Heidelberger Infektionsforscherin erhält Heisenberg-Professur

Heisenberg-Professorin Claudia Denkinger (Foto: © Universitätsklinikum Heidelberg)

Für Prof. Claudia Denkinger ist an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg eine „Heisenberg-Professur für Infektions- und Tropenmedizin“ (W3) eingerichtet worden.

Gemeinsam mit ihrem Team und internationalen Kooperationspartnern entwickelt und bewertet Denkinger neuartige Diagnostik- und Screening-Methoden wie beispielsweise eine Prognose-App für das individuelle Tuberkulose-Risiko. Solche leicht zu bedienenden Anwendungen sollen zukünftig auch in ressourcenschwachen Ländern den Weg zur Diagnose verkürzen und die Ausbreitung von Infektionen eindämmen.

Gleichzeitig mit der neu eingerichteten Heisenberg-Professur baut das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) auch die Versorgung von Patienten mit Infektionskrankheiten aus: Die von Denkinger geleitete Sektion „Infektions- und Tropenmedizin“ firmiert ab sofort als eigenständige Abteilung am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums. Zusätzlich soll eine neue, von ihr geleitete Sektion „Infektiologie“ in der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Vergiftungen im Zentrum für Innere Medizin entstehen. Dem Team stehen damit Betten in der Medizinischen Klinik zur Verfügung, in denen es Betroffene mit schwer behandelbaren oder neu aufgetretenen Infektionen behandelt.

Intelligente Tests sollen Gesundheitsrisiken verdeutlichen und Weg zur Diagnose verkürzen

Schwerpunkt von Denkingers Forschungsarbeit ist die Tuberkulose. Die Infektionskrankheit ist ein großes Problem in ärmeren Ländern, in denen der Zugang zu medizinischer Expertise begrenzt ist. Aber auch in Deutschland erhalten Betroffene häufig erst spät die Diagnose, weil sie mit ihren Beschwerden nicht zeitnah den Weg zu medizinischem Fachpersonal finden oder bei Atemwegsproblemen und Hinweisen aus Gewebeproben Tuberkulose nicht automatisch in Betracht gezogen wird. „Die Kernfragen sind immer die gleichen: Wie können wir dazu beitragen, diese Hürden abzubauen, Menschen früh einer Diagnose zuzuführen und das Infektionsrisiko für andere zu senken“, erläutert Denkinger. Großes Potenzial sieht sie zum Beispiel in Apps für Mobiltelefone, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz anhand von Patientendaten das jeweilige Risiko für eine Tuberkulose-Infektion berechnen und weitere Schritte empfehlen.

Digitale Tests haben – wenn sie selbsterklärend und leicht zu bedienen sind – zweierlei Nutzen: Für die Betroffenen sind sie ein niederschwelliges Angebot, ihr Krankheitsrisiko objektiv nachzuvollziehen. Gesundheitspersonal in ressourcenschwachen Regionen kann mithilfe der App eine Vorauswahl treffen, so dass die begrenzt vorhandenen diagnostischen Mittel und Laborkapazitäten möglichst gezielt und nicht nach dem Gießkannen-Prinzip zum Einsatz kommen.

Infektionen spielen in allen Fachbereichen der Medizin eine Rolle

Denkinger, Oberärztin Dr. Elham Khatamzas und ihr Team beraten Kollegen anderer Fachbereiche unter anderem in gemeinsamen Visiten und Fallbesprechungen, wenn bei Patienten zusätzlich zu einer Grunderkrankung eine komplexe Infektion behandelt werden muss. Wichtig ist ihre Expertise auch bei ungewöhnlichen Erregern, die zum Beispiel nur sehr geschwächte Menschen wie Krebspatienten infizieren, in Deutschland selten vorkommen oder schwer zu behandeln sind. In den eigenen Betten in der Sektion Infektiologie in der Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Vergiftungen des UKHD behandelt das Team nun zusätzlich Menschen, die primär wegen einer Infektion, zum Beispiel Tuberkulose, invasiven Pilzinfektionen oder Fieber unbekannter Ursache, aufgenommen wurden.

„Es gibt große Schnittmengen mit anderen Fachbereichen der Medizinischen Fakultät und des UKHD – in Forschung, Lehre und Krankenversorgung“, erläutert Prof. Michael Boutros, Dekan der medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg und Mitglied im Vorstand des Universitätsklinikums. „Dass nun eine Abteilung für Klinische Infektiologie eingerichtet worden ist, zeigt, wie wichtig dieser interdisziplinäre Ansatz für die Versorgung schwerkranker Patientinnen und Patienten ist. Wir freuen uns, dass Professorin Denkinger diese Zusammenarbeit weiter intensivieren wird.“

Denkinger erhält eine von aktuell vier und die insgesamt sechste Heisenberg-Professur an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Die Heisenberg-Professur der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zählt zu den höchstdotierten Instrumenten der Drittmittelförderung in Deutschland für herausragende Wissenschaftler in Leitungspositionen.