Harninkontinenz: Verwendung einer Yoga-App kann zu Linderung führen3. August 2022 Foto: © LIGHTFIELD STUDIOS/stock.adobe.com Menschen mit Blasenkontrollverlust, die in einer Studie die App „Yoga of Immortals“ (YOI) verwendeten – eine weltweit genutzte Smartphone-Anwendung – stellten nach vier Wochen Übungen eine signifikante Verbesserung der Häufigkeit und des Schweregrades von Inkontinenzereignissen fest. Harninkontinenz kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Schätzungsweise 25 bis 45 Prozent der Frauen weltweit leiden an dieser Erkrankung, die die Lebensqualität beeinträchtigen und zu Problemen bei der sozialen, psychologischen und sexuellen Funktion führen kann. Allerdings bemühen sich weniger als 20 Prozent der Betroffenen um eine Behandlung, die Medikamente, Beckenbodengymnastik zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur oder operative Eingriffe umfasst. „Obwohl diese Therapien wirksam sind, gibt es viele Schwächen: So gehen Medikamente mit einer schlechten Compliance und möglicherweise erheblichen Nebenwirkungen einher“, sagt Prof. Hari Tunuguntla, Hauptautor der Studie und außerordentlicher Professor für urologische Chirurgie an der Robert Wood Johnson Medical School der Rutgers University (USA). Der Mediziner ergänzt: „Patienten fehlt oft das Wissen, um spezifische Beckenmuskeln zu identifizieren, und die Motivation, eine Physiotherapie abzuschließen. Und chirurgische Eingriffe sind invasiv, mit potenziellen Komplikationen.“ „Die 30-minütigen täglichen Einheiten in der App sind jedoch einfach, sicher, effektiv und bequem, da sie jederzeit und überall durchgeführt werden können, ohne dass ein Arzt aufgesucht werden muss“, fährt Tunuguntla fort. „Das App-basierte YOI-Training umfasst spezifische Atemübungen, Stimulation der körpereigenen Energiezentren zur Blasenkontrolle, Körperpositionen zur Aktivierung des Beckenbodens, Förderung der Entspannung und Muskelkontrolle sowie Techniken zur Stärkung des Beckenbodens.“ Die Forscher wählten YOI für ihre Untersuchung aus, da die App präzise Video- und Audioanweisungen für dieses umfassende Programm bietet, das den Beckenboden und spezifische Energiezentren des Harnsystems mit einbezieht. Die YOI-Protokolle haben sich in der Studie als leicht verständlich für Teilnehmer aller Bildungsstufen erwiesen. Die YOI-Praxis beinhaltet auch Atemarbeit zur Verbesserung der Entgiftung, Achtsamkeit und Meditation. Es hat sich laut den Autoren auch gezeigt, dass YOI Probleme der psychischen Gesundheit und Lebensqualität angeht, die aus Depressionen, Stress und Angstzuständen resultieren. Laut den Autoren ist dies die erste Studie, die die Wirksamkeit einer auf einer mobilen App basierenden YOI-Intervention für Harninkontinenz auf globaler Ebene bei verschiedenen Alters- und ethnischen Gruppen bei Männern und Frauen ermittelt. Die Forschenden befragten App-Abonnenten, um diejenigen zu identifizieren, die einen Verlust der Blasenkontrolle auf unterschiedliche Art erlebten: Inkontinenz, wenn eine Toilette nicht schnell genug aufgesucht werden kann bzw. nach Niesen, Husten oder Lachen, oder eine Kombination beider Gründe– und aller Schweregrade von Inkontinenz. Den 258 Abonnenten aus 23 Ländern im Alter zwischen 18 und 74 Jahren – die Mehrheit waren Frauen und zwischen 18 und 44 – schickte man nach vier und nach acht Wochen einen Fragebogen, damit sie über eine etwaige Verbesserung ihres Zustandes berichteten. Die Forschenden bewerteten dann die Antworten anhand der Patient Global Impression of Improvement Scale, die die subjektive Wirksamkeit der Therapie misst. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sich 76 Prozent der Befragten nach vier Wochen viel besser fühlten, bei einer signifikanten Verbesserung der Häufigkeit und des Schweregrades von Inkontinenzereignissen, ohne dass sie einen Arzt aufgesucht hätten. Viele der Teilnehmenden berichteten über eine anhaltende Verbesserung nach acht Wochen. Diejenigen mit schwererer Inkontinenz erzielten laut den Ergebnissen die stärksten Verbesserungen hinsichtlich der täglichen Lebensaktivität und Lebensqualität. Die meisten Probanden fühlten sich am Ende der Studie „viel besser“. Die App könne möglicherweise die Therapietreue erhöhen und zur Ergänzung anderer Behandlungen eingesetzt werden, erklären die Forschenden. „Weil sie bequem, flexibel und wirksam ist, kann die App den Zugang zur Versorgung verbessern und als Erstlinientherapie für Frauen und Männer mit Harninkontinenz dienen“, sagt Tunuguntla. „Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit der App bei der langfristigen Verbesserung dieses Problems zu testen.“
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