Goldmedaille an vom Friedrich-Loeffler-Institut mitentwickelte Milbenfalle

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Für die Entwicklung einer Milbenfalle, die Rote Vogelmilben aller Entwicklungsstadien mithilfe von Kaltplasma effizient abtötet, hat ein Forschungsverbund aus Deutschland jetzt eine Goldmedaille des Innovation Award der EuroTier 2024 erhalten.

Die Rote Vogelmilbe ist weltweit einer der bedeutendsten Ektoparasiten in der Geflügelhaltung. Die blutsaugenden Parasiten führen insbesondere in Jung- und Legehennenbeständen jährlich nicht nur zu tiergesundheitlichen, sondern auch zu wirtschaftlichen Schäden. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Entwicklung eines Kaltplasmasystems zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) in Junghennen- und Legehennenhaltungen“ von Wissenschaftlern des Friedrich-Loeffler-Instituts, Institut für Tierschutz und Tierhaltung (FLI-ITT) Celle, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen (HAWK) Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit Göttingen, Laser- und Plasmatechnologie in Zusammenarbeit mit der MIK INTERNATIONAL GmbH & Co. KG entstand eine Milbenfalle, die Rote Vogelmilben aller Entwicklungsstadien mithilfe von Kaltplasma sehr effizient abtötet. Die Förderung erfolgte aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Die neue Methode wurde am 12. November mit einem Innovation Award EuroTier 2024 ausgezeichnet.

Die feierliche Preisverleihung fand im Rahmen der Eröffnungsfeier der EuroTier 2024 in Hannover statt. Der DLG-Neuheiten-Preis „Innovation Award EuroTier“ zählt laut Angaben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) zu den führenden Auszeichnungen der internationalen Agrarbranche. Eine von der DLG berufene unabhängige, international besetzte Kommission aus anerkannten Beratern und Wissenschaftlern sowie Praktikern entscheidet darüber, welche Produkte den „Innovation Award EuroTier“ in Gold oder Silber erhalten.

Aber wie kamen die Forscher auf diese innovative Idee? Den Entwicklern war es bekannt, dass sich kaltes Atmosphärendruckplasma u. a. zum Abtöten von Insekten eignet; sie fragten sich nun: Erzielen wir ähnliche Effekte, wenn wir das Kaltplasma gegen Spinnentiere, wie zum Beispiel Milben verwenden? Die Frage beantworteten sie in der experimentellen Phase des Projektes: Die Wirkung von Kaltplasma konnte auf alle Entwicklungsstadien einschließlich der Milbeneier in Versuchsreihen nachgewiesen werden. Wie funktioniert die Falle? „Die Falle ist als eine Art Unterschlupf konstruiert, der von den Milben sehr gut angenommen wird. In der Falle werden die Milben einem kalten Atmosphärendruckplasma ausgesetzt, das durch dielektrische Barriereentladung in einem Entladungsraum erzeugt wird. Dieser befindet sich zwischen einer von einem Dielektrikum abgedeckten, elektrisch positiv aufladbaren Elektrode und einer geerdeten Elektrode. Die Milbenfallen werden unterhalb der Sitzstangen angebracht und sind mit einer automatischen Reinigung ausgestattet, die die abgetöteten Milben aus der Falle herausschiebt.“ – erklärt der FLI-ITT-Projektleiter Dr. Thomas Bartels. 

Insgesamt 255 eingereichte Neuheiten

Die von der DLG eingesetzte neutrale Expertenkommission vergibt in diesem Jahr aus insgesamt 255 eingereichten Neuheiten aller Sachgebiete vier Gold- und 21 Silbermedaillen. Mit einer Neuheiten-Goldmedaille kann beispielsweise ein Produkt mit neuer Konzeption ausgezeichnet werden, durch dessen Einsatz ein neues Verfahren ermöglicht oder ein bekanntes Verfahren wesentlich verbessert wird. Für die Auswahl entscheidend sind die Bedeutung für die Praxis, die Tiergerechtheit, die Auswirkungen auf die Betriebs- und Arbeitswirtschaft, die Umwelt und die Energiesituation. Ebenso werden die Auswirkungen auf eine Arbeitserleichterung und auf die Arbeitssicherheit mit bewertet. Die DLG-Neuheiten-Kommission begründete ihre Auswahl damit, dass durch die Kaltplasma Milbenfalle EX in Zukunft der Einsatz von Akariziden, Silikaten oder Antiparasitika verringert sowie eine deutliche Verbesserung der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit erreicht werden könnte. Damit würde das Gerät die Kriterien für die Verleihung der Goldmedaille auf herausragende Weise erfüllen.

Rote Vogelmilben verursachen bei den befallenen Tieren Schäden durch den Blutentzug und die bei der Blutmahlzeit entstehenden Hautirritationen. Als Folgen treten bei Hennen in stark befallenen Beständen neben Gewichtsverlust und erhöhten Mortalitätsraten auch Verschlechterungen der Eiqualität sowie Abnahmen der Legeleistung auf. Außerdem können auch unerwünschte Verhaltensweisen wie Federpicken und Kannibalismus auftreten. Neben Hühnern und anderen Vögeln können auch zahlreiche Säugetiere wie Hunde, Katzen, Kaninchen, Pferde, Rinder, Ziegen und nicht zuletzt auch Menschen als mögliche Wirte fungieren. Ein Milbenbefall kann hier zu juckenden Hautausschlägen und/ oder Hautentzündungen führen („Vogelhalterkrätze“). Als Vektor von viralen und bakteriellen Infektionserregern können Rote Vogelmilben weiterhin u. a. Rotlaufinfektionen, Salmonellosen, Influenza-A-Viren und Listerien übertragen.