Hervorragende Hepatitis-Forschung: Heidelberger Virologe erhält Ehrendoktorwürde in der Schweiz1. Dezember 2023 Verleihung der Ehrendoktorwürde in Basel (v.l.): Primo Leo Schär, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Basel, Stephan Urban, DZIF-Professor für Translationale Virologie der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg und Andrea Schenker-Wicki, Rektorin der Universität Basel. (Foto: © Universität Basel, Christian Flierl) Die Medizinische Fakultät der Universität Basel (Schweiz) hat dem Heidelberger Prof. Stephan Urban die Ehrendoktorwürde verliehen. Sie würdigt damit die bedeutende Entwicklung des ersten Medikaments gegen chronische Hepatitis-D von der Grundlagenforschung bis zur medizinischen Anwendung. Urban, Professor des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) für Translationale Virologie der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) wurde am 24. November zum „Doctor honoris causa“ der Medizinischen Fakultät der Universität Basel ernannt. Urbans Forschungsleistung bezeichnete Prof. Primo L. Schär, Dekan der Medizinischen Fakultät Basel, als eine der „bedeutendsten Entwicklungen in der Hepatitis-Forschung der vergangenen Dekaden“. Von der Grundlagenforschung zum wirksamen Medikament Urban kann auf 25 Jahre intensive Forschungsarbeit zurückblicken: Inzwischen hilft ein von ihm entwickeltes Medikament Patienten mit Hepatitis D. Als Grundlagenforscher hatte Urban ursprünglich beabsichtigt, die molekularen Mechanismen von Hepatitis-B-Virus (HBV) und Hepatitis-D-Virus (HDV) Infektionen zu verstehen. Im Zuge seiner Forschung fand er heraus, dass ein Proteinfragment aus der Virushülle an einen zu diesem Zeitpunkt unbekannten Rezeptor auf der Leberzelle bindet. Es gelang Urban und seinem Team, Teile des Hüllproteins synthetisch im Labor herzustellen und zur Blockade des viralen Rezeptors einzusetzen. Dadurch wurde der Eintritt der Hepatitisviren HBV und HDV in die Zelle verhindert. Studien im Tiermodell bestätigten diesen Ansatz als einen möglichen Weg zur Entwicklung eines Therapeutikums. Ende Juli 2020 wurde der Wirkstoff Bulevirtide unter dem Namen Hepcludex in Europa als erstes Medikament zur Behandlung der chronischen HDV-Infektion zunächst konditional und seit 2023 endgültig zugelassen. Der Wirkstoff hemmt effektiv die Vermehrung von Hepatitis-D-Viren hemmt und führt zu einer deutlichen Verbesserung der Leberfunktion. Ergebnisse laufender Studien werden zeigen, ob eine Dauerbehandlung nötig ist, oder ob das Medikament, möglicherweise in Kombination mit anderen Wirkstoffen, kuratives Potential hat. Die klinische Entwicklung von Bulevirtide/Hepcludex ist ein Beispiel einer gelungenen Kooperation akademischer Forschung mit dem Biotech Startup Unternehmen Myr-GmbH, die letztendlich zur Übernahme und weltweiten Vermarkung durch den Pharmakonzern Gilead führte.
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