiehlt den Aufbau eines zentralen Bundesinstituts, das alle relevanten Daten zeitnah zur Verfügung stellt und weiß, welche Daten wo erhoben und gelagert werden. Nach den Vorstellungen des Vereins soll das zentrale Bundesinstitut sternförmig mit anderen dezentralen Datenquellen verknüpft sein, einen direkten Zugriff auf alle gesetzlich erhobenen Daten aus dem Gesundheitssystem (z.B. Krebsregisterdaten, ambulante Daten, GKV-Daten, Medizin-Informatik Initiative) haben und diese anlassbezogen und zeitnah zur Verfügung stellen können. Dabei ist das neu zu gründende Institut unabhängig und frei von Partikularinteressen. Zusätzlich soll es auch die Möglichkeit von Datenspenden ihrer je eigens erhobenen Daten durch Patientinnen und Patienten sowie Bürgerinnen und Bürgern an das zentrale Institut geben. Nach Ansicht des Netzwerks sind die Daten notwendig, um die regionale und überregionale Gesundheitsversorgung transparent sektorenunabhängig darzustellen, um regional zu steuern und Qualitätsverbesserungen auf den Weg zu bringen. Wissen in die Praxis bringen “Wir müssen das gesicherte medizinische Wissen in die Praxis bringen, die Implementierung der Leitlinien flächendeckend fördern und gleichzeitig die Nutzung von Leitlinien vereinfachen”, betont das DNVF. Dazu sollte die AWMF finanziell gestärkt und in die Lage versetzt werden, Living Guidelines zu allen relevanten Behandlungsfeldern herauszugeben und aktuell zu halten. Dazu sei ein System ähnlich der ‚MAGICapp‘ notwendig, so das Netzwerk weiter. Anzustreben seien Leitlinien, die in den jeweiligen Versorgungssettings praktikabel umsetzbar sind. Gleichzeitig ist eine höhere Verbindlichkeit zu schaffen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Kostensteigerungen bei einigen Therapien (z.B. in der Onkologie und bei seltenen Erkrankungen), der großen regionalen Unterschiede und der Therapiefreiheit sollte nach den Vorstellungen des DNFV eine stärkere Verbindlichkeit der Umsetzung von evidenzbasierten Leitlinienempfehlungen, beispielsweise durch Positivlisten, angestrebt werden. Innovationsfonds ausbauen und Unabhängigkeit stärken Evidenzbasierte Innovationen müssten schneller in der Versorgung ankommen, betont der Verein. Zur Sicherstellung und Verbesserung der Versorgungsqualität und der Patientensicherheit müsse die unabhängige Versorgungsforschung in Deutschland weiter ausgebaut und um die Implementierungsforschung ergänzt werden. Der Innovationsfonds sollte für diesen Zweck erweitert und verstetigt werden. Über die Mittelvergabe müsse ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium mit Patientenbeteiligung entscheiden.Das DNVF betont, dass gleichzeitig eine stärkere Förderung von Implementierungsforschung und das Monitoring von Implementierungsprozessen notwendig ist.
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