Hautpflegeroutinen von Teenagern auf Social Media können schaden

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Kosmetikvideos auf Social Media beeinflussen Mädchen zunehmend – mit gesundheitlichen Folgen. Die Studie warnt vor Hautreizungen, Allergien und problematischen Schönheitsidealen.

Wenn Teenager auf TikTok sagen: „Get ready with me“, kann das schädlicher sein, als ihnen bewusst ist. In einer Studie, die die potenziellen Risiken und Vorteile von Hautpflegeroutinen von Teenagern auf Social Media untersucht, fanden Wissenschaftler der Northwestern Medicine heraus, dass Mädchen im Alter von 7 bis 18 Jahren durchschnittlich sechs verschiedene Produkte auf ihrem Gesicht verwenden, einige sogar mehr als ein Dutzend. Diese Produkte werden meist gezielt an jüngere Konsumenten vermarktet und bergen ein hohes Risiko für Hautreizungen und Allergien, so die Studie. Die Ergebnisse wurden am 9. Juni in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht. 

Jede Hautpflegeroutine kostet laut Studie im Durchschnitt 168 US-Dollar (was laut Autoren meist für einen Monat reicht, je nach Produktgröße), einige Routinen kosten sogar mehr als 500 US-Dollar. Mit Beginn des Sommers warnen die Autoren, dass nur 26 Prozent der Tagesroutinen Sonnenschutz enthalten – ein Produkt, das für jede Altersgruppe, insbesondere aber für Kinder, als das wichtigste gilt.

Die am häufigsten angesehenen Videos enthielten im Durchschnitt 11 potenziell reizende Wirkstoffe, was die Content-Creator einem Risiko für Hautreizungen, Sonnenempfindlichkeit und allergische Kontaktdermatitis aussetzt. Frühere Studien zeigen, dass die Entwicklung einer solchen Allergie lebenslang die Auswahl an Seifen, Shampoos und Kosmetika einschränken kann. 

„Das hohe Reizrisiko ergibt sich sowohl aus der gleichzeitigen Anwendung mehrerer Wirkstoffe wie Hydroxysäuren als auch aus der unbewussten wiederholten Anwendung desselben Wirkstoffs, der in drei, vier oder fünf verschiedenen Produkten enthalten ist“, erklärte die korrespondierende Autorin Molly Hales von der Northwestern University Feinberg School of Medicine, Chicago, USA.

Zehn Produkte in sechs Minuten

In einem der in der Studie untersuchten Videos trug die Content-Creatorin innerhalb von sechs Minuten zehn Produkte auf ihr Gesicht auf. „Während sie die Produkte aufträgt, beginnt sie, Unwohlsein und Brennen zu äußern, und in den letzten Minuten entwickelt sie eine sichtbare Hautreaktion“, sagte die Senior-Autorin Tara Lagu aus Chicago.

„Wir haben festgestellt, dass es in einigen Fällen eine bevorzugte, kodierte rassistische Sprache gab, die wirklich auf hellere, strahlendere Haut abzielte“, sagte Lagu. „Ich denke, es gab auch reale Zusammenhänge zwischen der Nutzung dieser Routinen und Konsumverhalten.“ 

Tückisch und nutzlos

Die Videos bieten laut den Autoren der Studie für die pädiatrische Zielgruppe wenig bis keinen Nutzen. Darüber hinaus ist es aufgrund der Funktionsweise der Algorithmen nahezu unmöglich für Eltern oder Kinderärzte, genau nachzuvollziehen, was Kinder oder Jugendliche sehen. Schließlich gibt es laut Hales auch Gefahren, die über Hautschäden hinausgehen. 

„Es ist problematisch, Mädchen dabei zu zeigen, wie viel Zeit und Aufmerksamkeit sie ihrer Haut widmen“, sagte Hales. „Wir setzen für diese Mädchen einen sehr hohen Standard. Das Streben nach Gesundheit ist in unserer Gesellschaft zu einer Art Tugend geworden, aber das Ideal von ‚Gesundheit‘ ist auch sehr eng mit Schönheit, Schlankheit und Weißsein verbunden. Das Tückische an ‚Skin Care‘ ist, dass sie vorgibt, um Gesundheit zu gehen.“