Gürtelrose-Impfung senkt Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse

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Eine aktuelle Studie im „European Heart Journal“ liefert Hinweise darauf, dass eine Impfung zum Schutz vor einer Gürtelrose auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, einschließlich Schlaganfall, Herzinsuffizienz und koronare Herzkrankheit, senken könnte.

Eine Gürtelrose (Herpes zoster) wird durch Varizella-Zoster-Viren verursacht, mit denen sich viele Menschen im Laufe ihrer Kindheit in Form einer Windpocken-Erkrankung angesteckt haben. Die Viren überdauern in den Nervenzellen und können mit einem schwächer werdenden Immunsystem – beispielsweise im Alter – reaktiviert werden und eine schmerzhafte Gürtelrose hervorrufen. Nach Abklingen des Ausschlags kann es außerdem zu einer postherpetischen Neuralgie kommen. „Neben dem Ausschlag wird die Gürtelrose auch mit einem höheren Risiko für Herzprobleme in Verbindung gebracht, so dass wir herausfinden wollten, ob eine Impfung dieses Risiko senken kann“, erläutert Studienleiter Prof. Dong Keon Yon vom Kyung Hee University College of Medicine in Seoul, Südkorea, den Hintergrund der aktuellen Untersuchung.

Wirkung des Lebendimpfstoffes bei mehr als einer Million Menschen untersucht

Die Forscher inkludierten 1.271.922 in Südkorea lebende Menschen im Alter von 50 Jahren oder älter in ihre bevölkerungsbasierte Kohortenstudie. Sie sammelten ab 2012 Daten darüber, ob die Menschen eine Herpes-zoster-Impfung erhalten hatten, und kombinierten diese mit Daten über ihre kardiovaskuläre Gesundheit und Daten über andere Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen können, wie Alter, Geschlecht, Wohlstand und Lebensstil. Das primäre Ergebnis war das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welches zwischen geimpften und nichtgeimpften Personen verglichen wurde.

Bei der untersuchten Vakzine handelte es sich um einen Zoster-Lebendimpfstoff, d. h. er enthielt eine abgeschwächte Form des Varizella-Zoster-Virus. In vielen Ländern wird diese Art von Impfstoff inzwischen durch einen rekombinanten Totimpfstoff ersetzt, d. h. er enthält ein Protein aus dem Varizella-Zoster-Virus. Auch in Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2018 die Impfung mit dem Totimpfstoff für alle Personen ab 60 Jahre und bei bestimmten Grunderkrankungen für Personen ab 50 Jahre.

Impfung schützt bis zu acht Jahre vor kardiovaskulären Ereignissen

Die Studie zeigte, dass bei Personen, die den Lebendimpfstoff erhielten, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse insgesamt um 23 Prozent, für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (Schlaganfall, Herzinfarkt oder Tod durch Herzkrankheit) um 26 Prozent, für Herzinsuffizienz um 26 Prozent und für koronare Herzkrankheiten um 22 Prozent geringer war. Der schützende Effekt war in den zwei bis drei Jahren nach der Gürtelroseimpfung am stärksten, aber die Forscher fanden heraus, dass der Schutz bis zu acht Jahre anhielt. Ferner war die schützende Wirkung des Impfstoffes besonders ausgeprägt bei Männern, Menschen unter 60 Jahren und Menschen mit ungesunder Lebensweise, wie Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel.

Yon sagt: „Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Gürtelrose-Impfung dazu beitragen kann, das Risiko einer Herzerkrankung zu senken, selbst bei Menschen ohne bekannte Risikofaktoren. Das bedeutet, dass die Impfung über die Vorbeugung gegen Gürtelrose hinaus gesundheitliche Vorteile bieten könnte.“

Weitere Untersuchungen zu Totimpfstoff geplant

Doch wie ist der kardiovaskuläre Schutz der Impfung zu erklären? Yon hält mehrere Gründe für möglich: „Eine Gürtelrose-Infektion kann Schäden an den Blutgefäßen, Entzündungen und die Bildung von Blutgerinnseln verursachen, die zu Herzkrankheiten führen können. Durch die Vorbeugung gegen Gürtelrose kann die Impfung diese Risiken verringern. Unsere Studie ergab einen stärkeren Nutzen bei jüngeren Menschen, wahrscheinlich aufgrund einer besseren Immunreaktion, und bei Männern, möglicherweise aufgrund von Unterschieden in der Wirksamkeit des Impfstoffs.“

Einschränkend gibt er jedoch zu bedenken: „Da sich diese Studie auf eine asiatische Kohorte stützt, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht auf alle Bevölkerungsgruppen übertragbar.“ Auch seien weitere Untersuchungen zum rekombinanten Impfstoff erforderlich. „Obwohl wir eine strenge Analyse durchgeführt haben, stellt diese Studie keinen direkten Kausalzusammenhang her, so dass mögliche Verzerrungen durch andere zugrundeliegende Faktoren in Betracht gezogen werden sollten“, fügt er hinzu.

Yon und seine Kollegen planen nun, die Auswirkungen des rekombinanten Impfstoffs zu untersuchen, um festzustellen, ob er ähnliche Vorteile bei der Verringerung von Herzerkrankungen hat.

(ah)