Herausforderung Aus- und Weiterbildung30. April 2021 Christian Knop, Bodo Kretschmann, Annika Hättich, Thoms Wirth (v.o.l.n.u.r. /Screenshots: hr, Biermann Medizin) Auf der Online-Pressekonferenz anlässlich des digitalen VSOU-Kongresses erläuterten Orthopäden und Unfallchirurgen die Chancen und Schwierigkeiten der fachärztlichen Aus- und Weiterbildung unter dem besonderen Aspekt, Generalist oder Spezialist im Fach zu werden. Im Vergleich zu früheren Zeiten sind die Arbeitszeiten von Orthopäden und Unfallchirurgen heute zwar noch immer sehr dicht, dennoch deutlich entspannter im Hinblick auf Freizeit und Familie. Es hat sich etwas bewegt, so der allgemeinen Tenor der vier Experten im Zoom-Meeting. Mit den heutigen Arbeitszeitregelungen habe sich bereits vieles zum Guten verändert, konstatierte etwa Annika Hättich vom Jungen Forum O&U „Wir sind zufrieden damit, dass die meisten Kliniken so auf die Wünsche der jungen Mediziner eingegangen sind, dennoch leidet darunter die Aus- und Weiterbildung“, sagte Fachärztin an der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie plädierte dafür, dass in der Aus- und Weiterbildung beispielsweise verstärkt neue Techniken wie Simulatoren eingesetzt werden, allerdings müsste das simulierte Erlernen dann auch für die Ausbildung angerechnet werden können, so Hättich. Das Problem, das sich dem Nachwuchs laut der ExpertInnen stellt, ist, dass neben der täglichen Arbeit in Versorgung und Dokumentation und unter Einhaltung der gesetzlich geregelten Arbeitszeiten von maximal zehn Stunden am Tag kaum Zeit für die Aus- und Weiterbildung oder aber Forschung bleibt. Hat dies Auswirkungen im Hinblick darauf, sich auf ein Teilgebiet zu spezialisieren oder aber das Fach ganz im Blick behalten zu wollen – sprich Spezialist oder Generalist zu werden? Prof. Christian Knop, Kongresspräsident und Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Stuttgart sah „keine Chance am Generalisten vorbeizukommen“, wenn man in einer Klinik arbeiten wolle. „Sie können bei einem Polytrauma nicht für jeden Körperteil einen Spezialisten dazu holen“, erklärte er. Es sei eine Kunst generell den Überblick zu behalten, aber dennoch Spezialkenntnisse zu erwerben. „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die wissen schon am zweiten Tag in der Klinik, dass sie nur noch Knie operieren wollen“, berichtete Hättich. Das gehe jedoch nicht, wenn man in einer großen Klinik der Maximalversorgung arbeite. Allerdings wird man auch nach sechs Jahren Facharztausbildung längst nicht alles können, jedoch den Anspruch alles versorgen zu können, sollte man schon haben“, so Hättich weiter. Dies bestätigte auch Kongresspräsident Prof. Thomas Wirth. An großen Unikliniken bestehe die Chance zu rotieren und viel mitzunehmen, dennoch „müssen wir aufpassen, dass die Fachärzte nach ihrer abgeschlossenen Weiterbildung zwar in die Selbstständigkeit kommen, aber nicht alles können“, so der Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Klinik des Olgahospital Stuttgart. Erst wenn ein Facharzt noch weitere zwei bis vier Jahre in einer großen Klinik bleibt und lernt, entwickele er sich zu einem Facharzt mit Überblick – einem Generalist ist Wirth überzeugt. Dr. Bodo Kretschmann, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, fokussierte auf ein weiteres Problem bezüglich der Ausbildung zu einem Generalisten. Da konservative Therapien finanziell nicht mehr abgebildet seien, kämen auch keine Patienten mehr in die Kliniken, die von diesen Therapien profitierten. „Diese lernen sie dann nicht mehr in ihrer Ausbildung dort und müssen sie sich dann später in der Niederlassung etwa in Akkupunkturkursen aneignen“, so der 1.Vorsitzende der VSOU. Eines von vielen der Probleme, die die Ökonomisierung der Medizin mit sich bringt und der daher Einhalt geboten werden sollte. (hr)
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