Heidelberg: Stremmel verabschiedet sich in den Ruhestand2. April 2018 Prof. Wolfgang Stremmel verabschiedet sich in den Ruhestand. (Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg) Nach 24 Dienstjahren als Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen scheidet Prof. Wolfgang Stremmel aus seinem Amt am Universitätsklinikum Heidelberg aus. „Seine bahnbrechenden Arbeiten zu den Transportsystemen der menschlichen Zelle machten Professor Stremmel im Verlauf seiner insgesamt über 40-jährigen Karriere zu einem der Spitzenforscher seines Fachs“, sagt Prof. Wolfgang Herzog, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg. „Wir danken ihm herzlich für sein großes Engagement für Wissenschaft und Klinik.“ Am 1. April 2018 übernimmt Prof. Uta Merle bis zur Wiederbesetzung der Professur für Gastroenterologie die Leitung der Klinik für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen. Stremmels Untersuchungen trugen wesentlich zum Verständnis der spezifischen Funktionen von menschlichen Zellen und Organen bei und haben sowohl für die medizinische Grundlagenforschung als auch für die Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren und Therapien große Bedeutung. In Zukunft möchte sich Stremmel verstärkt seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen. Auf der Suche nach neuen Behandlungsoptionen Durch Aufklärung unerwarteter Stoffwechselwege gewann er neue Einblicke in die Ursache der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa und fand eine nebenwirkungsarme Behandlungsoption, die zurzeit noch in der Entwicklungsphase ist. „Bei Patienten mit Colitis ulcerosa fehlt die natürliche Schleimschicht im Dickdarm, was die Dickdarmwand angreifbar für Bakterien macht. Durch orale Gabe von im Dickdarm freigesetztem Lecithin kann dieser Schleimhautschutz wieder aufgebaut und die Darmentzündung verhindert werden“, fasst Prof. Stremmel zusammen. Außerdem entwickelte er ein Medikament, das den Übertragungsweg für Entzündungen in der Leber hemmt. Auf diese Weise, so die Hoffnung Stremmels und seines Teams, lässt sich in Zukunft mit einem neuen Wirkstoff Leberschädigungen durch Alkohol, Medikamente, Übergewicht, hohes Cholesterin oder Diabetes entgegenwirken. „Der Patient im Zentrum ärztlichen Handelns“ Stremmel ist in erster Linie mit Leidenschaft Arzt: „Der Patient steht immer im Zentrum unseres Handelns. Ich bin stolz darauf, dass ich diese Philosophie auch an mein rund 35-köpfiges Team weitergeben konnte“, sagt er. Stationär werden Patienten mit fortgeschrittenen Darm- und Lebererkrankungen sowie schweren Infektionen einschließlich der Sepsis (Blutvergiftung) behandelt. Die Abteilung ist auf Zusammenarbeit ausgelegt, mit einer interdisziplinären Endoskopie, einer Sektion für Lebertransplantationen, einer Sonographieeinheit, einer Intensivstation, Normalstationen und Ambulanzen. „Während meiner Tätigkeit sind aus dieser eher kleinen Abteilung Innere Medizin IV drei Abteilungsleiter von Universitätskliniken, zwölf Chefärzte und fast 100 Fachärzte hervorgegangen“, so Stremmel. Einsatz für seltene Erkrankungen Sein Engagement erstreckt sich auch auf sehr seltene, angeborene Stoffwechselerkrankungen: Seit 36 Jahren gilt seine besondere Fürsorge Patienten mit der angeborenen Kupferspeichererkrankung Morbus Wilson. Er ist in regem Austausch mit der Patientenvereinigung von über 200 Betroffenen; jährlich finden Patiententreffen in Heidelberg statt. Der Eisenstoffwechsel und die seltene Eisenspeichererkrankung Hämochromatose sind weitere Forschungsschwerpunkte Stremmels. „Auch in meinem kommenden Lebensabschnitt bleibe ich den Patienten und ihren Selbsthilfegruppen eng verbunden“, verspricht er. „Ich stehe weiterhin gerne mit Rat zur Seite.“ Exzellenter Grundlagenforscher, der Lehrbuchwissen veränderte Stremmel studierte in seiner Heimatstadt Köln Medizin. Bereits in seiner Zeit als Assistenzarzt am Institut für Physiologische Chemie in Köln war er vom hochkomplexen Fettstoffwechsel und von Transportvorgängen im Organismus fasziniert. Ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) führte ihn anschließend für zwei Jahre an die Mount Sinai School of Medicine in New York City. Zurück in Deutschland, forschte er neben seiner medizinischen Tätigkeit weiterhin an der Universitätsklinik in Düsseldorf. 1984 wurde er Facharzt für Innere Medizin, 1985 habilitierte er sich, 1987 wurde er Oberarzt an den Universitätskliniken Düsseldorf. In diesen Jahren gelang ihm die bahnbrechende Entdeckung, dass die in der Nahrung enthaltenen langkettigen Fettsäuren nicht passiv in die Zellen gelangen, sondern dass diesem Vorgang ein bis dahin unbekanntes Membrantransportsystem zugrunde liegt. „Das war damals im Kollegenkreis eine durchaus provokante Erkenntnis“, erinnert er sich – es sollte nicht die Einzige bleiben. Im Laufe seiner Forschungstätigkeiten veröffentlichte er 477 Original- sowie 272 Übersichtsarbeiten und Buchbeiträge. Für seine Pionierleistungen in der Erforschung des Fettstoffwechsels erhielt er 1989 den von der DFG verliehenen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. 1994 wurde er Professor und Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik, Abteilung Innere Medizin IV des Universitätsklinikums Heidelberg. Im Jahr 2006 wurde er Ehrendoktor der Universität Tiflis.
Mehr erfahren zu: "Ministerin richtet Vorsorge-Appell an Männer" Ministerin richtet Vorsorge-Appell an Männer Zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und einem gesundheitsbewussten Lebensstil rät Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach insbesondere Männern – und zwar anlässlich des Weltmännertages am 3. November.
Mehr erfahren zu: "Intensivmedizin: Fachgesellschaften bekräftigen interdisziplinäre Zusammenarbeit" Intensivmedizin: Fachgesellschaften bekräftigen interdisziplinäre Zusammenarbeit Für die Qualität der Intensivmedizin sind eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit am Patientenbett und klare Zuständigkeiten zwischen den beteiligten Fachrichtungen entscheidend. Diese Grundprinzipien bekräftigen vier deutsche Fachgesellschaften.
Mehr erfahren zu: "Leberzirrhose: Höhere Inzidenz in Haushalten mit geringem Einkommen" Leberzirrhose: Höhere Inzidenz in Haushalten mit geringem Einkommen In Schweden tritt eine Leberzirrhose in einkommensschwachen Familien deutlich häufiger auf als in Haushalten mit hohem Einkommen.