Gießener Tiergiftforscher trifft auf Lindauer Tagung auf NobelpreisträgerInnen21. Juni 2023 Von Schlangen, Spinnen und Insekten gebildete und zum Teil noch unbekannte Naturstoffe erforscht Dr. Tim Lüddecke auf ihre Anwendungsmöglichkeiten. Foto: © Désirée Schulz, Fraunhofer IME Dr. Tim Lüddecke vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) hat eine Einladung zu den 72. Lindauer Nobelpreisträgertagungen erhalten. Es ist eine Veranstaltung mit Tradition, die junge WissenschaftlerInnen jedes Jahr aufs Neue begeistert: Seit 1953 treffen bei den Lindau Nobel Laureate Meetings herausragende NachwuchsforscherInnen auf NobelpreisträgerInnen, die sogenannten Laureates. Die Tagungen in der bayerischen Kleinstadt Lindau am Bodensee dienen dem intellektuellen Austausch und rotieren thematisch zwischen den Nobelpreis-Disziplinen Physik, Chemie und – wie in diesem Jahr – Physiologie/Medizin. Das mehrstufige Auswahlverfahren zur Teilnahme ist international und hochkompetitiv; insgesamt wurden 635 NachwuchswissenschaftlerInnen zum Austausch mit den Laureates eingeladen. Nach diesem einmaligen Erlebnis bleiben die Teilnehmenden ein Leben lang innerhalb des Lindau Alumni Networks vernetzt. Lüddecke forscht an Spinnen, Ameisen und Bienen Mit dabei ist vom 25. bis 30. Juni 2023 Dr. Tim Lüddecke, Nachwuchsgruppenleiter der Arbeitsgruppe „Animal Venomics“ am Institutsteil Bioressourcen des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie. Er ist auch Wissenschaftler des Instituts für Insektenbiotechnologie der Justus-Liebig-Universität Gießen und des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik, in dem er als Projektbereichssprecher für Naturstoffgenomik tätig ist. Lüddecke forscht im Bereich der Biologie und Biochemie an möglichen Anwendungsformen von Tiergiften, speziell von Gliederfüßern (Arthropoden) wie Insekten und Spinnen. Dabei identifiziert und charakterisiert er bislang unbekannte Naturstoffe mit Methoden der Systembiologie und Biotechnologie. Besonders wichtig ist ihm der angewandte Aspekt seiner Entdeckungen, sei es für den Pflanzenschutz, die industrielle Güterproduktion oder die Biomedizin. Gemeinsam mit weiteren LOEWE-TBG-ForscherInnen gelang es Lüddecke bereits, neue Biomoleküle aus den Giften von Spinnen, Ameisen oder Bienen mit Wirksamkeit gegen (multiresistente) Krankheitserreger oder Brustkrebs zu isolieren. „Ich freue mich sehr auf den fachlichen Dialog mit den Nobelpreisträgerinnen und -trägern und die lebenslange Vernetzung mit anderen Nachwuchskräften der Physiologie und Medizin im Rahmen des Lindau Alumni Networks“, so Lüddecke. „Es ist mir eine große Ehre, dass die Auswahlkommission meine Bewerbung berücksichtigt hat und mich zur 72. Lindauer Tagung einlädt“. Über die Lindauer Nobelpreisträgertagungen Seit ihrer Gründung im Jahr 1951 haben sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen zu einem einzigartigen internationalen wissenschaftlichen Forum entwickelt. Die jährlichen Treffen dienen dem Austausch zwischen Generationen, Kulturen und Disziplinen. So sind die Tagungen abwechselnd den drei naturwissenschaftlichen Nobelpreis-Disziplinen Physik, Chemie und Physiologie/Medizin gewidmet. Alle fünf Jahre findet eine interdisziplinäre Tagung statt und alle drei Jahre die Lindauer Tagung der Wirtschaftswissenschaften. Im Rahmen verschiedener Deklarationen (2020 für offene Wissenschaften, 2015 zum Klimawandel, 1955 gegen den Einsatz von Atomwaffen) brachten sich die WissenschaftlerInnen immer wieder mit politischen Appellen in die öffentliche Debatte ein. Es waren die Lindauer Ärzte Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade, die mit der Idee zu einer Konferenz mit NobelpreisträgerInnen an Lennart Graf Bernadotte af Wisborg herantraten und diese gemeinsam mit ihm umsetzten – bereits seit 1953 auch mit NachwuchswissenschaftlerInnen. Rund 35.000 StudentInnen, DoktorandInnen und PostdoktorandInnen haben seitdem teilgenommen. Auch wenn die Tagung für sie im wahrsten Sinne des Wortes ein einmaliges Erlebnis war, so bleiben sie doch ständige Mitglieder des Lindau Alumni Network, sind miteinander vernetzt und BotschafterInnen des wissenschaftlichen Dialogs. Ganzjährig engagieren sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen mit ihrer „Mission Education“ dafür, die Bedeutung der Wissensgesellschaft hervorzuheben und für Wissenschaft und Forschung einzutreten. Diesem Ziel dient auch die Lindauer Mediathek als Lernplattform, unter anderem mit Unterrichtsmaterialien für Schulen.
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