Gleichgewichtssinn – Störung durch Schall-Leitungsschwerhörigkeit

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Die Beibehaltung des Gleichgewichtes ist ein komplexer Prozess, der verschiedene koordinierte Sinnesaktivitäten sowie motorische und biomechanische Komponenten umfasst. Die Funktion des Gleichgewichtes kann bei Patienten mit Hörverlust gestört sein, doch die Einschränkungen werden kausal der zugrundeliegenden Pathologie des Hörverlustes zugeschrieben.

Ziel einer aktuell in „Clinical Otolaryngology“ veröffentlichten Studie israelischer HNO-Ärzte war die Untersuchung möglicher Interferenzen durch eine simulierte Schall-Leitungsschwerhörigkeit im Hinblick auf die Beibehaltung der Haltungsbalance. Im Rahmen der Untersuchung unterzogen sich 20 normal hörende Probanden (18 Frauen, 2 Männer; Alter 20–30 Jahre) einer computergestützten Posturographie. Unter Verwendung einer Messplattform, die mittels Kraftsensoren die Gewichtsverlagerungen ermittelt und aufzeichnet, wurden Schwerpunkt und Schwingungsverhalten des Körpers sowie die Lastverteilung oberhalb der Füße ermittelt.

Die Daten über das Schwingungsverhalten und die Lastverteilung gelten als Indikatoren für Balance, Stabilität und Symmetrie. Die Probanden führten dir Posturographie mit und ohne Ohrstöpsel durch, die eine Schallleitungsschwerhörigkeit von etwa 40 dB simulierten; die durchschnittliche Schall-Leitungsschwerhörigkeit betrug 40 ± 4,9 dB. Der zusammengesetzte Gleich­gewichtswert nahm nach Einsetzen der Ohrstöpsel signifikant ab und zeigte einen durchschnittlichen Schwankwert von 73,5 %.

Das Fazit der Autoren: Eine Schall-Leitungsschwerhörigkeit bringt massiv einschränkende Effekte auf die Beibehaltung des Gleichgewichtes mit sich. Dies könne theoretisch durch den Zusammenhang zwischen Hörverlust und sakkuläre Dysfunktion erklärt werden. (am)

Originalpublikation:
Horowitz et al. Clin Otolaryngol 2020 Jan;45(1):106–110.