mRNA-Impfstoffe als Schutz vor Grippe

Derzeit werden mRNA-Impfstoffe zum Schutz vor einer saisonalen Grippe getestet. (Symbolfoto: ©candy1812/stock.adobe.com)

Nach ihrem Erfolg in der COVID-19-Pandemie steht die mRNA-Technologie nun bei Influenza auf dem Prüfstand. Neue Daten zum Pfizer-Impfstoff zeigen eine robuste Immunantwort – allerdings auch eine erhöhte Rate typischer Impfreaktionen.

Der mRNA-Grippeimpfstoff der Firma Pfizer verhindert mehr Grippefälle als herkömmliche Impfstoffe und löst eine stärkere Immunantwort aus. Allerdings treten häufiger Impfreaktionen auf. Dies sind die Ergebnisse einer Phase-III-Studie, die im Fachjournal „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.

Wirksamerer Schutz vor Erkrankung mit mRNA-Impfstoff

Pfizer testete den Impfstoff in der Grippe-Saison 2022/23 in den USA, auf den Philippinen und in Südafrika. 18.476 gesunde Teilnehmende zwischen 18 und 64 Jahren erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder den mRNA-Impfstoff oder einen der herkömmlichen Impfstoffe. Alle Impfstoffe waren auf die vier empfohlenen saisonalen Influenzastämme ausgerichtet. Der Impfstoff war bei der Verhinderung von Influenza-Erkrankungen um 34,5 Prozent wirksamer als die Kontrollimpfstoffe: In der mRNA-Gruppe gab es 57 Erkrankungen, in der Kontrollgruppe 87. Es handelte es sich um Influenza-A-Fälle, nur bei zwei Personen wurde der B-Stamm nachgewiesen.

mRNA-Impfung verursacht mehr Impfreaktionen

Zudem wurde die Immunreaktion auf die Impfungen im Blut getestet: Gegen Influenza-A-Stämme war die Antikörperbildung nach der mRNA-Impfung stärker als in der Kontrollgruppe, für B-Stämme ähnlich oder niedriger. Jedoch gab es – wie für mRNA-Impfungen typisch – mehr Impfreaktionen als in der Kontrollgruppe, die meisten davon aber mild bis moderat und nur vorübergehend. Schwere Nebenwirkungen waren mit einer Rate von einem Prozent gleich häufig in beiden Gruppen.

Konkurrenz schläft nicht

Neben Influenza/COVID-19-Kombiimpfstoffen (wir berichteten) wird die mRNA-Technologie derzeit vor allem als Alternative zu herkömmlichen saisonalen Influenzaimpfstoffen getestet. Diese müssen entsprechend der WHO-Empfehlungen jährlich an die zirkulierende Virusvarianten angepasst werden. Seit der Saison 2024/25 wird auf die Verwendung von Impfstoffen gegen drei Virusstämme umgestellt, vorher waren es vier.

Neben Pifzer hat zum Beispiel auch die Firma Moderna bereits Anfang des Jahres Ergebnisse einer Phase-III-Studie zu ihrem saisonalen Influenzaimpfstoff (mRNA-1010) veröffentlicht. Die Immunreaktion auf die mRNA-Impfung war herkömmlichen Impfungen nicht unterlegen, es traten allerdings auch hier häufiger Nebenwirkungen auf. Im Sommer 2025 veröffentlichte Moderna zudem Ergebnisse zur Impfstoffeffizienz: Laut einer Pressemitteilung verhindert mRNA-1010 mehr Influenza-Erkrankungen als Kontrollimpfstoffe. Diese Ergebnisse sind allerdings noch nicht in einem Fachjournal publiziert.

Neuer Stern am Impfhimmel?

Impfstoffexperten sehen vor allem durch den schnelleren Herstellungsprozess Vorteile der mRNA-Grippeimpfstoffe. Einerseits könne dadurch später im Jahr – und damit zielgenauer – die Entscheidung für die verwendeten saisonalen Impfstämme getroffen werden als bei den üblichen Grippeimpfstoffe. Das wiederum erhöht ihre Wahrscheinlichkeit einer besseren Wirksamkeit. Andererseits könnten sie durch die schnelle Verfügbarkeit zur Bekämpfung künftiger Pandemien – zum Beispiel ausgelöst durch die Vogelgrippe – dienen.

Die Experten schreiben den mRNA-Grippeimpfstoffen zwar insgesamt eine gute Wirksamkeit zu. Sie geben jedoch auch zu bedenken, dass sie mit einer höheren Reaktogenität einhergehen. Ferner sei noch unklar, ob die Schutzdauer über die gesamt Saison andauere und ob eine Überlegenheit auch bei älteren Menschen, die häufig schlechtere Immunantworten generieren, erreicht werden könne. Zudem gebe es speziell für Risikogruppen bereits verbesserte herkömmliche Impfstoffe, etwa hochdosierte oder adjuvantierte Influenzaimpfstoffe. Gerade zu diesen fehlt allerdings bislang ein direkter Vergleich hinsichtlich Effizienz und Nebenwirkungsprofil.

„Im Endeffekt wird der Konsument entscheiden, ob ein mRNA-Impfstoff infrage kommt, oder ob man zu vorhandenen Alternativen greift“, meint der österreichische Vakzinologe Prof. Florian Krammer.

(ah/Biermann)