Gewebebank Stuttgart: 417 Menschen das Augenlicht gerettet28. Mai 2024 Ein Augenhornhauttransplantat schenkt Patienten wieder klare Sicht und die Chance auf einen Neuanfang.Foto.©DGFG Seit einem Jahr verbessert die Gewebebank im Klinikum Stuttgart die deutschlandweite Versorgung mit Augenhornhauttransplantaten. Seit einem Jahr ist die Gewebebank Stuttgart in Betrieb und die Mitarbeiterinnen konnten bereits über 600 Augenhornhautspenden bearbeiten. Davon wurden 417 Augenhornhauttransplantate[1] erfolgreich zur Transplantation abgegeben. Eröffnet wurde die Gewebebank im Mai 2023 von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) und dem Klinikum Stuttgart. „Wir freuen uns sehr darüber, dass die Gewebebank Stuttgart so gut gestartet ist und schon nach einem Jahr maßgeblich zur Patientenversorgung in Deutschland beiträgt. Ganze 417 Patientinnen und Patienten konnten wir so schon mit einem Augenhornhauttransplantat zeitnah und sicher versorgen. Neben den Spenderinnen und Spendern und ihren Angehörigen gilt unser Dank auch den engagierten Kolleginnen vor Ort, die sich schnell und gut in die Prozesse eingearbeitet haben“, sagt Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG. Die Augenhornhauttransplantation ist weltweit die am häufigsten durchgeführte Transplantation. Allein in Deutschland erhalten jährlich über 9000 Menschen ein Transplantat aus einer Augenhornhautspende[2]. Mehr als die Hälfte dieser Transplantate stammt aus dem bundesweiten Netzwerk der DGFG. So konnte die gemeinnützige Organisation 2023 insgesamt mehr als 5000 Augenhornhäute zur Transplantation abgeben[3]. Obwohl die Spendezahlen in Deutschland seit Jahren steigen, warten weiterhin tausende Patienten auf ein geeignetes Transplantat[4]. Sie leiden an genetisch bedingten Hornhauterkrankungen, zum Beistiel Hornhautdystrophien, Trübungen der Hornhaut aufgrund von Infektionen oder an schweren Hornhautschäden, verursacht durch Unfälle, Verbrennungen oder Verätzungen. Die Hornhauttransplantation ist dabei oft die letzte Möglichkeit, die Sehkraft dieser Patienten wiederherzustellen und ihnen klare Sicht zu schenken. Verbesserte Versorgung in Stuttgart und deutschlandweit In der Augenklinik am Klinikum Stuttgart werden viele Augenhornhauttransplantate aus dem Netzwerk der DGFG direkt transplantiert. „Durch die neue Gewebebank am Klinikum Stuttgart können mehr Hornhautspenden gewonnen, aufbereitet und transplantiert werden. Durch die räumliche Nähe und fachliche und technische Kooperation können wir Hornhäute in noch besserer Qualität und in größerer Zahl als bisher anbieten. Durch die gesteigerte Entnahmequote können wir auch mehr Menschen mit einem Hornhauttransplantat helfen, wodurch die Wartezeit deutlich gesenkt werden konnte. Seit dem Start der Gewebebank Stuttgart haben wir fast 100 Hornhauttransplantationen durchgeführt. Wir sind also auf einem sehr guten Weg, dennoch warten allein im Klinikum Stuttgart noch immer fast 100 Personen auf eine Hornhauttransplantation. Wenn sich die Spendenbereitschaft weiterhin so positiv entwickelt, können wir auch diesen Patienten hoffentlich zeitnah helfen“, erläutert Prof. Florian Gekeler. Er ist Ärztlicher Direktor der Augenklinik im Klinikum Stuttgart und Ärztlicher Leiter der Gewebebank Stuttgart. Mehr Gewebespenden im Raum Stuttgart in 2023 Auch die Zahl der Menschen, die in Stuttgart nach ihrem Tod Gewebe gespendet haben, hat 2023 weiter zugenommen. So haben die Koordinatoren der DGFG vergangenes Jahr im Raum Stuttgart 128 Gewebespenden durchgeführt – rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Durch diese Spende konnten 273 Gewebetransplantate gewonnen werden[5], die nun die Lebensqualität von Menschen in Stuttgart und deutschlandweit verbessern. Zu dieser positiven Entwicklung trägt die neue Gewebebank direkt vor Ort bei. „Um die deutschlandweite Versorgung mit Gewebetransplantaten zu verbessern, ist der Ausbau der Kapazitäten in der Aufbereitung entscheidend. Die Etablierung der Gewebebank Stuttgart ist hier ein wichtiger Schritt, den wir gerne mit unserem langjährigen Partner, dem Klinikum Stuttgart, weiter vorantreiben möchten“, betont Börgel. Durch die neue Gewebebank in Baden-Württemberg hätten sich Transportwege verkürzt und die für die Spende zur Verfügung stehenden Zeitfenster konnten leichter eingehalten werden. So könnten auch Gewebespenden aus dem Umland von Stuttgart schneller bearbeitet und in hoher Qualität zur Transplantation abgegeben werden. Außerdem werde mit weiteren Kliniken in der Region eine Kooperation für die Gewebespende angestrebt – schließlich sei jeder Mensch ein möglicher Gewebespender oder eine mögliche Gewebespenderin. Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) fördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Die DGFG ist in ihrer Aufbaustruktur, der Freiwilligkeit der Unterstützung durch die Netzwerkpartner und ihrer Unabhängigkeit von privaten oder kommerziellen Interessen einzigartig in Deutschland. Quellen:[1] Zahlen aus dem DGFG-Netzwerk Stand 24.05.2024[2] Gewebevigilanzbericht des Paul-Ehrlich-Instituts / 2022, S.13: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/pflichtberichte/gewebevigila…[3] Zahlen zur Gewebespende 2023: https://gewebenetzwerk.de/gewebespende-auf-rekordniveau/[4] Zahlen aus dem DGFG-Netzwerk: Im März standen 2.450 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Augenhornhauttransplantation.[5] Zahlen aus dem DGFG-Netzwerk
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