Glaukom: Vitaminpräparate verlangsamen das Fortschreiten der Erkrankung12. Mai 2025 James Tribble.Foto.©Stefan Zimmerman Ein Vitaminpräparat, das den Stoffwechsel im Auge verbessert, scheint die Schädigung des Sehnervs bei Glaukom zu verlangsamen. Das zeigt eine neue Studie des Karolinska Institutet, Stockholm, Schweden. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht. Die Forscher haben nun eine klinische Studie an Patienten gestartet. Beim Glaukom wird der Sehnerv allmählich geschädigt. Das führt zum Verlust der Sehkraft und im schlimmsten Fall zur Erblindung. Daher werden Augentropfen, Laserbehandlungen oder Operationen eingesetzt, um den Druck im Auge zu senken und so die Krankheit zu verlangsamen. Die Wirkung ist jedoch verschieden. Homocystein als Schlüsselfaktor? Glaukomforscher stellen seit langem die Theorie auf, dass die Substanz Homocystein für das Verständnis der Krankheit von Bedeutung ist. Nun haben Wissenschaftler des Karolinska Institutet die Rolle von Homocystein auf verschiedene Weise untersucht. In der aktuellen Studie entdeckten die Forscher, dass sich die Krankheit bei Ratten mit Glaukom, wenn bei diesen die Homocysteinspiegel erhöht wurden, nicht verschlimmerte. Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass hohe Homocysteinwerte im Blut von Menschen mit Glaukom nicht mit dem schnellen Fortschreiten der Krankheit korrelierten und dass die Erkrankung bei Menschen mit einer genetischen Anfälligkeit für die Bildung hoher Homocysteinwerte nicht häufiger auftrat. Aus diesen Ergebnissen schlossen die Forscher, dass Homocystein die Krankheit nicht auslöst, sondern eine Folge davon ist. Homocystein ist ein natürlicher Bestandteil des körpereigenen Stoffwechsels. Deshalb untersuchten die Forscher die Stoffwechselwege, an denen Homocystein beteiligt ist, sowohl bei Nagetieren als auch bei Menschen mit Glaukom. Dabei stellten sie mehrere Anomalien fest. Von diesen waren die wichtigsten Stoffwechselveränderungen, die mit der Fähigkeit der Netzhaut, bestimmte Vitamine zu nutzen, zusammenhängen. Diese Veränderung bedeutete den Wissenschaftlern zufolge, dass der Stoffwechsel lokal in der Netzhaut verlangsamt wurde. Das spielte bei der Entwicklung der Krankheit eine Rolle. „Homocystein ist ein Zuschauer im Krankheitsprozess“ „Unsere Schlussfolgerung ist, dass Homocystein ein Zuschauer im Krankheitsprozess ist, nicht ein Akteur. Veränderte Homocysteinspiegel können darauf hinweisen, dass die Netzhaut ihre Fähigkeit verloren hat, bestimmte Vitamine zu verwerten, die zur Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels notwendig sind. Deshalb wollten wir untersuchen, ob eine Ergänzung dieser Vitamine die Netzhaut schützen könnte“, erklärt James Tribble, Forscher und Assistenzprofessor in der Abteilung für klinische Neurowissenschaften am Karolinska Institutet, der die Studie mitverfasst hat. Gabe von B-Vitaminen und Cholin zeigte positive Wirkung in Nagern In Experimenten mit Mäusen und Ratten, die an einem Glaukom erkrankt waren, verabreichten die Forscher Ergänzungsmittel der B-Vitamine B6, B9 und B12 sowie Cholin. Diese Gabe zeigte eine positive Wirkung. Bei Mäusen, die an einem sich langsamer entwickelnden Glaukom litten, wurde die Schädigung des Sehnervs vollständig aufgehalten. Bei Ratten, die eine aggressivere Form der Krankheit mit schnellerem Fortschreiten aufwiesen, konnte die Krankheit verlangsamt werden. Bei diesen Experimenten wurde der Augeninnendruck nicht behandelt. Das heben die Forscher als besonders interessant hervor. Laut den Wissenschaftlern deutet das darauf hin, dass der Vitaminmix die Krankheit nicht über die Senkung des Augeninnendrucks beeinflusst. „Die Ergebnisse sind so vielversprechend, dass wir eine klinische Studie begonnen haben, für die bereits Patienten am S:t Eriks Eye Hospital in Stockholm rekrutiert werden“, teilt Tribble mit. Es werden sowohl Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom als auch mit Pseudoexfoliationsglaukom einbezogen. Die Studie wird unter anderem vom Schwedischen Forschungsrat, dem Schwedischen Augengesundheitsfonds, den Jeansson-Stiftungen, der Kronprinzessin-Margareta-Stiftung für Sehbehinderte, der Åke-Wiberg-Stiftung und der Petrus & Augusta Hedlund-Stiftung finanziert. (SaS)
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