Glaukom: „Gutes“ Cholesterin könnte mit erhöhtem Risiko bei über 55-Jährigen verbunden sein14. Februar 2025 Symbolbild.©surasak-stock.adobe.com Das „gute“ Cholesterin (HDL) gilt normalerweise als gesundheitsfördernd. Eine große Beobachtungstudie zeigt jedoch, dass HDL mit einem erhöhten Risiko für Glaukom bei über 55-Jährigen in Verbindung gebracht werden kann. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden online in der Fachzeitschrift „British Journal of Ophthalmology“ veröffentlicht. Diese Studie zeigt zudem, dass paradoxerweise „schlechtes“ (LDL-) Cholesterin, das normalerweise als gesundheitsschädlich gilt, mit einem geringeren Glaukomrisiko verbunden zu sein scheint. Den Forschern zufolge stellt diese Arbeit die bisherigen Erkenntnisse darüber in Frage, was der Augengesundheit förderlich oder abträglich ist. Zudem legt sie nahe, dass die Behandlung von Patienten mit hohen Blutfettwerten und Glaukomrisiko, nach Meinung der Wissenschaftler, überdacht werden sollte. Ungewöhnlich hohe Konzentrationen von zirkulierenden Lipiden im Blut werden mit Augenerkrankungen wie Makuladegeneration und diabetischer Retinopathie in Verbindung gebracht. Kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeiten würden zudem einen Zusammenhang mit dem Glaukom andeuten. Die Forscher berichten jedoch von uneinheitlichen Ergebnissen. Es sei nicht klar, welche Art von Lipiden den größten Einfluss haben könnte. Studienaufbau Um die Evidenzbasis zu stärken, stützten sich die Wissenschaftler auf 400.229 Teilnehmer der UK Biobank Study im Alter von 40 bis 69 Jahren. Alle Untersuchten hatten einen Fragebogen ausgefüllt, waren interviewt worden und hatten sich einer Reihe von Standard-Bluttests unterzogen, darunter auch solchen zur Messung der Blutfette. Ihr Gesundheitszustand wurde über einen Zeitraum von durchschnittlich 14 Jahren verfolgt. Die Analysen ergaben, dass 6868 Teilnehmer (fast 2 %) ein Glaukom entwickelten. Diese waren im Vergleich zu den Teilnehmern, die kein Glaukom entwickelten, tendenziell älter und gehörten einer nichtweißen ethnischen Gruppe an. Sie hatten einen höheren HDL-, aber einen niedrigeren LDL-Cholesterinspiegel und ein höheres Verhältnis von Taille zu Hüfte. Zudem waren sie eher Ex-Raucher, nahmen Statine ein und wiesen eine höhere Prävalenz von Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Zusammenhänge nur bei über 55-Jährigen Weitere Untersuchungen der Bluttestergebnisse zeigten, dass höhere Werte des „guten“ HDL-Cholesterins mit einem erhöhten Glaukomrisiko verbunden waren. Hingegen waren höhere Werte des „schlechten“ LDL-Cholesterins, des Gesamtcholesterins und der Triglyzeride mit einem geringeren Risiko verbunden. Bei den Teilnehmern mit dem höchsten HDL-Cholesterinspiegel im Blut war im Vergleich zu denen mit dem niedrigsten die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, um zehn Prozent höher. Jedoch war jeder Anstieg (Standardabweichung) mit einem um fünf Prozent höheren Risiko verbunden. Ebenso war die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, bei den Untersuchten mit den höchsten LDL-Cholesterin- und Triglyceridwerten um acht Prozent beziehungsweise 14 Prozent geringer als bei den mit den niedrigsten. Diese Zusammenhänge beobachteten die Wissenschaftler jedoch nur bei den über 55-Jährigen. Bei den 40- bis 55-Jährigen hingegen wurde kein signifikanter Zusammenhang festgestellt. Polygener Risikoscore Die Forscher erstellten einen polygenen Risikoscore – eine Zahl, die durch die Kombination genetischer Risikoinformationen aus dem gesamten Genom ein personalisiertes Maß für die genetische Anfälligkeit für Krankheiten liefert. Dabei zeigte sich, dass jedes zusätzliche genetische Risiko mit einer um fünf Prozent höheren Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Glaukoms verbunden war. Es gab jedoch keine signifikanten individuellen Zusammenhänge zwischen LDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin oder Triglyceriden und Glaukom. In Fragestellung bestehender Paradigmen Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können den Forschern zufolge, keine eindeutigen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung gezogen werden. Die Wissenschaftler räumen ein, dass ihre Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig sind, da die Blutproben nicht nach dem Fasten und nur zu einem einzigen Zeitpunkt entnommen wurden. Zudem seien die Ergebnisse möglicherweise auch nicht auf andere ethnische Gruppen übertragbar, da die Teilnehmer der UK Biobank überwiegend europäischer Abstammung sind. Jedoch sind die Forscher der Meinung, dass sie darauf hindeuten: „Diese Ergebnisse stellen bestehende Paradigmen über „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin in Bezug auf die Augengesundheit in Frage. Dies könnte zu einer Neubewertung der Lipidmanagementstrategien bei Patienten mit Glaukomrisiko führen.“ Sie schlussfolgern: „HDL-Cholesterin wird seit sieben Jahrzehnten als das „gute Cholesterin“ angesehen. Diese Studie zeigt jedoch, dass ein hoher HDL-Cholesterinspiegel nicht durchgängig mit einem günstigen prognostischen Ergebnis verbunden ist. Weitere Studien sind erforderlich, um die Mechanismen hinter diesen Zusammenhängen zu untersuchen.“
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