Häufig übersehen: Akutes Nierenversagen bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit

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Ein akutes Nierenversagen kann auf dem Boden einer chronischen Nierenkrankheit (CKD) entstehen (acute-on-chronic kidney disease; ACKD). Diese Form der Nierenerkrankung ist bislang aber nur wenig bekannt und wird oft übersehen. Französische Wissenschaftler untersuchten nun die Häufigkeit, Umstände, Bestimmungsfaktoren und Outcomes bei Patienten mit ACKD.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher 3033 ambulante Nephrologie-Patienten (mittleres Alter 67 Jahre, 65% Männer, eGFR 32 ml/min/1,73 m²) mit einer CKD der Stadien 3–5, die an der „CKD-Renal Epidemiology and Information Network“-Kohortenstudie (2013–2020) teilnahmen. Zur Identifizierung eines akuten Nierenversagens (AKI) verwendeten sie die Kriterien der KDIGO. Anhand ursachenspezifischer Cox-Modelle ermittelten sie AKI-assoziierte Risikofaktoren.

Bei Studienbeginn hatten 22% der Patienten ein AKI in der Vorgeschichte. Während der 3-jährigen Nachbeobachtungszeit kam es bei 443 Patienten zu mindestens einem AKI-Ereignis: Bei 27% handelte es sich um ein AKI vom Stadium 2 oder 3. Dialysepflichtig waren 11%. Bei 74% war das AKI mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden. Von diesen waren 47% der AKI-Fälle stationär erworben worden. Ein Drittel wurde in den Entlassungsberichten des Krankenhauses nicht erwähnt. Die Inzidenzraten betrugen 10,1 bzw. 4,8/100 Personenjahre bei Patienten mit bzw. ohne AKI-Anamnese.

Bei 2375 Patienten ohne AKI-Anamnese waren männliches Geschlecht, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Leberzirrhose, verschiedene Medikamente, niedrige eGFR- und Serumalbuminwerte signifikant mit einem höheren AKI-Risiko assoziiert, ebenso wie ein niedriges Geburtsgewicht (<2500 g) (aHR 1,98; 95%-KI 1,35–2,91) und ein niedriger Hämoglobinwert (HR 1,21; 95%-KI 1,12–1,32 pro 1 g/dl Abnahme). Innerhalb eines Jahres hatten nur 63% der Patienten ihre frühere Nierenfunktion wiedererlangt, während 13,7% mit einer Nierenersatztherapie begonnen hatten und 12,7% verstorben waren.

Fazit
Die Studie verdeutlicht die hohe Rate an AKI-Ereignissen bei CKD-Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen werden. Über AKI-Ereignisse wird laut ihrer Aussage zu wenig berichtet. Die Studie zeigt auch, dass ein niedriges Geburtsgewicht und eine Anämie mögliche Risikofaktoren für ein AKI bei CKD-Patienten sind. (jh)

Autoren: Hamroun A et al.
Korrespondenz: Bénédicte Stengel; [email protected]
Studie: New insights into acute-on-chronic kidney disease in nephrology patients: the CKD-REIN study
Quelle: Nephrol Dial Transplant 2022;37(9):1700–1709.
Web: https://doi.org/10.1093/ndt/gfab249