Heinrich fordert zahlreiche Veränderungen, um den freien Arztberuf attraktiv zu halten

Dirk Heinrich (Foto: Andreas Schoelzel / SpiFa)

In seiner Key Note zum Fachärztetag 2020 betonte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands (SpiFa), eindringlich die Bedeutung der Freiberuflichkeit der Ärzte für ein funktionierendes Gesundheitswesen.

An dem vom SpiFa als Online-Hybridveranstaltung am 11. Dezember 2020 ausgerichteten Fachärztetag nahmen bereits am frühen Morgen mehr als 600 Zuschauer teil.

Es wird niemanden verwundern, dass Heinrich seine Rede mit der Corona-Krise begann. Hier zeigen sich nach Heinrichs Meinung die Vorteile des freien Berufs Arzt: Selbstverständlch hätte der freie Beruf diese großen Herausforderungen auf sich genommen und auch die Kassenärztlichen Vereinigungen als Selbstverwaltung des freien Berufes Arzt hätten in der Krise selbstverständlich Aufgaben übernommen, die eigentlich nicht in ihren Aufgabereich fielen, etwa die Errichtung von Impfzentren. “Wo stünden wir, wenn es keinen freien Beruf gäbe?” fragte Heinrich rhetorisch. Die Vorteile des freien Berufs für die Gesundheitsversorgung bestehen laut Heinrich in der Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit und in der Unabhängigkeit der Entscheidungsfindung.

Heinrich kritisierte, dass die Öffentlichkeit in der Corona-Krise zu stark auf die Krankenhäuser fokussiere. Es seien die niedergelassenen Ärzte, die als Schutzschirm in der Pandemie wirkten. Die Berichte von Intensivstationen am Anschlag dürften nicht dazu führen, pauschal den Erhalt jedes Krankenhauses zu fordern, denn ein Großteil der Krankenhäuser habe gleichzeitig Kurzarbeit angemeldet.

Heinrich sprach sich dafür aus, mehr Leistungen ambulant anzubieten. “Die weitere Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Leistungen ist nicht die Lösung”, betonte er. Er plädierte zudem für eine Änderung des Verbots-/Erlaubnisvorbehaltes, der bei ambulanten Leistungen nur speziell erlaubte Leistungen ermöglicht, während im Krankenhaus alles möglich ist, was nicht explizit verboten ist. Nur durch die Aufhebung dieser Unterscheidung sei es möglich, den Patienten im ambulanten Bereich Innovationen schneller anzubieten.

Entbudgetierung und Niederlassungsfreiheit

Um jungen Ärzten die Niederlassung attraktiv zu machen, sind nach Heinrichs Ansicht noch viel weitergehende Änderungen nötig. Hier steht an erster Stelle die Budgetierung der ärztlichen Leistungen. Endlich sei das Problem jetzt in den Köpfen der Politiker angekommen, berichtete Heinrich, denn zuletzt hätten drei Bundestagsabgeordnete bei einem Treffen mit ihm zugestanden: “Budgetierung ist ein Problem.” “Dass das, was an notwendigen Leistungen erbracht wird, budgetiert wird, ist ein Unding”, spitzte der SpiFa-Vorsitzende zu.

Doch seine Forderungen gingen noch weiter: Auch die Niederlassungsfreiheit müsse wiederhergestellt werden. Allein schon das Wort “Bedarfsplanung” sei sehr schräg, denn ein Bedarf lasse sich nicht planen, ebensowenig, wie sich Krankheiten planen lassen. “Nur so kann die Niederlassung für junge Ärzte attraktiv werden”, fasste Heinrich zusammen.

Schließlich richtete er die Aufmerksamkeit auch noch auf die Digitalisierung. “Digitalisierung ist kein Selbstzweck”, betonte der Facharzt, “sie muss nutzen und nicht noch mehr schaden!” Hier führte er einige Anwendungen wie die Telematikinfrastruktur oder die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung an, die so unpraktikabel und schlecht durchdacht seien, dass sie dem Arzt das Leben nur noch schwerer machten.

Als Vision, wie er sich den Arztberuf künftig vorstellt, formulierte Heinrich abschließend: “ein freier, wirtschaftlich unabhängiger, in hybriden Formen arbeitender, digital unterstützter Arzt in kollegialem Verband”.

(ms)