Herz-Kreislauf-Forschung in Würzburg gestärkt17. Januar 2019 Prof. Srikanth Karnati erforscht an der Universität Würzburg die Rolle der Peroxisomen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Foto: © Corinna Russow/Universität Würzburg Dr. Srikanth Karnati ist neuer Professor für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg. Er erforscht die Rolle der Peroxisomen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Wir werden Pioniere sein“, sagte Karnati vor einigen Jahren zur Betreuerin seiner Doktorarbeit. Pioniere, weil sie anfingen, die Rolle von Peroxisomen bei Lungenkrankheiten zu erforschen. „Peroxisomen sind kleine Zellorganellen, und bisher wussten wir nur, dass sie da sind, aber nicht was sie machen“, erklärt Karnati. Seit August 2018 ist Karnati Professor für Anatomie und Zellbiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Inzwischen weiß er, dass Peroxisomen bei der Entstehung von Lungenkrankheiten wie Lungenfibrose eine treibende Kraft sind. Nun vermutet er, dass diese Zellorganellen auch an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt sind. Drei Forschungsschwerpunkte „Ich denke, dass Peroxisomen im Herz auch eine große Rolle spielen“, sagt er. Die Erforschung dieser Zusammenhänge wird eines seiner drei Forschungsfelder in Würzburg sein. Außerdem möchte er Bildgebungsverfahren entwickeln, mit denen die Regeneration des Herzens nach einem Herzinfarkt untersucht werden kann. „Vielleicht kann man das auch irgendwann in der Klinik nutzen.“ Sein dritter Schwerpunkt liegt auf dem Stoffwechsel und oxidativem Stress. Peroxisomen und Mitochondrien haben eine gemeinsame Funktion im Fettstoffwechsel und beim Abbau von oxidativem Stress. „Interessanterweise beeinflussen Fehlfunktionen bei einem dieser beiden Organellen auch das andere, wodurch eine Lipid-Toxizität hervorgerufen wird, die zu zellulärem Stress führt“, sagt Karnati. Wechselspiel von Peroxisomen und Mitochondrien Lipide gehören zu den Faktoren, welche die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen. Deshalb möchte der Wissenschaftler die Kommunikation zwischen Peroxisomen und den Mitochondrien erforschen. Untersuchen will er auch, welche metabolischen und oxidativen Stressfunktionen mit den beiden Organellen zusammenhängen. Was Karnati an der JMU macht, ist Grundlagenforschung. Doch genau das ist seiner Meinung nach wichtig: „Jeden Tag sehen wir Patienten sterben und sind nicht in der Lage zu helfen. Wenn wir Krankheiten aber von Grund auf möglichst genau verstehen, können wir die Pathogenese vielleicht verhindern und so den Patienten helfen.“ Von pflanzlichen zu menschlichen Zellen Karnati wurde 1975 in Indien geboren und bekam nach dem zentralen staatlichen Abitur nur einen Studienplatz in Gartenbau zugewiesen, obwohl er sich für Medizin beworben hatte. Danach studierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin im Master-Studiengang „International Agricultural Sciences“. Zur Biomedizin kam er durch Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Dermatologie an der Charité Berlin und am Zentrum für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen. Anschließend promovierte Karnati in Gießen in „Life Sciences“. An der Charité arbeitete Karnati an einer Methode, mit der man testen kann, welcher Typ von Papillomviren Hautkrebs begünstigt. Auf seine Arbeit an der Charité aufbauend, entwickelte er in Gießen seine Pionierarbeit über Peroxisomen. Ein ungewöhnlicher Werdegang – vom Agrarexperten zum Zellbiologen in der Anatomie. Dazu sagt Karnati: „Zellen sind Zellen, ob nun menschlich oder pflanzlich. Sie unterscheiden sich nur in ihren Aufgaben.“ Alltagsnahe Vorlesungen Als Anatom kennt Karnati den menschlichen Körper genau und gibt sein Wissen gern an seine Studierenden weiter: „Junge Menschen haben viel Energie und die nützt uns. Studenten sind unsere Zukunft.“ Studierende in Würzburg können sich in den Vorlesungen und Seminaren auf lebensnahe Erklärungen freuen. „Die Anatomie ist komplex und wäre langweilig, wenn ich sie nur erzähle. Deshalb habe ich verschiedene Lern-Strategien entwickelt, um die Studierenden für das Fach zu begeistern“, sagt der Wissenschaftler. Darum versuche er, die Inhalte zu vereinfachen und mit dem Alltag zu verknüpfen. So erkläre er beispielsweise die Handwurzelknochen am Beispiel von Müttern, die nach der Geburt eines Kindes den Kinderwagen schieben und dabei ihre Handgelenke in einer ungewohnten Position halten. Die Folge dieser Haltung kann für die Mütter ein Karpaltunnelsyndrom sein. Die Folge dieser lebensnahen Erklärung für die Würzburger Studierenden kann sein, dass sie die Zusammenhänge schnell verstehen und nicht wieder vergessen. Mehrfache Auszeichnungen Für seine Arbeiten wurde Karnati mehrfach ausgezeichnet. Unter anderen erhielt er 2008 den Young-Scientist-Award der Histochemischen Gesellschaft und 2017 den Dr.-Herbert-Stolzenberg-Preis für herausragende Leistungen in der Medizin.
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