Glaukom: Biomarker im Blut könnten Vorhersage auf Therapieansprechen ermöglichen

Symbolbild.©eyeadobestock-stock.adobe.com

Forscher des University College London (UCL), UK und des Moorfields Eye Hospital haben Marker im Blut identifiziert, die vorhersagen könnten, ob Glaukompatienten nach einer konventionellen Behandlung ein höheres Risiko haben, weiterhin an Sehkraft zu verlieren.

Die Hauptrisikofaktoren für ein Glaukom sind ein hoher Augeninnendruck (IOD) und das Alter. Derzeit sind alle zugelassenen Therapien darauf ausgerichtet, den Augeninnendruck (IOD) zu senken. Einige Patienten verlieren jedoch auch nach einer Behandlung weiterhin ihr Augenlicht.

Um ein Verständnis dafür zu bekommen, wer seine Sehkraft schneller verliert, wurde in der neuen Studie untersucht, ob die Funktion der Mitochondrien, die in den weißen Blutkörperchen gemessen wird, bei Menschen mit Glaukom geringer ist als bei nicht-Betroffenen. Zudem haben die Wissenschaftler überprüft, ob die Funktion der Mitochondrien mit der Geschwindigkeit zusammenhängt, mit der Glaukompatienten ihre Sehkraft verlieren. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten 139 Teilnehmer, die bereits eine Behandlung zur Senkung des IODs erhielten, sowie 50 gesunden Personen, die als Kontrollgruppe dienten. Gemessen wurde der Sauerstoffverrauch der Zellen im Blut sowie der Gehalt an Nikotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) – einem körpereigenen Molekül, das den Zellen bei der Energiegewinnung hilft und aus Vitamin B3 in der Nahrung hergestellt wird. Zudem wurde der Sehkraftverlust im Laufe der Zeit überwacht.

Zunächst entdeckten die Forscher, dass bestimmte Zellen im Blut – periphere mononukleäre Blutzellen – bei Menschen mit Glaukom den Sauerstoff anders nutzen.

Daraufhin untersuchte das Team, wie viel Sauerstoff diese Zellen verbrauchen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Menschen, deren Blutzellen weniger Sauerstoff verbrauchen, eher dazu neigen, ihr Sehvermögen schneller zu verlieren, auch wenn sie eine Behandlung zur Senkung des IODs erhielten. Diese Messung erklärte, den Forschern zufolge, 13 Prozent der Unterschiede in der Geschwindigkeit, mit der die Patienten ihr Sehvermögen verloren.

Des Weiteren konnten die Wissenschaftler beobachten, dass Menschen mit Glaukom im Vergleich zu ohne Glaukom niedrigere NAD-Werte in ihren Blutzellen aufwiesen. Diese niedrigeren NAD-Werte wurden mit dem geringeren Sauerstoffverbrauch in den Blutzellen in Verbindung gebracht.

 „Wenn die Mitochondrienfunktion der weißen Blutkörperchen und die NAD-Werte als klinischer Test eingeführt würden, könnten die Ärzte vorhersagen, bei welchen Patienten ein höheres Risiko für einen anhaltenden Sehkraftverlust besteht. So könnten sie vorrangig einer intensiveren Überwachung und Behandlung unterzogen werden“, erklärte Prof. David Ted Garway-Heath, Hauptautor der Studie vom UCL Institute of Ophthalmology und Moorfields Eye Hospital und ergänzt: „Wenn weitere Forschungen zeigen, dass eine niedrige Mitochondrienfunktion oder niedrige NAD-Werte eine Ursache für das Glaukom sind, eröffnet dies den Weg für neue Behandlungen.“

Das UCL und das Moorfields Eye Hospital leiten derzeit eine große klinische Studie, die vom Medical Research Council und dem National Institute for Health and Care Research finanziert wird, wie Garway-Heath informierte. In dieser soll untersucht werden, ob hochdosiertes Vitamin B3 die Funktion der Mitochondrien verbessern und den Sehkraftverlust bei Glaukom reduzieren kann. „Wir hoffen, dass dies einen neuen Weg für die Behandlung von Glaukompatienten eröffnet, der nicht von der Senkung des Augeninnendrucks abhängt“, fügte Garway-Heath abschließend hinzu.

Die Studie wurde von Santen SenSyT, Fight for Sight, Glaucoma UK, Rosetrees Trust, Alcon Research Institute und dem National Institute for Health and Care Research (NIHR) Biomedical Research Centre am Moorfields Eye Hospital NHS Foundation Trust und dem UCL Institute of Ophthalmology unterstützt.