Grippeimpfung: E-Mail erinnert Herzinsuffizienz-Patienten

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Es ist hinreichend bekannt, dass eine saisonale Influenza-Impfung Patienten mit Herzinsuffizienz (HF) vor Infektion, Klinikeinweisung und Tod schützt. Doch wie erreicht man eine möglichst hohe Impfrate in dieser Patientengruppe?

Im Rahmen der NUDGE-FLU-Studie ist es Wissenschaftlern in Dänemark anhand zweier elektronischer „Nudging“-Strategien gelungen, die Zahl von Grippeimpfungen in der Gesamtbevölkerung zu erhöhen. Dazu versandten sie per E-Mail verhaltensanregende (nudging) Briefe. In der 1. Strategie enthielt ein solcher Brief Informationen über potenzielle kardiovaskuläre Vorteile einer Grippe-Impfung. In der 2. Strategie wurde nach 14 Tagen ein erneuter Reminder versandt. Nun analysierten die Wissenschaftler, wie sich diese Strategien auf die Untergruppe von HF-Patienten ausgewirkt hat.

Der im „European Journal of Heart Failure“ publizierten, vorab spezifizierten Studienanalyse zufolge wurde die Effektivität der elektronischen Nudges nicht durch den HF-Status der Patienten beeinflusst. Außerdem hatten die elektronischen Briefe keine Off-Target-Effekte mit Blick auf die Nutzung der leitliniengerechten medikamentösen Therapie (GDMT).

In die landesweite NUDGE-FLU-Studie wurden 964.870 dänische Staatsbürger ≥65 Jahre nach dem Zufallsprinzip in die übliche Versorgung oder in 9 verschiedene elektronische Nudging-Briefstrategien eingeteilt. Die Briefe wurden über das offizielle dänische elektronische Briefsystem zugestellt.

Der primäre Endpunkt war der Erhalt einer Grippeimpfung. Zu den zusätzlichen Ergebnissen der aktuellen Analyse gehörte die Nutzung von GDMT. In der aktuellen Analyse wurden auch die Influenza-Impfraten in der gesamten dänischen HF-Population einschließlich der Personen <65 Jahre (n=65.075) untersucht.

In der Saison 2022/2023 lag die Influenza-Impfquote in der dänischen HF-Gesamtkohorte bei 71,6%, aber mit nur 44,6% in der Altersgruppe <65 Jahre variierte sie erheblich. Insgesamt 33.109 NUDGE-FLU-Teilnehmer hatten zu Beginn der Studie HF. Die Impfquote war bei denjenigen höher, die mehr HF-Medikamente einnahmen (≥3 Klassen: 85,3% vs. ≤2 Klassen: 81,9%; p<0,001). Der HF-Status veränderte die Auswirkungen der beiden insgesamt erfolgreichen Nudging-Strategien auf die Grippeimpfung nicht (1. Strategie: pInteraktion=0,37; 2. Strategie: pInteraktion=0,55).

Für die 2. Strategie konnten die Studienautoren zudem keine Veränderung des Effekts über die verschiedenen GDMT-Niveaus hinweg beobachten (pInteraktion=0,88), wohingegen für die 1. Strategie ein Trend zur Abschwächung des Effekts bei Personen mit niedrigem GDMT-Niveau festgestellt wurde (pInteraktion=0,07). Die Briefe hatten keinen Einfluss auf die longitudinale GDMT-Nutzung.

Fazit
Etwa jeder vierte HF-Patient erhielt keine Grippeschutzimpfung, wobei die Umsetzungslücke bei den unter 65-Jährigen besonders groß war und weniger als die Hälfte geimpft wurde. Der HF-Status veränderte die Auswirkungen der beiden insgesamt erfolgreichen Nudging-Strategien auf die Grippeimpfung nicht. Es wurden keine unbeabsichtigten negativen Auswirkungen auf die longitudinale Nutzung von GDMT beobachtet. (ah)

Autoren: Johansen ND et al.
Korrespondenz: Tor Biering-Sørensen; [email protected]
Studie: Electronic nudges to increase influenza vaccination uptake among patients with heart failure: A pre-specified analysis of the NUDGE-FLU trial
Quelle: Eur J Heart Fail 2023;25(8):1450–1458.
Web: https://doi.org/10.1002/ejhf.2913