Häufiger Harndrang als Symptom von COVID-19?

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Münchner Urologen berichten von sieben Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion, die einen starken Harndrang verspürten, der nicht aufgrund typischer Ursachen wie Harnwegsinfektionen erklärbar war. Sie vermuten, dass das Virus direkt zu einer Zystitis führen kann.

Die Ärzte der Klinik für Urologie am Klinikum der Universität München kamen auf die Idee durch einen Patienten, der zunächst wegen Verdacht auf Urosepsis aufgenommen wurde. Er stellte sich mit Fieber, Schüttelfrost, starkem Harndrang und hoher Miktionsfrequenz in der Notaufnahme vor. Sein Urin zeigte jedoch keine Infektionszeichen. Er wurde zunächst mit oraler Antibiose nach Hause geschickt. Der routinemäßig entnommene Rachenabstrich ergab dann eine SARS-CoV-2-Infektion. Der Patient wurde daraufhin mit verstärkten Symptomen (Fieber, Fatigue, atemabhängiger Brustschmerz) in die COVID-19-Station aufgenommen.

Durch diesen Fall sensibilisiert, achteten die Urologen von nun an retrospektiv und prospektiv auf die Miktionsfrequenz der COVID-19-Patienten. Zwischen dem 16. März und dem 13. April berichteten sieben Männer von insgesamt 57 Patienten über erhöhte Miktionsfrequenz. Sie mussten bei Aufnahme durchschnittlich 13,7 Mal am Tag zur Toilette, an Tag 5 waren es noch 11,6 Mal. Bei allen Patienten waren eine bakterielle Harnwegsinfektion, akutes Nierenversagen und Prostatitis per Laboruntersuchung ausgeschlossen. Die Prostatavolumina waren nur leicht vergrößert, und die Blasenwand war nicht verdickt. Keine SARS-CoV-2-RNA wurde im Urin detektiert, jedoch wurde diese bei zwei Patienten im Serum nachgewiesen.

Die Münchner Urologen vermuten, dass das Virus selbst eine Zystitis hervorruft, jedoch nicht vom Urin, sondern vom Blut aus über die basalen Urothelzellen. Sie betonen, dass behandelnde Ärzte sich der Möglichkeit der Miktionsfrequenzsteigerung durch eine SARS-CoV-2-Infektion bewusst sein sollten, um sie nicht für eine Harnwegsinfektion oder Urosepsis zu halten.

(ms)